Rede von Katja Becker zur Bedeutung der Grundlagenforschung für die Realisierung der Nachhaltigkeitsziele der UN / Zweitägiges Multi-Stakeholder-Forum in New York
Die Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Vorsitzende des Global Research Council (GRC), Professorin Dr. Katja Becker, hat an besonders prominentem Ort die zentrale Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für die Bewältigung globaler Menschheitsfragen sowie die Realisierung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen betont. Becker sprach am Donnerstag, dem 4. Mai, in New York am Sitz der UN auf dem "Multi-Stakeholder Forum on Science, Technology and Innovation for the Sustainable Development Goals (STI for SDG)". Sie folgte damit einer Einladung der "Ten Member Group", eines von UN-Generalsekretär António Guterres eingesetzten Beratungsgremiums von Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation.
"Wenn wir die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen rechtzeitig erreichen wollen, muss die Wissenschaft eine deutlich aktivere Rolle spielen als bisher. Dazu könnten wir sogar darüber nachdenken, die globale Forschungszusammenarbeit als neues und zusätzliches Nachhaltigkeitsziel zu definieren – nicht nur, aber auch, weil die Suche nach Erkenntnis ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur ist. Bis es jedoch so weit ist, sollten wir weiterhin alles unternehmen, um die Forschung und ihre Ergebnisse bestmöglich in die UN-Nachhaltigkeitsagenda zu integrieren. Denn ich bin überzeugt, dass die Wissenschaft einen zentralen Beitrag zur Bewältigung der globalen Menschheitsfragen wie der Nachhaltigkeit leisten kann", sagte Becker vor Vertreterinnen und Vertretern der Vereinten Nationen und Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt.
Weiter betonte Becker, die in ihrer Funktion als GRC-Vorsitzende für den informellen Zusammenschluss von rund 130 Forschungsförderorganisation aus der ganzen Welt sprach: "In der aktuellen sogenannten Polykrise befähigt uns die Wissenschaft mit profundem Fachwissen, innovativen Instrumenten und maßgeschneiderten Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels, zur Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt, zur Beseitigung der Armut, zur Verringerung der Ungleichheit und zur Förderung von Gerechtigkeit und Frieden." Allerdings könne nur eine wirklich freie Forschung die genannten Beiträge leisten. "Grundlagenforschung auf höchstem Niveau lässt sich nur erreichen, wenn sich Forschungsthemen und -partner frei wählen lassen."
Becker schlug daher vor, eine Partnerschaft zwischen dem GRC als Weltverband der Forschungsförderorganisationen sowie dem STI for SDG-Prozess der Vereinten Nationen einzurichten. "Eine solche Partnerschaft hat enormes Potenzial, denn sie würde nicht nur auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen, sondern könnte auch auf die globale Gemeinschaft der Forscherinnen und Forscher für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zählen."
Bereits am Vortag hatte die DFG gemeinsam mit dem GRC ein Side Event zum STI for SDG Forum im German House in New York organisiert. Gemeinsam mit den Spitzen der DFG-Partnerorganisationen aus Brasilien, Japan, Kanada, Südafrika und den USA, dem Stellvertretenden Ständigen Vertreter Deutschlands bei den UN, Botschafter Thomas Zahneisen, sowie Carlos Henrique de Brito Cruz als Vertreter der "Ten Member Group" diskutierte Becker, wie sich zu den jeweiligen Nachhaltigkeitszielen spezifische Forschung generieren lasse.
Die in New York diskutierten globalen Nachhaltigkeitsfragen sollen künftig auch in der Arbeit der DFG als größter Forschungsförderorganisation und zentraler Selbstverwaltungseinrichtung für die Wissenschaft in Deutschland stärker thematisiert werden. Hierzu hat die DFG 2021 eine eigene Kommission für Nachhaltigkeit eingerichtet. Die Kommission mit 20 Mitgliedern aus allen Wissenschaftsgebieten unter der Leitung der DFG-Präsidentin will im Juni dieses Jahres den Gremien der DFG Empfehlungen für nachhaltiges Handeln vorlegen.