Pressemitteilung Nr. 46 | 17. November 2021

Internationale DFG-Konferenz zur Pandemieforschung: Auf der Suche nach Lösungen für die Zukunft

„Preparedness for Future Pandemics from a Global Perspective“/ Mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus geförderten Projekten im digitalen Austausch

„Preparedness for Future Pandemics from a Global Perspective“/ Mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus geförderten Projekten im digitalen Austausch

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat am Montag, dem 15. November, ein breit angelegtes Vernetzungstreffen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von DFG-geförderten Projekten in der Pandemieforschung veranstaltet. Zum digitalen Austausch unter dem Titel „Preparedness for Future Pandemics from a Global Perspective“ versammelten sich rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehr als 100 Projekten mit Pandemiebezug. Vertreten waren nicht nur Forschungsprojekte, die sich unmittelbar mit Coronaviren beschäftigen, sondern auch Projekte, die die Grundlagen von Erregern und Krankheiten und deren pandemisches Potenzial erforschen, sowie Vorhaben, die sich mit den Auswirkungen von Pandemien im globalen Kontext beschäftigen. Im Mittelpunkt standen dabei die interdisziplinäre Vernetzung der aus allen Fachbereichen stammenden Projekte sowie weitere Projektanbahnungen.

„Wir befinden uns nicht mehr in der frühen Phase der Coronavirus-Pandemie, sondern inmitten der vierten Welle“, sagte DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker in ihrer Begrüßungsrede. „Unsere Aufgabe besteht also derzeit darin, die Komplexität des aktuellen Geschehens zu analysieren und besser zu verstehen und Lösungen und Antworten auf konkrete Bedürfnisse in den unterschiedlichsten Bereichen des praktischen Lebens zu finden – von der Gesundheitsversorgung über die Belüftung von Klassenzimmern bis hin zu globalen Lieferketten. Darüber hinaus muss es als Wissenschaft aber auch unser Ziel sein, einen Beitrag zur ‚Pandemievorsorge‘ zu leisten und uns bereits bestmöglich auf zukünftige Krisensituationen vorzubereiten. Wir wollen daher im Rahmen der Konferenz nicht nur Erfahrungen austauschen und Forschungsergebnisse diskutieren, sondern auch Potenziale für zukünftige Kooperationen ausloten.“

Die Frage, welche Forschung benötigt wird, um als Wissenschaft und Gesellschaft auf globale Krisen wie beispielsweise Seuchen und Pandemien, aber auch im Hinblick auf Klima, Energien, Ernährung und vieles mehr besser vorbereitet zu sein, war Gegenstand der Keynote von Professor Dr. Sir Jeremy James Farrar, Direktor des britischen Wellcome, einer der größten Stiftungen für Gesundheitsforschung weltweit. Er betonte in seiner ebenso wie die anderen Konferenzteile in Englisch gehaltenen Rede insbesondere, dass Wissenschaft während einer pandemischen Lage auf die im Vorfeld aufgebauten Infrastrukturen sowie Partnerschaften und Vertrauen angewiesen sei: „You rely so much on what you have before the crisis! If you are trying to build any partnerships and collaboration in the midst of a crisis, you will either fail or you will be too slow to make a difference. What you have before a crisis in human capacity, infrastructure, scientific endeavour, trust, will largely determine your ability to respond in a very fast, dynamic crisis – which is likely to be the sorts of problems we will face in the 21st century.” Farrar ergänzte, Wissenschaft könne nicht erst in einer Pandemie damit beginnen, Vertrauen aufzubauen oder politische Ratschläge zu erteilen.

Eine digitale Panel-Diskussion lenkte zum Ende der Konferenz den Blick zurück auf das Zusammenwirken von Wissenschaft und Gesellschaft in Deutschland. Dabei diskutierten die Infektiologin Professorin Dr. Marylyn Addo, Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, die Direktorin des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe in Bamberg, Professorin Dr. Cordula Artelt, die Psychologin und Expertin für Gesundheitskommunikation, Professorin Dr. Cornelia Betsch, Universität Erfurt, sowie Ralf Heyder, der Leiter der Koordinierungsstelle des Netzwerks Universitätsmedizin, ansässig an der Charité Berlin. Moderiert von DFG-Pressesprecher Marco Finetti sprachen sie sowohl über die Auswirkungen und die Bedeutung der COVID-19-Pandemie für Wissenschaft und Forschung als auch über den Beitrag von Wissenschaft und Forschung zur Bewältigung der Pandemie. Sie diskutierten zudem über das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft und darüber, welche Schlüsse die Wissenschaft aus den vergangenen anderthalb Jahren zieht.

DFG-Vizepräsidentin Professorin Dr. Britta Siegmund fasste am Ende der Konferenz diese Erkenntnisse als wesentliche zusammen: „Eine neugiergetriebene Forschung, die verschiedene Disziplinen miteinander verbindet, also im besten Sinne multidisziplinär arbeitet, liefert während einer Pandemie und darüber hinaus die wirkungsvollsten Antworten. Nur auf diese Weise erreichen wir ein höheres Level an Preparedness. Um globale gesellschaftliche Herausforderungen wie Pandemien, aber auch die Klimakrise, bekämpfen zu können, brauchen wir leistungsfähige globale Forschungsinfrastrukturen. Der Ruf nach grenzüberschreitender akademischer Zusammenarbeit war daher noch nie so dringend wie heute.“

Die auf der Konferenz vertretenen Projekte werden von der DFG unter anderem im Rahmen mehrerer coronaspezifischer Ausschreibungen gefördert. So hatte die DFG bereits im März 2020 eine Ausschreibung zur fachübergreifenden Erforschung von Epidemien und Pandemien gestartet, in deren Rahmen mehr als 50 fächerübergreifende Projekte mit einer Gesamtsumme von über 31 Millionen Euro gefördert werden.

Zusätzlich hatte die DFG zwischen Juni 2020 und Juni 2021 insgesamt sieben Ausschreibungsrunden im neu geschaffenen Format der „Fokus-Förderung COVID-19“ veröffentlicht. Jede Ausschreibung widmete sich der Bearbeitung von besonders drängenden und kurzfristig zu beantwortenden wissenschaftlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie. Die Themen der Fokus-Ausschreibungen waren zuvor von der eigens eingerichteten Kommission für Pandemieforschung der DFG ausgewählt worden. Aufgabe der Kommission ist es auch, DFG-geförderte Projekte zur Erforschung von Pandemien und Epidemien wissenschaftlich zu begleiten. Sie hat dabei ein besonderes Augenmerk auf der inter- und transdisziplinären Zusammenarbeit sowie der Stärkung von Synergien.

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:

  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG
    Tel. +49 228 885-2109

Zur DFG-Kommission für Pandemieforschung:

DFG-geförderte Projekte zu Coronaviren und Pandemien im Überblick:

Ansprechpartnerinnen in der DFG-Geschäftsstelle:

  • Dr. Anne Brüggemann
    Gruppe Geistes- und Sozialwissenschaften 2: Sozial- und Verhaltenswissenschaften
    Tel. +49 228 885-2213
  • Dr. Jennifer Gronau
    Gruppe Internationale Zusammenarbeit
    Tel. +49 228 885-2388

Ein ausführlicher Bericht zur Konferenz ist demnächst im Magazin der DFG online verfügbar: