Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus

Fritz Stern und Ernst-Ludwig Winnacker vor dem Mahnmal

© DFG /Fotograf Querbach

Die DFG als Selbstverwaltungsorganisation der deutschen Wissenschaft hat ihre Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus' intensiv aufgearbeitet. Unter Leitung der Historiker Professor Rüdiger vom Bruch und Professor Ulrich Herbert bearbeitete eine unabhängige Forschungsgruppe sieben Jahre lang diese Fragestellung. Fazit: Auch die DFG und die von ihr unterstützten Forscher*innen stellten sich nach 1933 in hohem Maße und zu großen Teilen rückhaltlos in den Dienst des Nationalsozialismus'.

Unter Leitung der Historiker Professor Rüdiger vom Bruch und Professor Ulrich Herbert bearbeitete eine unabhängige Forschungsgruppe sieben Jahre lang diese Fragestellung. Fazit: Auch die DFG und die von ihr unterstützten Forscher*innen stellten sich nach 1933 in hohem Maße und zu großen Teilen rückhaltlos in den Dienst des Nationalsozialismus.

2018 wurde der jüngste Band „Vertreibung aus dem Wissenschaftssystem“ der Publikationsreihe der Forschungsgruppe „Beiträge zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft“ vorgestellt. Weitere Bände befassen sich mit Diskursen, Biographien und Projekten in der NS Zeit in einzelnen Forschungs- und Themenfeldern wie beispielsweise der Physik, der Landbauforschung und Agrarökonomie, der Medizin und der „Zigeunerforschung“.

Im Rahmen der Forschungsgruppe bearbeitete der Berliner Historiker Sören Flachowsky das Projekt „Wissenschaftliche Erschließung des DFG-Aktenbestandes im Bundesarchiv (Berlin)“. Dabei entstand eine Sammlung von Stammdaten zu mehr als 50.000 Anträgen der Jahre 1920 bis 1945 von mehr als 13.000 Antragsteller*innen. Diese Daten wurden anlässlich des im Jahr 2020 sich zum hundertsten Mal jährenden Gründungstages der Notgemeinschaft aufwändig aufbereitet und als GEPRIS Historisch veröffentlicht. Das System macht die aufbereiteten Stammdaten recherchierbar, verlinkt auf vertiefende Personen- und Einrichtungsinformationen in anderen Systemen (z.B. Wikipedia und deutsche-biographie.de) und verfügt über einen umfänglichen Textapparat rund um die damalige Forschungsförderung. Über GEPRIS Historisch erhalten Sie auch Hinweise, ob für dort nachgewiesene Anträge über das Bundesarchiv heute noch Förderakten zugänglich sind. Per Link können Sie direkt Einblick in den entsprechenden Eintrag des BA-Findbuchs (Bestandssignatur R 73), das ebenfalls von Sören Flachowsky entwickelt wurde, nehmen.

Die Ausstellung „Wissenschaft – Planung – Vertreibung: Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten“ arbeitet einen weiteren Teil der dunklen Vergangenheit der DFG auf. Sie zeigt die enge Verbindung akademischer Forschung, rationaler Planung und Forschungsförderung im Dienste der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik. Die Ausstellung wurde an verschiedenen Standorten gezeigt und war 2011/2012 auch in Polen zu sehen.

Auch das im September 2006 auf dem Gelände der DFG-Geschäftsstelle eingeweihte Mahnmal, das auf die Verstrickungen der DFG in die Verbrechen der Nationalsozialisten hinweist, soll uns Erinnerung und Mahnung zugleich sein.

Forschungsgruppe zur Geschichte der DFG 1920-1970

Im Frühjahr 2000 berief der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Dr. Ludwig Winnacker, eine Arbeitsgruppe, die in einem ersten Gespräch Wege und Möglichkeiten der Erforschung der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erkundete. Nach Abschluss des ersten Gesprächs bat der Präsident die Professoren vom Bruch (Berlin) und Herbert (Freiburg) darum, die Leitung des Forschungsprojekts zur Geschichte der DFG zu übernehmen. Aus dieser Initiative entwickelte sich ein Forschungsverbund, der sich in seiner Arbeit nach den folgenden drei Leitlinien richtete: Schwerpunkt der Forschung soll die Zeit der NS-Herrschaft sein. Das Hauptaugenmerk der Gruppe lag auf den von der DFG geförderten Forschungsvorhaben selbst. Es ging dabei weniger um eine rein disziplingeschichtliche Untersuchung als vielmehr um eine Analyse fächerübergreifender Entwicklungen.

Zitat

„Dies ist für die DFG eine zutiefst unbequeme Wahrheit. Sie kann uns nicht loslassen, sie muss uns beklemmen, sie muss uns schmerzen."

DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner zu den Ergebnissen der unabhängigen Forschergruppe zur „Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920–1970"