Information für die Wissenschaft Nr. 76 | 7. Oktober 2022

Technologie- und Methodenplattform für vernetzte medizinische Forschung: Abschlussveranstaltung der Förderaktivität „Projekte an und mit der TMF“

Präsentation der Projektergebnisse und Reflexion der Förderimpulse

Präsentation der Projektergebnisse und Reflexion der Förderimpulse

Am 22. September 2022 kamen die Projektbeteiligten zusammen, um auf die Ergebnisse der Forschungsvorhaben zu blicken und gleichzeitig die Impulse der Förderung gemeinsam zu reflektieren. Im Jahr 2015 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen eines offenen Workshops zur Einreichung von Projektideen aufgefordert, die sich nur in der Zusammenarbeit mit der Technologie- und Methodenplattform für vernetzte medizinische Forschung (TMF) realisieren ließen. Im Dialog zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und den Expertinnen und Experten in der TMF-Geschäftsstelle entstanden letztlich 21 konkrete Forschungsvorhaben, von denen neun im Jahr 2016 mit einer Fördersumme von insgesamt 4,5 Millionen Euro gefördert wurden. Im Rahmen der Fortsetzungsbegutachtung im Jahr 2019 wurden fünf dieser Projekte verlängert.

In der Abschlussveranstaltung wurde deutlich, dass die Förderaktivität wesentlich zur Vernetzung der Akteure beigetragen hat. Dies spiegelt sich in der seither deutlich intensiveren technischen Abstimmung und Interoperabilität der entwickelten Datenintegrationssysteme, aber auch in der Vereinheitlichung von Begrifflichkeiten wider. Über die Projektbegleitung durch die TMF und die Nutzung der dortigen Arbeitsgruppen als Diskurs- und Reflexionsraum fanden die Projekte eine ideale Umgebung vor und konnten regelmäßig von den Projektfortschritten und den erreichten Zielen berichten.

Die überschaubare Anzahl von Projekten und Beteiligten begünstigte dabei die Zusammenarbeit. Insbesondere war es von Vorteil, dass die Zusammensetzung der Projekte zufällig gewählt und damit inhaltlich breit gefächert war. Gerade dieser interdisziplinäre Austausch und die unterschiedlichen Perspektiven auf Forschungsansätze und Problemlösungen haben überraschenderweise geholfen, zentrale Erkenntnisse in Bezug auf das Verständnis und die technische Abbildung von Forschungsprozessen herauszuarbeiten. Diese wertvolle Perspektive konnte inzwischen an unterschiedlichen Stellen in andere Forschungskooperationen (z. B. in die Medizininformatik-Initiative, die NFDI4Health oder die Initiative Deutscher Forschungspraxennetze) einfließen und dort genutzt werden.

Alle Ergebnisse (Software, Datenbanken, Modellierungsansätze oder Handreichungen) wurden im Tool-Pool der TMF, einem Open-Source-Portal, eingestellt und zur Nachnutzung aufbereitet. Die Ergebnisse wurden über Praxis-Workshops, Kurzfilme und die TMF-School breiter bekannt gemacht.

Durch die Förderinitiative konnte das Profil der TMF weiter geschärft und fortentwickelt werden. Insbesondere die Identifizierung von Wechselwirkungen zwischen den Projekten, die Stärkung der Anbindung und Vernetzung mit anderen Initiativen und die Unterstützung des Dialog- und Entscheidungsprozesses waren für die erfolgreiche Bearbeitung der Projekte gewinnbringend. Der Beitrag der TMF für die Projektdurchführung in der medizinischen Forschung wurde von den Beteiligten in besonderer Weise gewürdigt und hervorgehoben.

Die Förderaktivität der DFG zeigt am Beispiel der TMF eindrücklich, wie relevant, vielfältig und gleichzeitig unterschätzt die Rolle wissenschaftlicher Infrastrukturen für die Forschung auch heute noch ist. Aufgaben wie die aktive Vernetzung, Rückbindung in wissenschaftliche Communities und die Unterstützung bei der Veröffentlichung und Nachnutzung von wesentlichen Projektergebnissen sind für komplexe Forschungsfragen, wie sie in der Medizin häufig anzutreffen sind, inzwischen von Forschenden allein nicht mehr zu leisten. Eine nachhaltige Finanzierung von genutzten und relevanten Forschungsinfrastrukturen ist daher eine relevante Voraussetzung für erfolgreiche Forschung.

Geförderte Projekte

  • Standards und Werkzeuge zur Beurteilung der Datenqualität in komplexen epidemiologischen Studien. Projektleitung: PD Dr. Carsten Oliver Schmidt, Greifswald
  • MAGIC – Mainzelliste, Samply.Auth und der Generische Informed Consent Service als Open-Source-Werkzeuge für Identitäts-, Einwilligungs- und Rechtemanagement in der medizinischen Verbundforschung. Projektleitung: Dr. Martin Lablans, Heidelberg
  • Planungsunterstützung für interoperable Informationssysteme in der klinischen Forschung (3LGM2IHE). Projektleitung: Professor Dr. Alfred Winter, Leipzig
  • Weiterentwicklung und Etablierung des Nationalen Metadata Repositories (NMDR). Projektleitung: Professor Dr. Alfred Winter, Leipzig
  • Untersuchungen zum Einfluss dezentraler Strukturen im Bereich von Biomaterialbanken auf die Qualität von Biomaterialproben. Projektleitung: PD Dr. Karoline I. Gaede, Borstel
  • Anonymisierte Routinedaten aus der ambulanten Versorgung für die Versorgungsforschung, RADAR. Projektleitung: Professorin Dr. Eva Hummers-Pradier, Göttingen
  • CandActCFTR, eine Datenbank für Wirkstoffe, die die Funktion von CFTR bei Mukoviszidose verbessern. Projektleitung: PD Dr. rer. nat. Frauke Stanke, Hannover
  • Semantische Textanalyse zur qualitätskontrollierten Extraktion klinischer Phänotyp-Information im Healthcare Integrated Biobanking (STAKI2B2). Projektleitung: PD Dr. Michael Kiehntopf, Jena
  • TMF-Koordinationsantrag. Projektleitung: Professor Dr. Michael Krawczak, Kiel

Weiterführende Informationen

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