Mit einem festlichen Abendessen und einem gemeinsamen Besuch in der DFG-Ausstellung „Vielfalt zählt“ im Museum Koenig in Bonn hat der Bewilligungsausschuss für Graduiertenkollegs im Rahmen seiner Herbstsitzung das 25-jährige Bestehen des Graduiertenkolleg-Programms gefeiert.
„Graduiertenkollegs – das war vor 25, 30 Jahren ein ganz neues, in vielerlei Hinsicht auch kühnes Förderinstrument“, sagte DFG-Präsident Professor Dr. Peter Strohschneider in seiner Ansprache. Erstmals wurde dieses Instrument 1985 an der Universität zu Köln in den „Molekularen Biowissenschaften“ erprobt, damals noch von der Thyssen-Stiftung finanziert. 1990 richtete die DFG das Förderprogramm auf Empfehlung des Wissenschaftsrates ein und verhalf damit der Idee der strukturierten Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland zum Durchbruch.
Dabei wurde das neue Förderprogramm anfangs mit Skepsis betrachtet: Es sei zu bürokratisch, zu verschult und für viele Fächer ungeeignet. „Heute, und im Rückblick, wird man sagen dürfen: Stimmt nicht. Weit über die anfänglichen Erwartungen hinaus haben sich die Graduiertenkollegs in allen Wissenschaftsbereichen etabliert, längst haben sich Vorbehalte und Befürchtungen gelöst“, so Strohschneider.
Mit der Etablierung der Kollegs sind Art und Qualität der fachlichen und persönlichen Betreuung von Nachwuchsforschenden signifikant verbessert und intensiviert worden. Doktorandinnen und Doktoranden haben so heute die Möglichkeit, in einem Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren.
Zugleich haben Graduiertenkollegs auch eine strukturelle Prägekraft entwickelt. Viele ihrer Elemente fanden Eingang in andere Organisationsformen der Nachwuchsausbildung. So waren sie ein Vorbild für Graduiertenschulen, Research Schools, Graduiertenakademien oder Graduiertenzentren. Weiterhin haben sie die Umstellung der Förderung von Promovierenden von Stipendien auf Stellen, den Abschluss von Betreuungsvereinbarungen, die Einführung von Gleichstellungsstandards und die Internationalisierung der Nachwuchsförderung in Deutschland vorangetrieben.
DFG-Präsident Strohschneider wies schließlich auf eine weitere wichtige Dimension der Nachwuchsförderung in den Graduiertenkollegs hin: „Für diese Dimension ist vielleicht das etwas behäbig und altbacken klingende Wort der wissenschaftlichen Bildung kein schlechter Ausdruck.“ Gemeint sei damit nicht ein bestimmter Wissenskanon, sondern das Erlernen einer intellektuellen und wissenschaftlichen Haltung, die über den Erwerb fachlicher Kompetenzen hinausgehe, eine "Fähigkeit zur reflektierten Selbstdistanz" – gegenüber der eigenen wissenschaftlichen Spezialisierung und Erkenntnisleidenschaft wie auch gegenüber dem wissenschaftlichen Wissen überhaupt. „Auf Bildung in diesem Sinne kommt es in unserem Wissenschaftssystem nämlich entscheidend an“, sagte Strohschneider, „an ihr hängen gleichermaßen Leistungskraft und Integrationsfähigkeit moderner Wissenschaft und Forschung“.