Bereits mit dem Berichtsjahr 2021 wurde das Chancengleichheits-Monitoring der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) neu aufgesetzt und um weiteres Datenmaterial ergänzt: Neben den bisherigen Kennzahlen zum Anteil von Wissenschaftlerinnen an der Antragstellung, zu ihrem Antragserfolg, ihrer Beteiligung an Begutachtungen und DFG-Gremien, enthält der Bericht seitdem auch Statistiken zu Erstantragsteller*innen, weitere nach Alter differenzierende Abbildungen sowie Angaben zu Promovierenden auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes.
Betrachtet man die Anteile von Wissenschaftlerinnen auf allen Ebenen der wissenschaftlichen Karriere, so lässt sich erkennen, dass diese über die Jahre kontinuierlich ansteigen, wenn auch größtenteils sehr langsam. So liegt der Frauenanteil auf Ebene der Professur nun bei 28 Prozent. Für die meisten laufenden Projekte in den Förderprogrammen der DFG lässt sich ebenfalls eine leichte Steigerung des Frauenanteils feststellen. Insgesamt ist der Frauenanteil in den vergangenen vier Jahren in den Verfahren der Einzelförderung, in den Koordinierten Programmen sowie in der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder von 24,0 Prozent in 2020 bis auf 27,1 Prozent in 2023 gestiegen. Bei der Betrachtung der Beteiligung von Frauen in der Personenförderung (Walter Benjamin-, Emmy Noether-, Heisenberg-Programm) über den Verlauf der letzten vier Jahre fällt ein gewisser „Einbruch“ im Jahr 2021 (und z. T. auch in 2022) auf. Insofern könnte ein, wenngleich nicht gesicherter Zusammenhang zur Coronavirus-Pandemie bestehen. Im Jahr 2023 haben sich die Frauenanteile jedenfalls wieder erholt und liegen in etwa gleichauf mit der Beteiligung von Frauen vor der Pandemie.
Auf Grundlage der entschiedenen Neuanträge in der Einzelförderung kann zudem gesagt werden: Je jünger die Alterskohorte, desto höher ist der Frauenanteil. Der höchste Frauenanteil ist mit 47 Prozent bei den Lebenswissenschaften in der Alterskohorte bis 35 Jahre vorhanden. Die Ingenieurwissenschaften verzeichnen den größten Unterschied mit Blick auf das Alter: Dort sind 24,7 Prozent Wissenschaftlerinnen bis 35 Jahre und lediglich 6,7 Prozent Wissenschaftlerinnen über 65 Jahre vertreten.
Auch die Förderquote, also das Verhältnis der Anzahl bewilligter Anträge zur Anzahl der Anträge, die im angegebenen Zeitraum entschieden wurden, wird im Chancengleichheits-Monitoring der DFG seit langem kontinuierlich beleuchtet. Die Förderquoten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterscheiden sich im Gesamtdurchschnitt dabei erfreulicherweise kaum. Mit Blick auf einzelne Wissenschaftsbereiche ist im Jahr 2023 zu beobachten, dass in den Ingenieurwissenschaften die Förderquote der Wissenschaftlerinnen rund 5,1 Prozentpunkte unter der für Wissenschaftler liegt. In den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Naturwissenschaften liegen die Förderquoten der Wissenschaftlerinnen 2023 hingegen 1 bis 1,6 Prozentpunkte höher als die ihrer männlichen Kollegen. Diese Unterschiede sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten, da die Förderquoten – auch aufgrund teilweise geringer Fallzahlen – im Zeitverlauf zum Teil deutlich schwanken.
Erfreuliche Entwicklungen gibt es unter anderem bei der Beteiligung von Wissenschaftlerinnen in Begutachtung und Bewertung, für welche die DFG sich ehrgeizige Ziele gesetzt hat. Bei den Panel- und Vor-Ort-Begutachtungen zum Beispiel steigen die Frauenanteile fortlaufend auf nun etwa 28 Prozent im Zeitraum 2020–2023. Mit Blick auf die Wissenschaftsbereiche ist der Frauenanteil in den Begutachtungsgruppen in den Geistes- und Sozialwissenschaften regelmäßig am höchsten, in den Ingenieurwissenschaften am niedrigsten.
Insgesamt zeigen sich also einige erfreuliche Entwicklungen bei der Beteiligung von Frauen in der Wissenschaft und in der DFG-Förderung, wenngleich Verbesserungen nur langsam voranschreiten. Dabei lohnt sich, soweit möglich, ein differenzierter, idealerweise sogar intersektionaler Blick auf die Daten, wie beispielsweise eine Aufschlüsselung nach Fachgebieten oder Alter. Die DFG hat sich dazu mit ihrem Gleichstellungs- und Diversitätskonzept auf den Weg gemacht, auch diese Aspekte stärker in den Blick zu nehmen und Möglichkeiten und Vorgaben in der DFG-Förderung sowie Unterstützungsangebote mit Blick auf weitere Diversitätskategorien zu überprüfen und einzuführen.
Zum „Chancengleichheit-Monitoring 2023“:
Zum Thema Chancengleichheit und Diversität:
Zum Infobrief „Corona, Gender und Forschungsförderung“ (2021):
Zum Bericht „Das DFG-Fördergeschehen im Kontext der COVID-19-Pandemie“ 2022:
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