Für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhält der Mathematiker Professor Dr. Thomas Nikolaus aus Münster den diesjährigen von Kaven-Ehrenpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Mit dem Preis werden Mathematiker*innen für ihre herausragenden Forschungsleistungen ausgezeichnet. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 6. Dezember im Rahmen der Gauß-Vorlesung der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) in Erlangen verliehen. Die Laudatio hält Professorin Dr. Katrin Tent als wissenschaftliches Mitglied des Senats der DFG.
Thomas Nikolaus‘ Forschungsschwerpunkt liegt in der Homotopietheorie und K-Theorie, an der Schnittstelle zwischen Topologie und Algebra. Die Topologie beschäftigt sich mit den qualitativen Eigenschaften geometrischer Objekte wie zum Beispiel Flächen. Diese Eigenschaften haben nicht mit Größen und Winkeln, sondern mit Form oder Anordnung zu tun – mit anderen Worten handelt es sich um Eigenschaften, die unter stetiger Deformation dieser Objekte invariant sind. In Nikolaus‘ Arbeitsgebiet tragen die untersuchten geometrischen Objekte zusätzlich eine algebraische Struktur; beispielsweise kann man Punkte darauf addieren oder multiplizieren.
„Die Kombination dieser Konzepte, zusammen mit der modernen und anspruchsvollen Sprache der höheren Kategorientheorie, erlaubt es, alte Probleme zu lösen, die bisher als unlösbar galten“, sagt Thomas Nikolaus. So hat er in Zusammenarbeit mit dem Mathematiker Peter Scholze die Theorie der topologischen zyklischen Homologie grundlegend revolutioniert und bedeutende Fortschritte in der Theorie quadratischer Formen über sehr allgemeinen Ringen erzielt. In einer seiner jüngsten Arbeiten, gemeinsam mit Benjamin Antieau und Achim Krause, gelang ihm die Berechnung der algebraischen K-Gruppen der endlichen Ringe Z/n. Die hohe internationale Sichtbarkeit seiner Forschung wird beispielsweise durch die Einladung als Sprecher auf dem International Congress of Mathematicians im Jahr 2022 deutlich.
Nach seinem Studium der Mathematik promovierte Thomas Nikolaus 2011 an der Universität Hamburg mit einem Schwerpunkt in der mathematischen Physik. Es folgten Forschungstätigkeiten an den Universitäten Regensburg und Bonn, bevor er ans Max-Planck-Institut für Mathematik wechselte, wo er von 2016 bis 2018 eine Nachwuchsgruppe leitete. 2018 nahm er den Ruf auf eine Professur für Theoretische Mathematik an der Universität Münster an. Seit Februar dieses Jahres ist er dort einer der Sprecher des Exzellenzclusters „Mathematik Münster: Dynamik – Geometrie – Struktur“.