Pressemitteilung Nr. 09 | 1. April 2019

DFG fördert sechs neue Forschungsgruppen

Themen von Resilienz in Religion und Spiritualität über Adaptive Polymergele bis zum Zytomegalievirus / Insgesamt rund 18 Millionen Euro für erste Förderperiode

Korrigierte Fassung*

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sechs neue Forschungsgruppen ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats in Bonn. Die neuen Verbünde erhalten für zunächst drei Jahre insgesamt rund 18 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Die Förderdauer beträgt in der Regel zweimal drei Jahre. Zusätzlich zu den sechs Einrichtungen wurde die Verlängerung von acht Forschungsgruppen und einer Kolleg-Forschungsgruppe für eine zweite Förderperiode beschlossen.

Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Kolleg-Forschungsgruppen sind dabei speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten. Im Ganzen fördert die DFG damit zurzeit 168 Forschungsgruppen, zehn Klinische Forschungsgruppen und zwölf Kolleg-Forschungsgruppen.

Die sechs neuen Verbünde im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)

Die Aufklärungsrate seltener genetischer Erkrankungen stagniert, weil zwar alle kodierenden Bereiche des menschlichen Genoms erfolgreich entschlüsselt wurden, doch diejenigen Erkrankungen, die aus Veränderungen in den nicht kodierenden Abschnitten entstehen, dabei unverstanden blieben. Die Forschungsgruppe „Jenseits des Exoms – Auffindung, Analyse und Vorhersage des Krankheitspotenzials nicht kodierender DNA-Varianten“ will deshalb die Auswertung von Gesamt-Genomsequenzen verbessern und Informationen zur Genregulation in einer Datenbank zusammenführen. (Sprecher: Prof. Dr. Markus Schülke-Gerstenfeld, Charité Berlin – FU Berlin und HU Berlin)

Die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen, nennen Psychologen Resilienz. Die Forschungsgruppe „Resilienz in Religion und Spiritualität. Aushalten und Gestalten von Ohnmacht, Angst und Sorge“ will den Begriff im Verhältnis zur religiösen und spirituellen Dimension menschlichen Lebens untersuchen. Die Forscherinnen und Forscher wollen so die bisher üblichen Resilienzfaktoren wie Selbstwahrnehmung, Selbstwirksamkeit, Selbstregulation und -steuerung oder die Fähigkeit zur Konfliktlösung durch weitere Faktoren ergänzen und den Resilienzbegriff damit präzisieren. (Sprecherin: Prof. Dr. Cornelia Richter, Universität Bonn)

Die Forschungsgruppe „Adaptive Polymergele mit kontrollierter Netzwerkstruktur“ arbeitet mit Polymerbausteinen, die eine gemeinsame Netzwerkstruktur bilden und sowohl in Wasser als auch in organischen Lösungsmitteln quellen. Aufgrund ihrer Eigenschaften können sie vielseitig eingesetzt werden, etwa als Material für weiche Kontaktlinsen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die Nano- und Mikrostruktur der Polymernetzwerke beeinflussen und dabei untersuchen, welchen Einfluss die Beschaffenheit einzelner Bausteine und die Art ihrer Verknüpfung im Netzwerk hat. (Sprecher: Prof. Dr. Sebastian Seiffert, Universität Mainz)

In der Kognitionspsychologie werden grundlegende Prozesse der menschlichen Handlungssteuerung anhand verschiedener experimenteller Paradigmen wie task switching, negative priming, sequential conflict oder action planning untersucht. Die Forschung zu den einzelnen Paradigmen entwickelte sich in der Vergangenheit jedoch unabhängig voneinander, da jeweils nur eine bestimmte Facette der menschlichen Handlungssteuerung analysiert wird. Die Forschungsgruppe „Merkmalsintegration und -abruf in der Handlungssteuerung“ will deshalb ein Rahmenmodell entwickeln, das die vorhandenen empirischen Befunde zu den einzelnen Paradigmen erklären und integrieren kann. Dieses soll neue Hypothesen und Vorhersagen, auch über das Gebiet der Handlungskontrolle hinaus, ermöglichen. (Sprecher: Prof. Dr. Christian Frings, Universität Trier)

Amyloidose ist eine seltene Erkrankung, bei der sich körpereigene, aber abnorm veränderte Eiweiße kontinuierlich in verschiedenen Geweben und Organen ansammeln und zur Fehlfunktion oder gar zum Versagen von Organen führen. Die sogenannte Leichtketten- oder AL-Amyloidose ist eine der am häufigsten auftretenden Formen der Erkrankung, deren Erscheinungsform aber höchst unterschiedlich ist. Ziel der Forschungsgruppe „Mechanismen der Fehlfaltung von Antikörper-Leichtketten in der Systemischen AL-Amyloidose“ ist es, für zwei besonders häufige Formen der AL-Amyloidose, nämlich Herz- und Nierenbefall, aufzuklären, wie ihre Entstehung und ihr Erscheinungsbild auf proteinbiochemische Faktoren zurückzuführen sind. (Sprecher: Prof. Dr. Marcus Fändrich, Universität Ulm)

Die Forschungsgruppe „Advanced Concepts in Cellular Immune Control of Cytomegalovirus” widmet sich der Untersuchung der zellulären Immunantwort bei der Abwehr des Zytomegalievirus. Dieses Virus gehört zur Familie der Herpesviren und bleibt nach einer Infektion lebenslang in den menschlichen Zellen. Bei gesunden Menschen stellt dies kein Problem dar, und die Infektion verläuft häufig symptomfrei; bei Patientinnen und Patienten mit schwachem Immunsystem kann eine Infektion hingegen gefährlich sein. Wie sich die Zytomegalieviren einer Erkennung durch das Immunsystem entziehen und welche Abwehrmechanismen das Immunsystem entwickeln kann, ist dabei bislang größtenteils unverstanden. Die Forschungsgruppe will diese Wissenslücke schließen. (Sprecher: Prof. Dr. Lars Dölken, Universität Würzburg)

Die neun für eine zweite Förderperiode verlängerten Verbünde
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):

*Die ursprünglich versandte Pressemitteilung Nr. 9 „DFG fördert sechs neue Forschungsgruppen“ enthielt einen Fehler: Die Forschungsgruppen werden nicht wie ursprünglich angegeben über einen Zeitraum von vier Jahren, sondern für drei Jahre gefördert.

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:

  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG,
    Tel. +49 228 885-2109,

Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Verbünde.

Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:

Zu den Forschungsgruppen der DFG: