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Zur Verbesserung der Qualität der Forschung und zur Vermeidung „blinder Flecken“ regt die die DFG an, Geschlecht und/oder weitere Vielfältigkeitsdimensionen auch im Forschungsinhalt angemessen zu berücksichtigen.
Sind solche Dimensionen relevant, kann die Berücksichtigung von Geschlecht sowie weiterer Vielfältigkeitsdimensionen konkrete Auswirkungen auf die Planung, Durchführung und Ergebnisse eines Forschungsprojekts haben: Sie kann z. B. Einfluss auf die Hypothesenbildung nehmen, sich in der Auswahl von Methoden und Analysekategorien widerspiegeln oder sich auf die Erstellung von Datensätzen auswirken. Zudem kann Verschiedenheit nach Geschlechter- und/oder anderen Vielfältigkeitsdimensionen auf unterschiedlichen Ebenen für Forschungsprojekte relevant sein, etwa hinsichtlich der an der Forschung Beteiligten, hinsichtlich der zu untersuchenden Tiere oder des zu untersuchenden menschlichen oder tierischen Materials. Daher sollte die Reflexion von Geschlecht und Vielfältigkeit Bestandteil der Vorbereitung eines jeden Forschungsprojekts sein und – wo relevant – im Antrag behandelt werden. Nicht für jedes Projekt sind Geschlecht oder weitere Vielfältigkeitsdimensionen für dessen Forschungsinhalt gleichermaßen relevant. Die Bedeutung dieser Dimensionen variiert je nach Disziplin, Forschungskontext, Thema und Methoden.
Die folgende Checkliste der DFG kann Anhaltspunkte geben, ob Geschlecht und/oder Vielfältigkeit für ein Forschungsvorhaben und die Antragstellung relevant sind. Somit können Antragstellende dies bereits in der Planungsphase ihres Projektes prüfen.
„Geschlecht“ umfasst sowohl das biologische (engl. sex) als auch das soziale (engl. gender) Geschlecht. Der englische Begriff "sex" bezeichnet die biologische Heterogenität von Lebewesen hinsichtlich ihres Geschlechts. Unter dem Begriff "gender" werden soziokulturelle Zuschreibungen von Merkmalen, Rollen, Verhaltensweisen und Erwartungen an die Geschlechter verstanden. Diese Zuschreibungen können je nach Gesellschaft, Land, Kultur, Wertvorstellungen und dem Verständnis von Individuen variieren.
Vielfältigkeit als Kriterium im DFG-Antragskontext umfasst – über das Geschlecht hinaus – Unterschiedsdimensionen von Menschen wie beispielsweise Alter, Religion, Herkunft, sexuelle Identität, Kultur, Gesundheitszustand, Lebenssituation oder sozialer Status.
Auch jede*r Wissenschaftler*in hat eine unterschiedliche Persönlichkeit, einen individuellen Hintergrund, vielfältige Erfahrungen usw.
Wissenschaftler*innen versuchen zugleich, bei ihrer Forschung stets eine möglichst objektive Perspektive einzunehmen, um zu möglichst objektiven Forschungsergebnissen zu gelangen. Vereinzelt sind jedoch aus verschiedenen Disziplinen Beispiele für die Relevanz des Geschlechts oder weiterer Vielfältigkeitsdimensionen der forschenden Personen bekannt, was Auswirkungen auf das Forschungsergebnis haben kann.
In den Geistes- und Sozialwissenschaften ist die Reflexion über Erwartungen, Biases, die Interaktion mit den erforschten Menschen u. v. m. bereits häufig Teil der quellenkritischen Überlegungen. Ein konkretes Beispiel aus dem Bereich der Ethnologie für die Auswirkungen der sozialen Rolle der forschenden Person können Sie den fachspezifischen Informationen dieser Webseite entnehmen.
Ein weiteres Beispiel für Auswirkungen des biologischen Geschlechts der Forschenden ist aus den Lebenswissenschaften bekannt: Im Rahmen einer Studie wurde festgestellt, dass Ratten und Mäuse in der Schmerzforschung geringere Reaktionen zeigten, wenn Versuche durch Wissenschaftler durchgeführt wurden – im Gegensatz zu einer jeweils gleichbleibenden Reaktion bei der Durchführung der Testreihen durch Wissenschaftlerinnen bzw. ohne anwesende Forschende. Dieser „male observer effect“ wurde auf die je nach Geschlecht der forschenden Person unterschiedlichen abgesonderten Duftstoffe zurückgeführt und hatte somit Einfluss auf das Forschungsergebnis selbst.
Für die allermeisten Forschungsvorhaben wird das Geschlecht oder die Vielfältigkeit der forschenden Personen eine geringe oder keine Rolle spielen, sodass dementsprechend bei Antragstellung keine Ausführungen im entsprechenden Antragskapitel notwendig sind.
Das Team Chancengleichheit der DFG-Geschäftsstelle bietet regelmäßig Online-Infoveranstaltungen auch zur Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit im Forschungsinhalt an.
Diese Informationsveranstaltung richtet sich primär an Antragsteller*innen aus den Lebens-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Was ist mit „Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit“ gemeint? Warum ist eine angemessene Berücksichtigung wichtig? Wie wurde in anderen Forschungsprojekten damit umgegangen? Betrifft es mein Forschungsprojekt? Diesen und weiteren Fragen wollen wir anhand des Informationsangebotes der DFG und Beispielen aus geförderten Projekten nachgehen.
Interessierte Forscher*innen sind zur Teilnahme herzlich eingeladen. Nachfragen und Diskussion sind gerne willkommen. Spezifische Fragen könne Sie uns auch gerne vorab zusenden.
Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie für die Teilnahme an einer der Veranstaltungen online per Webex unter dem Aspekt der Barrierefreiheit besondere Bedarfe haben.
Mehr zur Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit in der Forschung können Sie folgenden externen Links entnehmen:
Zur Recherche von Forschungseinrichtungen, die sich mit „Gender“, „Diversity“ oder Geschlechterforschung beschäftigen, siehe das Forschungsverzeichnis GERi.
Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit bezieht sich auf den Forschungsinhalt und die -methoden. Auf der folgenden Seite finden Sie Informationen und Maßnahmen der DFG zur Chancengleichheit und Diversitä im Wissenschaftssystem.
E-Mail: | vielfaeltigkeitsdimensionen@dfg.de |