Information für die Wissenschaft Nr. 25 | 13. April 2015

DFG bietet Fördermöglichkeiten für „Clinician Scientists“ in integrierten Forschungs- und Weiterbildungsprogrammen

Ständige Senatskommission für Grundsatzfragen in der Klinischen Forschung der DFG macht medizinischen Fakultäten konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung eines „Clinician Scientist-Programms“ parallel zur Facharztweiterbildung

Wissenschaftlich aktive Medizinerinnen und Mediziner sind für die klinische Forschung, insbesondere in der Universitätsmedizin, unverzichtbar. Medizinische Fakultäten sollten für Medizinerinnen und Mediziner, die sich während ihrer Facharztweiterbildung wissenschaftlich qualifizieren möchten und dauerhaft an einer klinisch-wissenschaftlichen Tätigkeit interessiert sind, auf die Zielgruppe zugeschnittene Clinician Scientist-Programme einrichten. So lautet die aktuelle Empfehlung der Ständigen Senatskommission für Grundsatzfragen in der Klinischen Forschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die DFG unterstützt entsprechende Programme im Rahmen ihrer bestehenden Förderinstrumente. Die Empfehlungen zur Etablierung von Clinician Scientist-Programmen basieren auf früheren Empfehlungen der DFG zur Strukturierung von Karrierewegen für forschende Ärztinnen und Ärzte; sie lehnen sich inhaltlich an bereits bewährte Programme wie das Friedrich-Luft-Programm der Berliner Charité an.

Ausgangspunkt der Empfehlungen ist die Beobachtung, dass es seit geraumer Zeit an sichtbaren, verlässlichen und attraktiven Karrierewegen für Clinician Scientists mangelt und die Arbeitsverdichtung in den Kliniken die Bearbeitung von Forschungsprojekten von Ärztinnen und Ärzten in der Weiterbildung zunehmend erschwert. Dadurch verlieren einerseits Forschungsaspekte bei der Laufbahnentscheidung zunehmend an Bedeutung und andererseits brechen viele Forscherinnen und Forscher den eingeschlagenen Weg in die medizinische Wissenschaft frühzeitig wieder ab. Dadurch droht ein Mangel an qualifiziertem wissenschaftlichem, ärztlichem Nachwuchs, dem die Einrichtung eines in den Empfehlungen beschriebenen Clinician Scientist-Programms entgegenwirken soll.

Das vorgeschlagene Programm setzt in der zweiten Hälfte der Facharztweiterbildung an. Die gezielte Förderung durch die medizinischen Fakultäten soll klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte zum wissenschaftlichen Arbeiten motivieren und dafür kontinuierlich qualifizieren. „Geschützte Zeiten“ für die Forschung sollen zudem die Bearbeitung eigener Forschungsprojekte ermöglichen. Clinician Scientist-Programme sollen sicherstellen, dass sich die klinische Weiterbildung mit einer wissenschaftlichen Tätigkeit beziehungsweise mit einem eigenen Forschungsprojekt sinnvoll verbinden lässt. Es ist dabei ausdrücklich anzustreben, dass die im Clinician Scientist-Programm absolvierten Forschungs- und Forschungsweiterbildungszeiten durch die zuständigen Landesärztekammern als Teil der Facharztweiterbildung anerkannt werden.

Konkret können die bestehenden DFG-Förderinstrumente genutzt werden, um die beschriebenen Clinician Scientist-Programme zu ergänzen. So ist es den im Programm teilnehmenden Clinician Scientists einerseits möglich, für den wissenschaftlichen Projektteil DFG-Mittel einzuwerben. Andererseits können im Rahmen von DFG-Projekten Mittel eingeworben werden, um den wissenschaftlichen Stellenanteil – eine halbe Stelle für drei Jahre – der in den genannten Programmen geförderten Clinician Scientists zu finanzieren. Dies ist sowohl in der Einzelförderung als auch in den Koordinierten Verfahren der DFG möglich. Dazu bietet sich insbesondere das DFG-Modul Rotationsstellen, sogenannte Gerok-Stellen, an. Die andere Stellenhälfte für die klinische Tätigkeit sollte die Universitätsmedizin über Mittel der Krankenversorgung finanzieren. Zu einem Clinician Scientist-Programm gehören neben einem geeigneten Curriculum ein umfassendes Laufbahnkonzept und ein verbindliches Mentoring. Voraussetzung sind eigene Forschungsprojekte. Zusätzlich sollte den Clinician Scientists verbindlich und ausreichend Zeit für die eigene Forschung eingeräumt werden, und auch die für die Facharztqualifikation notwendigen klinischen Aufgaben müssen sichergestellt sein.

Die Senatskommission empfiehlt den medizinischen Fakultäten, in den einzurichtenden Clinician Scientist-Programmen insbesondere Ärztinnen und Ärzte nach den ersten Weiterbildungsjahren zum Facharzt aufzunehmen, die ein dokumentiertes wissenschaftliches Interesse vorweisen können. Als Ausbildungsorte bieten sich forschungsstarke Universitätsklinika an, die über ein hinreichendes Maß an Interdisziplinarität und Forschungsinfrastruktur verfügen. Der Aufnahme in ein entsprechendes Programm sollte ein transparenter und kompetitiver Auswahlprozess vorangehen.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen auf den Webseiten der Senatskommission für Grundsatzfragen in der Klinischen Forschung unter:

Informationen zum DFG-Modul Rotationsstellen finden sich im Merkblatt 52.04 unter:

Ansprechperson in der DFG-Geschäftsstelle:

  • Dr. Tobias Grimm,
    Gruppe Lebenswissenschaften 1,
    Tel. +49 228 885-2325,
    Tobias.Grimm@dfg.de