Für ihre wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der extremalen Kombinatorik erhält die Bonner Professorin Dr. Lisa Sauermann den diesjährigen von Kaven-Ehrenpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Mit dem Preis werden Mathematikerinnen und Mathematiker ausgezeichnet, die im Heisenberg- oder Emmy Noether-Programm der DFG forschen. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 17. November im Rahmen der Gauß-Vorlesung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) in Bielefeld verliehen. Die Laudatio hält die Mathematikerin Professorin Dr. Katrin Tent, Senatsmitglied der DFG.
Lisa Sauermanns Forschungsgebiet, die Kombinatorik, ist eine Teildisziplin der Mathematik, die sich mit „diskreten“ Strukturen beschäftigt, also endlichen Mengen oder Punkten in Räumen. Ihren Fokus legt Sauermann unter anderem auf die sogenannte extremale Kombinatorik. Darunter lassen sich Fragestellungen fassen, in denen es um die maximal oder minimal mögliche Anzahl kombinatorischer Objekte unter gewissen Bedingungen geht. Für viele dieser Fragestellungen spielen Methoden aus der Wahrscheinlichkeitstheorie eine wichtige Rolle, probabilistische Kombinatorik genannt. Lisa Sauermann nutzt in ihrer Forschung zudem Techniken aus der algebraischen Geometrie und Differentialtopologie. Als eines ihrer beeindruckendsten Ergebnisse hebt die Jury ein Resultat über Wachstumsraten bestimmter Klassen von Graphen hervor.
„Es begeistert mich, durch eine Kombination von Methoden aus verschiedenen mathematischen Gebieten Fortschritte bei alten und neuen kombinatorischen Forschungsproblemen zu erzielen“, sagt die Preisträgerin. „Dabei ergeben sich teilweise auch Weiterentwicklungen oder neue Verbindungen der Methoden, die dann auch für andere Probleme hilfreich sein können.“
Der von Kaven-Ehrenpreis wird in der Regel Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Mathematik im Heisenberg- oder Emmy Noether-Programm der DFG als besondere Auszeichnung zuerkannt. Die Auswahl trifft das DFG-Fachkollegium Mathematik. Das Preisgeld stammt aus einer 2004 vom Mathematiker Herbert von Kaven gemeinsam mit der DFG gegründeten Stiftung. Von Kaven interessierte sich vor allem für die Grundlagen der Mathematik und setzte sich zeitlebens für deren Förderung ein. Er verstarb 2009 im Alter von 101 Jahren.
Nachdem Lisa Sauermann bereits als Schülerin bei internationalen Mathematik-Olympiaden siegreich war, studierte sie von 2011 bis 2014 Mathematik an der Universität Bonn. Nach ihrem Bachelor-Abschluss zog es sie an die Stanford University in den USA, wo sie 2019 promovierte. Es folgten Forschungstätigkeiten an der Stanford University und am Institute for Advanced Study in Princeton. In den vergangenen zwei Jahren war sie als Assistenzprofessorin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge tätig.
Seit August diesen Jahres ist Lisa Sauermann Professorin an der Universität Bonn, wo sie den Ruf auf einen Hausdorff Chair am Exzellenzcluster Hausdorff Center for Mathematics angenommen hat. Sie wird über das Heisenberg-Programm der DFG gefördert. Für ihre Forschungsarbeiten erhielt sie bereits zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 2020 den Richard-Rado-Preis der Fachgruppe Diskrete Mathematik der Deutschen Mathematiker-Vereinigung und 2021 den European Prize in Combinatorics für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter 35 Jahren.