Themen reichen von digitalen Fertigungstechnologien über Mensch-Maschine-Interaktionen bis zum zentralen Nervensystem / 101 Millionen Euro Fördermittel für zunächst vier Jahre
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet zur weiteren Stärkung der Spitzenforschung an den Hochschulen zehn neue Sonderforschungsbereiche (SFB) ein. Dies beschloss der zuständige Bewilligungsausschuss in Bonn. Die neuen SFB werden ab dem 1. Januar 2020 zunächst vier Jahre lang mit insgesamt rund 101 Millionen Euro gefördert. Darin enthalten ist eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Drei der neuen Verbünde sind SFB/Transregio (TRR), die sich auf mehrere antragstellende Hochschulen verteilen.
Zusätzlich zu den zehn Einrichtungen stimmte der Bewilligungsausschuss für die Verlängerung von 15 SFB für je eine weitere Förderperiode, darunter fünf SFB/Transregio. Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben im Verbund und sollen damit der Schwerpunkt- und Strukturbildung an den antragstellenden Hochschulen dienen. SFB werden maximal zwölf Jahre gefördert. Ab Januar 2020 fördert die DFG insgesamt 275 SFB.
Die zehn neuen Sonderforschungsbereiche im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen und unter Nennung der Sprecherinnen und Sprecher sowie der weiteren antragstellenden Hochschulen):
Der SFB „Strukturelle und chemische atomare Komplexität – Von Defekt-Phasendiagrammen zu Materialeigenschaften“ will zwei bisher getrennte Aspekte der Materialforschung miteinander verknüpfen, mit deren Hilfe bislang maßgeschneiderte Materialien hergestellt wurden: Zum einen die thermodynamische Beschreibung kristalliner Phasen, zum anderen die Untersuchung und Manipulation von Kristalldefekten, die die Festigkeit, Formbarkeit und Korrosion von Materialien bestimmen können. Durch die Verbindung verschiedener Methoden will der SFB die strukturelle und chemische Komplexität von Materialien erforschen. Dies könnte die Grundlage für die Entwicklung neuer Materialdesignkonzepte sein. (RWTH Aachen, Sprecherin: Prof. Dr. Sandra Korte-Kerzel)
Kompetente Sprecherinnen und Sprecher können ihr sprachliches Handeln an die jeweilige Situation anpassen – die Sprachwissenschaft spricht dann von Registerwissen. Um das sprachliche Handeln adäquat abzubilden, muss das Registerwissen aber gemeinsam mit grammatischem Wissen betrachtet werden. Diese Forschungsaufgabe übernimmt der SFB „Register: Situationelle und funktionale Aspekte sprachlichen Wissens“ für unterschiedliche Sprachen und Sprachstufen. (HU Berlin, Sprecherin: Prof. Dr. Anke Lüdeling)
„Additive Fertigung im Bauwesen – Die Herausforderung des großen Maßstabs“ – unter diesem Titel erforscht der SFB/Transregio neue digitale Fertigungstechnologien beim Bau von Gebäuden. Bei der Additiven Fertigung werden Bauteile komplett digital gesteuert schichtenweise erzeugt, ohne dabei auf traditionelle, überwiegend manuelle Bautechniken zurückzugreifen. Mithilfe von Grundlagenforschungen zu Werkstoff, Verfahrenstechnik, Steuerung, Modellierung, Design und Konstruktion will der SFB/Transregio die automatisierte Additive Fertigung im Bauwesen vorantreiben und so einen ressourceneffizienteren Materialeinsatz ermöglichen. (TU Braunschweig; Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Harald Kloft; ebenfalls antragstellend: TU München)
Immer mehr digitale Technologien werden direkt am Körper getragen, etwa intelligente Prothesen, Exoskelette und VR-Brillen. Diese „verkörperten Technologien“ bilden mit autonom agierenden Fahrzeugen, Robotern und Drohnen auf der einen und den Menschen auf der anderen Seite sogenannte hybride Gesellschaften. Der SFB „Hybride Gesellschaften: Menschen in Interaktion mit verkörperten Technologien“ will zu einer besseren Interaktion von Mensch und Maschine beitragen und dafür menschliche Fähigkeiten und technologische Potenziale analysieren und aufeinander abstimmen. (TU Chemnitz, Sprecher: Prof. Dr. Georg Jahn)
