Communicator-Preis 2025 geht an die Deutschdidaktikerin Petra Anders
Der Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes geht in diesem Jahr an die Deutschdidaktikerin Professorin Dr. Petra Anders von der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie erhält die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre herausragende Wissenschaftskommunikation zur Förderung der Lese- und Sprachkompetenz in der Primarstufe. Die Jury des Communicator-Preises aus Wissenschaftsjournalist*innen und Kommunikationsexpert*innen unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsident Professor Dr. Johannes Grave würdigte mit der Auszeichnung Anders‘ kommunikatives Engagement, durch das sie den Dialog mit verschiedenen Zielgruppen ermögliche und einen bedeutenden Beitrag zur Bildungsdebatte in Deutschland leiste. Verliehen wird der Communicator-Preis im Rahmen der DFG-Jahresversammlung am 30. Juni in Hamburg.
Professorin Dr. Petra Anders
© Peter Rigaud
Petra Anders forscht zum Deutschunterricht und seiner Didaktik in der Primarstufe. Dabei verknüpft Anders Theorie und Praxis auf vielfältige Weise und verfolgt konsequent einen multimodalen Ansatz, der Bilder, Filme und andere Ausdrucksformen miteinbezieht.
Um ihre Forschung für nicht wissenschaftliche Zielgruppen zugänglich zu machen, nutzt sie kreative Formate und verleiht Student*innen, Künstler*innen, Kindern und Lehrpersonen wortwörtlich eine eigene Stimme. So hat sie unter anderem die literarische Wettbewerbsform Poetry-Slam für den Schulunterricht entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Neben einem innovativen Poetry-Slam für Grundschulkinder rief sie den „Praxisschock-Slam“ ins Leben. Hier entwickeln einmal im Jahr Lehramtsstudent*innen gemeinsam mit bereits unterrichtenden Lehrer*innen Texte über ihre Erfahrungen im Schulsystem und tragen diese öffentlich im Berliner GRIPS-Theater vor. Das Format soll zu einem Dialog über drängende Fragen rund um Schule führen und auch bildungspolitische Entscheidungsträger*innen adressieren. Die Diskussionen sind in Blogs und auf YouTube für alle Interessierten zugänglich und nutzbar.
„Petra Anders leitet die Impulse für ihre Vermittlungsformate stets aus Forschungserkenntnissen ab und bricht dabei traditionelle didaktische Ansätze auf“, so das Urteil der Jury. Bemerkenswert sei dabei ihre zielgruppen- und medienspezifische Ausrichtung je nach Vermittlungs- und Erkenntnisinteresse. In ihrer Forschung entdeckte Anders, dass der linguistische Ansatz der sogenannten Multimodalität für den inklusiven Deutschunterricht fruchtbar gemacht werden kann, also die parallele Nutzung unterschiedlicher Sinneskanäle zur Übermittlung von Informationen. Hiermit eröffnete Anders die Möglichkeit, bereits in der Grundschule multimodale Medien – darunter gesprochene und gestisch-mimisch vermittelte Sprache, Videos oder Musik – zur Förderung des kulturellen Selbstausdrucks und des Leseverstehens einzusetzen.
Die Jury würdigte Anders als eine Kommunikatorin, die zeige, dass es auch über die etablierte Didaktik hinaus neue Wege in der Bildung braucht, um in einer migrationsgeprägten Gesellschaft Sprachkompetenz als Mittel der Teilhabe und Ermächtigung zu stärken. Dazu trug die Preisträgerin in den vergangenen Jahren auf vielfältige Weise bei, entwickelte unter anderem auch ein Job Shadowing für Lehramtsstudent*innen, einen reichweitenstarken Instagram-Kanal zur Vermittlung deutschdidaktischer Inhalte oder das Kompetenzzentrum „Poetische Bildung digital“, das Grundschulkindern ästhetische Erfahrung in digitalen Lernumgebungen eröffnet. Darüber hinaus etablierte sie eine Poetikdozentur an der HU Berlin, die ausschließlich an Poetry-Slammer vergeben wird und dadurch Botschafter*innen aus der Slam-Szene an die Hochschule bringt.
Professorin Dr. Petra Anders
© Philipp Plum
„Petra Anders‘ Wissenschaftskommunikation versteht Teilhabe als Interaktion, die verschiedenen Personengruppen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Themen einzubringen und den Dialog aktiv mitzugestalten“, betonte die Jury. Darüber hinaus hob sie lobend hervor, dass die Preisträgerin ihre Aktivitäten nicht nur an ‚Wohlfühlorten‘ wie dem Humboldt-Forum umsetze, sondern bewusst auch herausfordernde Räume, etwa Schulen in sozial benachteiligten Stadtvierteln, aufsuche und sich aktiv in bildungspolitische Debatten einbringe.
Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ wird seit dem Jahr 2000 verliehen und gilt als der wichtigste Preis seiner Art in Deutschland. Ausgezeichnet werden Wissenschaftler*innen, die in ihrer Wissenschaftskommunikation besonders kreativ sind, innovative, auch mutige Wege gehen und ihre Zielgruppen auf geeignete und wirksame Weise ansprechen. Sie sollen zudem die gesellschaftliche Dimension ihrer Forschung erkennen und ihr Wissen in öffentliche Debatten, Meinungsbildungsprozesse und Entscheidungen einbringen. Das Preisgeld soll die Ausgezeichneten in ihrem Engagement unterstützen und auch die Umsetzung neuer Projekte ermöglichen. Die Jury wählte die diesjährige Preisträgerin in einem mehrstufigen Auswahlprozess aus 49 Bewerbungen und Vorschlägen aus. Die Preisvergabe Ende Juni erfolgt durch DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker und Dr. Volker Meyer-Guckel, Generalsekretär des Stifterverbandes.