(23.09.22) Das Netzwerktreffen fand erstmals in seiner Geschichte in Europa statt: Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter 250 Postdocs, nutzten die Gelegenheit zu Austausch und Diskussion.
Vom 2. bis 4. September drehte sich bei der GAIN22 alles um den Wissenschaftsstandort Deutschland: Auf der gemeinsamen Veranstaltung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) und der DFG wurden Forscherinnen und Forscher in der Postdoc-Phase zu ihrer Karriereplanung beraten. Im Mittelpunkt standen dabei die Möglichkeiten, die sich ihnen im deutschen Wissenschaftssystem bieten.
Und auch wenn das Programm von GAIN22 dem der Vorjahre ähnelte, so gab es doch einen fundamentalen Unterschied: GAIN22 fand zum ersten Mal in über zwanzig Jahren nicht in den USA, sondern in Bonn statt und richtete sich daher auch verstärkt an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, die zur Zeit vor allem im europäischen Ausland sowie zum Teil in Asien und Afrika forschen. Um auch die Zielgruppe der in Nordamerika tätigen deutschen Forschenden nicht aus dem Blick zu verlieren, fand im Anschluss an die Präsenzveranstaltung auch noch ein digitales Workshop-Event statt.
Die reguläre GAIN-Tagung startete am 2. September mit einem Speed-Dating für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich so untereinander kennenlernen und vernetzen konnten. Die DFG hatte den von ihr Geförderten im Walter Benjamin-Programm die Teilnahme an GAIN ermöglicht; so nahmen insgesamt auch knapp 70 Walter Benjamin-Geförderte an der diesjährigen Tagung teil. GAIN bot ihnen und den übrigen Teilnehmenden Informationen zu unterschiedlichen Karrierewegen, von der Professur an Universitäten oder Hochschulen für angewandte Wissenschaften über das Wissenschaftsmanagement bis hin zum Wechsel in die forschende Wirtschaft oder zur Gründung eines Start-ups. Einzelne Workshops widmeten sich ausgewählten Themen wie den Arbeitsfeldern und der Karriereentwicklung bei internationalen Organisationen oder boten Einblicke in Berufungsverfahren und Tenure-Track-Professuren. Auch zu Strategien für Doppelkarrierepaare und Familien gab es Beratungsangebote.
Auf der zur GAIN-Tagung gehörenden Talent Fair stellten zudem über 60 Einrichtungen aus der Forschungsbranche Karrieremöglichkeiten in ihren Institutionen und Einrichtungen vor. Die geförderten Postdocs konnten an den Messeständen Kontakte knüpfen und individuelle Beratungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen. Auch DAAD, AvH und DFG hielten an ihren Ständen Informationen zu ihren Programmen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen Karrierephasen bereit.
Offiziell eröffnet wurde die Tagung durch BMBF-Staatssekretärin Kornelia Haugg, die für die anwesenden Postdocs darlegte, mit welchen Themen sich die Wissenschafts- und Forschungspolitik in Deutschland derzeit befasst. Die erste GAIN-Tagung außerhalb Nordamerikas nannte sie „ein Experiment“, mit dem sich neue Zielgruppen erschließen ließen. Unmittelbar danach diskutierten die Spitzen der ausrichtenden Organisationen Professorin Dr. Katja Becker (DFG), Professor Dr. Joybrato Mukherjee (DAAD) und Dr. Enno Aufderheide (AvH) in einer Podiumsdiskussion zusammen mit Professor Dr. Michael Hoch (Rektor der Universität Bonn). Moderiert von WDR-Journalist Jens Krepela ging es dabei um die aktuellen Krisen wie Klimawandel, Coronavirus-Pandemie und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und um die Fragen, wie die Wissenschaft sich zu diesen Krisen verhält und was sie zu ihrer Lösung beitragen kann.
Gleich am nächsten Morgen ging es mit einer weiteren Talkrunde weiter: Vier Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Forschung, und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages waren zu Gast auf der Tagung und sprachen über Diversität in der Wissenschaft und die Rekrutierung von Talenten. Unter den vier Diskutanten Ruppert Stüwe (SPD Fraktion), Lars Rohwer (CDU/CSU Fraktion), Laura Kraft (B90/GRÜNE Fraktion) und Barbara Lenk (AfD Fraktion), herrschte dabei Einigkeit, wie wichtig Diversität für gute Forschung ist. Sie diskutierten zudem darüber, wie es gelingen könne, die Förderung der Innovationskraft der Forschung weiter zu verbessern. Dabei wurden auch die im Dezember 2019 gegründete Agentur für Sprunginnovationen (SPRIND GmbH) sowie die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) thematisiert. Insbesondere zu diesen derzeit entstehenden Institutionen gab es interessierte Nachfragen aus dem Publikum.
Neben den wissenschaftspolitischen Diskussionsformaten, den Beratungsangeboten auf der Talent Fair und den Möglichkeiten der Vernetzung bot die GAIN-Tagung auch unterhaltsame Wissenschaftskommunikation: So präsentierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem Science Slam aktuelle Forschungsergebnisse. Insgesamt acht Forschende verschiedener Disziplinen präsentierten dabei Themen wie Migration, mittelalterliches japanisches Theater oder winzige Ameisen. Siegerin des Wettbewerbs war die Sportpsychologin Vanessa Wergin von der australischen University of Queensland, deren Slam sich mit "Athlete performance under pressure" befasste.
Am Abend des 3. Septembers veranstaltete die DFG zudem einen StipendiatInnen-Abend exklusiv für DFG-Geförderte in ihrer Geschäftsstelle. Generalsekretärin Dr. Heide Ahrens begrüßte dort etwa 80 Personen, darunter neben den Stipendiatinnen und Stipendiaten auch die vier Bundestags-Abgeordneten. In verschiedenen Tischrunden kam es zu spannenden Gesprächen; der zentrale Gedanke der GAIN-Tagung – „Vernetzen“ – wurde auch auf diese Weise bestens mit Leben gefüllt.
Die nächste GAIN Tagung findet vom 25.08. - 27.08.2023 in Boston, USA, statt.