Das öffentliche Bild der Notgemeinschaft haben vor allem drei "Gemeinschaftsaufgaben" geprägt: Die Expedition des Vermessungsschiffes "Meteor" 1925 bis 1927, die Pamir-Expedition 1928 und die Expedition nach Grönland 1930/1931.
Die Pamir-Expedition förderte die Notgemeinschaft gemeinsam mit der sowjetischen Akademie der Wissenschaft. Eine weitgehend unbekannte Gebirgsregion in der südöstlichen Sowjetunion in der Nachbarschaft zu Afghanistan und China wurde fünf Monate von elf deutschen und elf russischen Wissenschaftlern bereist.
Eine solche Zusammenarbeit mit russischen Wissenschaftlern war in der Ära des Stalinismus sehr ungewöhnlich und erregte auch die deutsche Öffentlichkeit. Zudem galt sie als das erste internationale Großforschungsprojekt im Expeditionsbereich – war doch die Bandbreite der Forschungsprojekte groß: Die russische Seite übernahm die Mineralogie, Petrographie sowie strategisch wichtige geodätisch-astronomische Arbeiten. Die deutschen Expeditionsteilnehmer befassten sich mit der Geologie, Vermessung und Kartierung, Glaziologie und Sprachenforschung. Die Gesamtleitung hatte der Direktor des Rats der Volkskommissare Nikolai Petrowitsch Gorbunow inne; die organisatorische Leitung übernahm Willi R. Rickmers, welcher schon 1913 eine kleinere deutsche Pamir-Expedition geleitet hatte. Zusammen mit Trägern, Dolmetschern und anderen Helfern umfasste die Expedition 65 Mann, 160 Pferde und 60 Kamele.
Die Ergebnisse der Expedition galten als beachtenswert und wurden in fünf Textbänden und einem Kartenband veröffentlicht. Durch 400 photogrammetrische Aufnahmen konnte das Gebiet kartographisch erfasst und der 77 Kilometer lange Fedtschenko-Gletscher erstmalig vermessen werden. Ferner erfolgte die Erstbesteigung eines über 7.000 m hohen Gipfels, der während der Expedition Pik Lenin genannt wurde.
Zu Ehren der Notgemeinschaft wurde der zweitgrößte bisher unbekannte Gletscher „Notgemeinschaftsgletscher“ benannt. Diese Bezeichnung war bis zu seiner Umbenennung in „Grum-Grzhimailo-Gletscher“ 1948 gebräuchlich und wurde in Karten und Abbildungen verwendet. Gletscher und Gipfel nach Personen oder Begriffen zu benennen, war nichts Außergewöhnliches. So wurde sogar während der Expedition vorgeschlagen, einen anderen Gletscher nach dem Präsidenten der Notgemeinschaft, Schmidt-Ott, zu benennen. Die beiden Leiter der Expedition Gorbunow und Rickmers beschlossen jedoch, dass keine Gipfel und Gletscher nach Teilnehmern oder Beteiligten benannt werden sollen.
An der Expedition nahmen auch auf eigene Kosten vier Bergsteiger teil. In ihrem Bericht in der Zeitschrift des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins beschrieben sie detailliert die bergsteigerischen Exkursionen und hielten diese fotografisch fest – so auch auf diesem Foto:
Die Kooperation der Bergsteiger mit den Wissenschaftlern verlief sehr gut; zu ihrem Aufenthalt im Fergana-Tal, als die Expeditionsteilnehmer auf ihr Gepäck warten mussten, konnten sie sich einer ironischen Bemerkung gegenüber den Wissenschaftlern jedoch nicht versagen:
„Sonst faulenzten wir 4 Bergsteiger, während die Männer der Wissenschaft, der unermüdliche Reinig vielleicht ausgenommen, so taten, als ob sie etwas täten“. Die Expedition hatte auch einen sehr guten Ruf hinsichtlich der harmonischen Zusammenarbeit ihrer Teilnehmer. Zum Abschluss die Einschätzung des Expeditionsleiters W.R. Rickmers die Forschungsreise:
„Es ist schon fast ein Lehrsatz, daß es bei großen Reisegesellschaften nie ohne Krach abgeht. Hier aber ward das Wunder vollbracht, daß an die dreißig Männer, Russen wie Deutsche, monatelang einträchtig beieinander lebten, wenn auch gelegentlich ein erlösendes Wort gefallen sein mag.“
Der Stifterverband ist der DFG und ihrer Vorgängerorganisation, der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, eng verbunden. Das Merton-Magazin des Stifterverbandes nutzt das Jubiläumsjahr, um sich geschichtlichen Themen zu widmen.
Historische Förderfälle in GEPRIS Historisch
Die im Jahr 2020 anlässlich des hundertsten Gründungstages der DFG-Vorgängereinrichtung „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ veröffentlichte Datenbank GEPRIS Historisch macht mehr als 50.000 Förderfälle der Jahre 1920 bis 1945 unter Beteiligung von über 13.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern recherchierbar. Das System wird ergänzt um einen umfangreichen Textapparat, der in mehreren Kapiteln auch auf Fragestellungen mit Bezug zu den Gründungsjahren der Notgemeinschaft eingeht.
Hinweise zur genutzten Literatur und den Fundorten