Ein Erfolgsmodell für die Doktorandenausbildung
Ein Erfolgsmodell wird zwanzig: Im September 1990 nahmen die ersten Graduiertenkollegs der DFG zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ihre Arbeit auf. Die neuen Einrichtungen sollten Doktorandinnen und Doktoranden aus der klassischen Einzelpromotion herausholen und in ihrer Selbstständigkeit stärken sowie zugleich die Promotion strukturieren und in ein Forschungsprogramm einbetten. Seitdem haben rund 20 000 Kollegiatinnen und Kollegiaten in Graduiertenkollegs ihre Promotion erfolgreich abgeschlossen, die für viele der Ausgangspunkt für eine Karriere in- oder außerhalb der Wissenschaft wurde.
Schon zu Beginn war das Interesse an der neuen Form der Doktorandenausbildung enorm: Aus 100 Förderanträgen der deutschen Hochschulen wählte der Bewilligungsausschuss für die Graduiertenkollegs der DFG auf seiner ersten Sitzung im Juni 1990 51 Vorhaben aus, die noch im Herbst desselben Jahres starteten. In den folgenden Jahren konnte sich das neue Förderinstrument schnell erfolgreich etablieren. 1993 wurden bereits 194 Kollegs gefördert. Die Fördersumme stieg von 23 Millionen Deutsche Mark im Jahr 1991 auf rund 65 Millionen Euro im Jahr 2001. Derzeit werden rund 220 Graduiertenkollegs gefördert, in die jährlich etwa fünf Prozent des DFG-Etats von mehr als zwei Milliarden Euro fließen.
In den zwei Jahrzehnten ihres Bestehens haben die Graduiertenkollegs zu tief greifenden Veränderungen in der Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses geführt. „Der DFG war und ist es stets ein wichtiges Anliegen, dass die Forschungsleistung im Vordergrund einer Promotion steht, und die Kollegs haben es geschafft, an den Universitäten wissenschaftsorientierte Standards in der Strukturierung der Promotionsphase zu setzen und zugleich Raum für die spezifischen Bedürfnisse der verschiedenen Fächer zu lassen“, bilanziert DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner anlässlich des Jubiläums.
Ergänzend zu der gestärkten Verantwortung einer Doktormutter oder eines Doktorvaters wurden in den Kollegs weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Universität in die Betreuung der Promovierenden einbezogen. Durch ein ausgearbeitetes Betreuungskonzept und ein begleitendes Qualifizierungsprogramm, das weitreichende Kompetenzen vermittelt, werden die Doktorandinnen und Doktoranden während ihrer Promotion unterstützt und für eine Karriere innerhalb und außerhalb der Wissenschaft vorbereitet. Graduiertenkollegs helfen den Promovierenden sich wissenschaftlich und international zu vernetzen und erlauben ihnen ein zielgerichtetes Promovieren. Durch einen zumeist interdisziplinären Diskurs innerhalb des Kollegs erhalten sie auch ein tieferes Verständnis für das eigene Fach und andere Disziplinen.
Seit 1999 fördert die DFG auch Internationale Graduiertenkollegs – aktuell bereits mehr als 50. Sie sind an einer deutschen und zumeist einer ausländischen Partnerhochschule angesiedelt und bearbeiten ein gemeinsames Forschungsprogramm. Inzwischen sind Universitäten aus mehr als 20 Ländern in Graduiertenkollegs eingebunden.
Die Formen der Graduiertenkollegs sind im Jubiläumsjahr vielfältiger denn je: „Nicht zuletzt im Zuge der Exzellenzinitiative nutzen die Universitäten Erfahrungen aus den Graduiertenkollegs für ihre Profilierung und Neuordnung der Promotionsphase“, konstatiert Dr. Annette Schmidtmann, die die Gruppe Graduiertenkollegs, Graduiertenschulen und Nachwuchsförderung in der DFG leitet.
Für die Hochschulen wie für die DFG sind die Kollegs auch weiterhin ein gern genutztes Instrument, um neue Formen der Nachwuchsförderung zu entwickeln. Fast alle Einrichtungen pflegen heute internationale Kontakte, kooperieren mit Partnern aus Industrie, Wirtschaft oder Kultur, integrieren Wissenschaftler und Absolventen von Fachhochschulen, binden Studierende in die Forschung ein oder führen im Zuge der Bologna-Reformen einzelne Bachelorabsolventen direkt zur Promotion. Und nachdem sich Graduiertenkollegs häufig mit fachlich verwandten Sonderforschungsbereichen der DFG vernetzten, überführte die DFG 2006 Elemente der Graduiertenkollegs in die Sonderforschungsbereiche und schuf die „Integrierten Graduiertenkollegs“. Auch Doktorandinnen und Doktoranden in einem Sonderforschungsbereich erhalten heute damit ein strukturiertes Qualifizierungsprogramm. So sind die Graduiertenkollegs auf verschiedenste Weise zu einem wichtigen Bestandteil der Nachwuchsförderung geworden und fest in Universitätsstrukturen sowie nationale und internationale Netzwerke eingebunden.
Die 20-jährige Erfolgsgeschichte der Graduiertenkollegs beleuchtet auch eine soeben erschienene Jubiläumsbroschüre, die beispielhafte Projekte vorstellt und zahlreiche Akteure zu Wort kommen lässt. Die Broschüre ist auf Deutsch und auf Englisch erhältlich und steht zudem als elektronische Version zur Verfügung.