Kerstin Schill folgt auf Wolfgang Ertmer, Britta Siegmund auf Leena Bruckner-Tuderman / Frank Allgöwer wiedergewählt
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zwei neue Vizepräsidentinnen: Die Mitgliederversammlung der DFG wählte am Mittwoch, dem 3. Juli 2019, in ihrer Sitzung im Rahmen der DFG-Jahresversammlung an der Universität Rostock die Bremer Informatikerin Prof. Dr. Kerstin Schill und die Berliner Medizinerin Prof. Dr. Britta Siegmund in das Präsidium der größten Forschungsförderorganisation und zentralen Selbstverwaltungseinrichtung für die Wissenschaft in Deutschland. Schill übernimmt das Amt vom Hannoveraner Physiker Prof. Dr. Wolfgang Ertmer, Siegmund folgt auf die Freiburger Medizinerin Prof. Dr. Leena Bruckner-Tuderman. Neben den beiden neuen Mitgliedern wurde der Ingenieur Prof. Dr.-Ing. Frank Allgöwer für eine weitere Amtszeit als Vizepräsident gewählt.
Kerstin Schill ist Professorin für Informatik an der Universität Bremen, wo sie das Institut für Kognitive Neuroinformatik leitet. Seit 2018 ist sie zudem Rektorin des Hanse‐Wissenschaftskollegs in Delmenhorst. Geboren 1958, studierte Schill Maschinenbau und Informatik an der TU München und wurde an der LMU München in Humanbiologie promoviert. An der LMU arbeitete sie von 1993 bis zu ihrer Berufung im Jahr 2003 am Institut für Medizinische Psychologie als Postdoktorandin und später als Leiterin der Forschungsgruppe „Computational Intelligence“. In Bremen war Schill von 2010 bis 2014 Sprecherin eines in einen SFB/Transregio integrierten Graduiertenkollegs, seit 2017 ist sie stellvertretende Sprecherin eines Sonderforschungsbereichs. Seit 2012 engagierte sich Schill zunächst als Mitglied des Fachkollegiums Informatik der DFG in der wissenschaftlichen Selbstverwaltung, seit 2014 als Senatorin und seit 2018 als Mitglied der DFG-Expertenkommission Wissenschaft im digitalen Zeitalter. In Bremen brachte sie sich überdies als Dekanin des Fachbereichs Informatik und Mathematik ein.
Britta Siegmund, geboren 1971, ist Professorin für Medizin und Direktorin der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie der Charité Berlin. Dort ist sie auch Leiterin des Ärztlichen Centrums für Gastroenterologie, Nephrologie und Stoffwechselerkrankungen. Siegmund studierte in München und Harvard Humanmedizin. Von 2003 bis 2007 leitete sie eine Emmy Noether-Nachwuchsgruppe der DFG an der Charité, danach arbeitete sie bis 2012 als Oberärztin. 2012 wurde Siegmund zunächst Heisenberg-Professorin und nur ein Jahr später auf ihre aktuelle Position berufen. Sie war drei Jahre Sprecherin eines Sonderforschungsbereichs, seit 2018 ist sie Co-Sprecherin eines SFB/Transregio. Zudem ist sie Mitglied im Aufsichtsrat des Berlin Institute of Health, wo sie seit 2019 die Clinical Translational Science Platform (CTP) leitet. Siegmund engagierte sich von 2016 bis 2017 als Mitglied des Fachkollegiums Medizin der DFG, seit 2017 als Mitglied des Senats sowie als Vorsitzende oder Vorstandsmitglied verschiedener deutscher gastroenterologischer Fachgesellschaften. Die Medizinerin ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Frank Allgöwer leitet das Institut für Systemtheorie und Regelungstechnik an der Universität Stuttgart. 1962 geboren, studierte er Technische Kybernetik und Angewandte Mathematik in Stuttgart und Los Angeles. Nach seiner Promotion in Stuttgart folgten Anstellungen bei der Firma DuPont in Wilmington, USA, eine Assistenzprofessur für Nichtlineare Systeme an der ETH Zürich sowie Gastprofessuren an der University of California und der University of Newcastle, Australien. In seinen bisherigen Amtszeiten setzte Allgöwer einen Akzent auf interdisziplinäre Perspektiven. So leitet er den Gemeinsamen Ausschuss zum Umgang mit Sicherheitsrelevanter Forschung der DFG und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und sitzt dem Expertengremium Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) der DFG vor. Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträger ist zudem Mitglied der Expertenkommission Digitaler Wandel in den Wissenschaften der DFG. Allgöwer engagierte sich ferner als Jury-Vorsitzender des Communicator-Preises der DFG und des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft.
Nach den Wahlen wurden die scheidenden Präsidiumsmitglieder mit großem Beifall verabschiedet. Leena Bruckner-Tuderman, seit 2012 Präsidiumsmitglied, setzte sich als Vizepräsidentin insbesondere für verbesserte Rahmenbedingungen der medizinischen Forschung ein. Als Vorsitzende der Ständigen Senatskommission für Grundsatzfragen in der Klinischen Forschung (SGKF) war sie maßgeblich an der Erarbeitung grundlegender Empfehlungen zu diesem Themenfeld, zur wissenschaftsorientierten Personalentwicklung von Ärztinnen und Ärzten auf den verschiedenen Stufen der Karriere sowie zur besseren Vereinbarkeit von Forschung und klinischer Tätigkeit beteiligt. Über die SGKF hinaus engagierte sich Bruckner-Tuderman in der internationalen Zusammenarbeit der Forschungsförderorganisationen. Wolfgang Ertmer, seit 2013 im Präsidium, hat während seiner Tätigkeit als Vizepräsident im Zusammenhang mit der Umsetzung und Weiterentwicklung der DFG-Förderverfahren wichtige Impulse gegeben und war Mitglied im DFG-Senatsausschuss Perspektiven der Forschung. Überdies hat er sich insbesondere für die internationale Zusammenarbeit im europäischen Raum engagiert und die DFG bei Science Europe vertreten. Im Juli 2018 legte Ertmer sein Amt aus persönlichen Gründen nieder.
Zusammen mit DFG-Präsident Prof. Dr. Peter Strohschneider, den zwei neuen Vizepräsidentinnen Schill und Siegmund und dem für eine weitere Amtszeit gewählten Vizepräsidenten Allgöwer gehören dem Präsidium die Medizinerin Prof. Dr. Katja Becker, der Chemiker Prof. Dr. Roland A. Fischer, die Anglistische Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Julika Griem, die Mathematikerin Prof. Dr. Marlis Hochbruck sowie der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schön als Vizepräsidentinnen und -präsidenten an. Prof. Dr. Katja Becker wird dem Präsidium bis Ende dieses Jahres angehören, am 1. Januar 2020 folgt sie auf Peter Strohschneider als erste Präsidentin der DFG. Der Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, gehört kraft seines Amtes dem Präsidium mit beratender Stimme an. Gemeinsam mit dem Präsidenten entwickelt das Präsidium die strategisch-konzeptionelle Ausrichtung der DFG.
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