Ziel des SFB/Transregio „Hysterese-Design magnetischer Materialien für effiziente Energieumwandlung“ ist die Entwicklung neuer dauermagnetischer und magnetokalorischer Materialien, die effizienter und ressourcenschonender sind als die bisherigen und die nahe an ihrem physikalischen Limit eingesetzt werden können. Solche neuen Magnetmaterialien könnten später in Energietechnologien wie beispielsweise der Windkraft, der Elektromobilität und der magnetischen Kühlung verwendet werden. (TU Darmstadt, Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Oliver Gutfleisch; ebenfalls antragstellend: Universität Duisburg-Essen)
Der Grundlagenforschung zur Herstellung von Nanopartikeln mit besonderen Eigenschaften widmet sich der SFB „Produktgestaltung disperser Systeme“. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen insbesondere Durchbrüche in der Herstellung optisch aktiver Nanopartikel erzielen. Dazu verwenden sie Synthese- und Trennungsprozesse und deren mathematische Modellierung. (Universität Erlangen-Nürnberg, Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Peukert)
In der metallverarbeitenden Industrie wird in der Regel unter Anwesenheit von Sauerstoff produziert, obwohl die Metalloberflächen dabei oxidieren. Eine Produktion in vollkommen sauerstofffreier Atmosphäre hätte dagegen erhebliche technische, wirtschaftliche sowie ressourcenrelevante Vorteile. Der SFB „Sauerstofffreie Produktion: Prozesse und Wirkzonen in sauerstofffreier Atmosphäre zur Entwicklung zukunftsfähiger Produktionstechniken und Fertigungsverfahren“ will deshalb sauerstofffreie Produktionsprozesse erforschen. (Universität Hannover, Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Hans Jürgen Maier)
Der SFB „Zelltod in Immunität, Entzündungen und Erkrankungen“ will die Regulationsmechanismen sowie die funktionellen und physiologischen Folgen verschiedener Arten des Zelltodes untersuchen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Immunität, Entzündung und Wirt-Mikroben-Interaktion. Dabei sollen sowohl die Zellen von Menschen und Tieren als auch Pflanzen analysiert werden, um eine wechselseitige Befruchtung der beiden Felder zu ermöglichen. (Universität zu Köln, Sprecher: Prof. Dr. Manolis Pasparakis)
Gemeinsam wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Biochemie und Strukturbiologie, der chemischen Biologie, der molekularen Pharmakologie, sowie aus dem Bereich der Bioinformatik Membranproteine erforschen, die eine zentrale Rolle bei nahezu allen physiologischen Prozessen in Eukaryoten einnehmen: Diese G-Protein-gekoppelten Rezeptoren zählen zu den wichtigsten Zielmolekülen für die pharmazeutische Wirkstoffentwicklung. Der SFB „Strukturelle Dynamik der GPCR-Aktivierung und -Signaltransduktion“ will zu einem übergreifenden Verständnis der während der Signalübertragung ablaufenden molekularen Prozesse beitragen. (Universität Leipzig, Sprecherin: Prof. Dr. Annette G. Beck-Sickinger)
Das Zentralnervensystem ist besonders anfällig für Schädigungen, die sich jedoch auch wieder zurückbilden können. Wie die Erholung des Gewebes reguliert wird, ist bislang jedoch weitgehend unbekannt. Hier setzt der SFB/Transregio „Checkpoints in der Regeneration des zentralen Nervensystems“ an und will Kontrollpunkte definieren, die die strukturelle und funktionelle Erholung des geschädigten Nervengewebes regulieren. Aus den Erkenntnissen sollen dann neue Therapien abgeleitet werden. (TU München, Sprecher: Prof. Dr. Mikael Jakob Simons; ebenfalls antragstellend: Universität Göttingen, LMU München)
Die 15 für eine weitere Förderperiode verlängerten SFB
(in alphabetischer Reihenfolge ihrer Sprecherhochschulen, unter Nennung der Sprecherinnen und Sprecher sowie der weiteren antragstellenden Hochschulen und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):
Medienkontakt:
Weitere Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Sonderforschungsbereiche.
Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle:
Ausführliche Informationen zum Förderprogramm und zu den geförderten Sonderforschungsbereichen unter: