Anerkennung und Ansporn zugleich soll der Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sein, den sechs junge Wissenschaftler*innen erhalten. Der Preis, benannt nach dem früheren, Ende 2000 verstorbenen DFG-Präsidenten, wird gemeinsam von der Bundesministerin für Bildung und Forschung und dem amtierenden DFG-Präsidenten verliehen. Er ist mit je 30 000 Mark dotiert und wird an exzellente Forscher*innen vergeben, die nicht älter als 33 Jahre sind.
Die Heinz Maier-Leibnitz-Preise wurden am 6. Juni 2001 in der Universität Potsdam verliehen.
Gabriele Britz studierte Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main, wo sie 1993 auch promoviert wurde. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen war sie Habilitationsstipendiatin des Landes Hessen und ist seit 1999 Wissenschaftliche Assistentin am Fachbereich Rechtswissenschaft der Universität Frankfurt. Dort habilitierte sie sich im Januar 2000 und übernahm eine Lehrstuhlvertretung an der Universität Jena. Gabriele Britz' Forschungsgebiet ist das Energie- und Umweltrecht - in nationaler und ebenso europäischer Perspektive. Einem neuen verfassungsrechtlichen und verfassungstheoretischen Komplex widmet sich Gabriele Britz in ihrer Habilitationsschrift "Kulturelle Identität und Recht". Dabei setzt sie sich mit dem verfassungsrechtlichen Gehalt kultureller Identität auseinander - einer grundlegenden Frage für die Verfassung unseres Gemeinwesens.
Gesine Manuwald studierte als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes Latein, Griechisch und Englisch an der Universität Freiburg und am University College London. Dem
Staatsexamen 1997 folgte eine Mitarbeit im Freiburger Sonderforschungsbereich "Identitäten und Alteritäten". Bereits 1998 wurde Gesine Manuwald promoviert; im Jahr 2000, im Alter von nur 26 Jahren, habilitierte sie sich in Klassischer Philologie an der Universität Freiburg. Sie ist damit die mit Abstand jüngste Privatdozentin ihres Faches. Gesine Manuwalds besonderes Interesse gilt der frührömischen Tragödie und den Fabulae praetextae, lateinischen Dramen, die es in ihrer spezifischen Form nur bei den Römern gegeben hat. Die Praetexte sind von besonderer Bedeutung für die Konstitutierung und Stärkung der römischen Identität.
Matilde Marcolli, geboren in Como, Italien, studierte zunächst Physik in Mailand, dann Mathematik an der University of Chicago, wo sie 1994 den Grad eines Master of Science erwarb und 1997 promoviert wurde. Anschließend war sie drei Jahre am Massachusetts Institute of Technology tätig. Seit Sommer 2000 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bonner Max-Planck-Institut für Mathematik. Matilde Marcolli hat bereits ihr zentrales Forschungsgebiet, das Grenzgebiet zwischen Mathematik und theoretischer Physik, geprägt. So konnte sie unter anderem eine grundlegende Einführung in die sogenannte Seiberg-Witten-Theorie, eine wichtige, aber bislang kaum zugängliche Theorie, vorlegen. Ihre Arbeiten eröffnen der mathematischen Forschung neue Perspektiven.
Thomas Mussweiler studierte Psychologie in Trier, Würzburg und an der Clark University, Worcester, Massachusetts. 1997 wurde er im Fach Psychologie an der Universität Trier promoviert und ist seither Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Psychologie II der Universität Würzburg. Mit einem Stipendium der DFG forschte er an der Northwestern University, Evanston, USA. Im Jahr 2000 erhielt Mussweiler einen Ruf auf eine Assistenzprofessur an der Graduate School of Business der University of Chicago und wurde in das Emmy Noether-Programm der DFG aufgenommen. Als Sozialpsychologe versucht er zu ergründen, wie soziale Urteilsprozesse ablaufen und zu erklären sind. Er hat dabei ein Urteilsmodell entwickelt und mit Hilfe experimenteller Studien neue Grundlagen für die psychologische Kognitionsforschung geschaffen. In jüngerer Zeit hat Mussweiler seine Erkenntnisse auch auf Vergleichsprozesse im sozialen Kontext übertragen.
Kay Severin studierte Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dort wurde er 1995 im Fach Anorganische Chemie promoviert. Mit einem Postdoktoranden-Stipendium der DFG war er anschließend am Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien, tätig, bevor er 1997 nach München zurückkehrte, um - unterstützt durch den Bayerischen Habilitations-Förderpreis - seine Habilitation vorzubereiten. Im Sommersemester 2001 wird er eine Gastprofessur am Anorganischen Institut der Universität Wien wahrnehmen. Sein Forschungsgebiet sind neuartige metallorganische Verbindungen. Unter anderem gelang ihm der Nachweis, dass Peptide unter bestimmten Voraussetzungen in der Lage sind, sich selbst zu replizieren. Diese Ergebnisse sind auch für die Frage nach dem Ursprung des Lebens von Bedeutung. In letzter Zeit beschäftigt sich Kay Severin mit der Herstellung und den Eigenschaften von Katalysatoren und Rezeptoren im Hinblick auf metallorganische Komplexe, was seine Erfahrungen aus der metall- und bioanorganischen Chemie in einem ganz eigenständigen Forschungsgebiet zusammenführt.
Mikael Simons, geboren in Helsinki, studierte Medizin in Heidelberg. Mit einer doppelt preisgekrönten Dissertationsschrift über die molekularen Mechanismen der Alzheimer Krankheit, die am Zentrum für molekulare Biologie in Heidelberg entstand, wurde er 1998 promoviert. Als Postdoktorand und DFG-Stipendiat arbeitete er am Institut für Neurobiologie der Universität Heidelberg. Seit Herbst 2000 ist er Assistenzarzt an der Neurologischen Universitätsklinik Tübingen. Simons entdeckte, dass das Cholesterin bei der Entstehung der Alzheimer Erkrankung eine entscheidende Rolle spielt. Seine Ergebnisse aus der Grundlagenforschung legen möglicherweise eine neue Strategie zur vorbeugenden Behandlung der Alzheimer Erkrankung nahe.