Zusammen mit rund 400 Gästen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ist die DFG am Montag, den 13. Januar, auf ihrem Neujahrsempfang im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in das wissenschaftspolitische Jahr 2025 gestartet. Der traditionell erste Neujahrsempfang der Wissenschaftsszene stand dieses Mal nicht zuletzt im Zeichen allgemein mit Hochspannung erwarteter politischer Ereignisse: Wenige Wochen vor der Bundestagswahl und der danach beginnenden Regierungsbildung befasste sich DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker in ihrer Neujahrsrede mit dem, so auch der Titel, „was die Wissenschaft jetzt braucht“.
Damit verband sich freilich kein bloßer Forderungskatalog an eine kommende Regierungskonstellation, wie immer diese auch aussehen möge. Becker rief in ihrer Rede vielmehr alle Akteure in Wissenschaft und Politik dazu auf – und bot damit zugleich für die DFG selbst an – ihre jeweiligen und ihre gemeinsamen Anstrengungen zur Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandorts Deutschland in der kommenden Legislaturperiode zu intensivieren. „Wir wollen Synergien nutzen und eines der besten Wissenschaftssysteme der Welt zusammen weiter voranbringen“, formulierte die DFG-Präsidentin das damit verbundene Ziel. Dafür könne auch ein neu einzurichtendes „interdisziplinäres, von der Wissenschaft breit legitimiertes Beratungsgremium der Regierung ein Element sein“, sagte Becker und schloss damit gleich einen ersten konkreten Vorschlag an.
Als essenziell bezeichnete die DFG-Präsidentin die Schaffung weiterer forschungsfreundlicher Rahmenbedingungen, nicht zuletzt für die Universitäten als die wichtigsten Orte der erkenntnisgeleiteten Forschung und der „gelebten intellektuellen Vielfalt“. Beste Beispiele für solche Rahmenbedingungen gebe es bereits mit der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder zur Stärkung der universitären Spitzenforschung und mit dem Stabilität und Planungssicherheit garantierenden Pakt für Forschung und Innovation (PFI). Als Stichworte für die kommenden Jahre nannte Becker dann unter anderem „die Schaffung von Rechtssicherheit für Forscher*innen und den Abbau von unnötigen bürokratischen Lasten mit Blick auf tierexperimentelle Forschung, auf gentechnische Anlagen oder auf neue Züchtungstechniken“.
Von erheblicher Bedeutung sei auch der digitale Wandel in der Wissenschaft, für den es eine leistungsfähige KI-Infrastruktur brauche – auch wenn wissenschaftliches Erkenntnisinteresse und wissenschaftlicher Erkenntnisfortschrift „nur bedingt an künstliche Intelligenz delegiert werden“ könnten, wie Becker betonte. Ebenso wichtig sei ein nachhaltiges Management von Forschungsdaten inklusive eines Forschungsdatengesetzes, damit Wissenschaftler*innen Daten aus Ämtern und Behörden in ihre Arbeit einbeziehen könnten. Kooperative Forschungsnetzwerke, verlässliche Perspektiven für flexible Karrierewege in der Wissenschaft und nicht zuletzt die langerwartete Erhöhung und Verstetigung der Programmpauschale für DFG-geförderte Forschungsprojekte komplettierten das Bild.
Im weiteren Verlauf ihrer Rede ging Becker auf internationale Themenfelder ein. Auf europäischer Ebene müssten sich Wissenschaft und Politik für einen angemessenen und eigenständigen Finanzrahmen für die Forschung anstatt der aktuell von der EU-Kommission geplanten Subsumierung mit anderen Politikbereichen unter dem Oberthema Wettbewerbsfähigkeit einsetzen. „Jetzt ist auch die Zeit für ein starkes europäisches Signal für die Unabhängigkeit, ja: die Freiheit der Forschung“, fuhr Becker fort, „und zwar eines, das weltweite Strahlkraft entfaltet“. Global betrachtet sei schließlich eine ausgewogene Balance zwischen der Wissenschaftsfreiheit und der immer wichtiger werdenden Forschungssicherheit entscheidend, für die aus Sicht der DFG ein verantwortungsvolles De-Risking das Mittel der Wahl sei, das wiederum auf den bewährten dezentralen Strukturen und Prozessen der wissenschaftlichen Selbstverwaltung aufbaue, so Becker.
Ein letzter Punkt war kurzfristig hinzugekommen: Als „klares Zeichen gegen die Verbreitung von Fake News und gegen die Instrumentalisierung von Social Media und von Wissenschaft“ wird die DFG die Plattform X, vormals Twitter, verlassen und sich stattdessen auf anderen und auch zusätzlichen Kanälen für freien und vielfältigen Meinungsaustausch in den Sozialen Medien einsetzen.
Aus Sicht der DFG-Präsidentin war diese Neujahrsrede ein erster Blick auf das, um auf den Titel zurückzukommen, „was die Wissenschaft jetzt braucht“. Weitere Blicke sollen in den kommenden Wochen und insbesondere rund um die Bundestagswahl und nach dieser folgen. Für den Auftakt war der Neujahrsempfang jedenfalls der ideale Rahmen, nicht zuletzt auch mit dem sich an die Rede anschließenden informelleren Teil des Abends, der viel Gelegenheit bot für Gespräche in kleiner Runde.
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