Wie entwickeln sich Meereis und Meeresströmungen im Klimawandel? Welche geologischen Prozesse formen die Ränder der Kontinentalplatten? Wie sieht das Leben in der Tiefsee aus? Um diese und weitere Fragen der grundlagenorientierten Meeresforschung auf den Ozeanen zu beantworten, bringen sieben deutsche Forschungsschiffe jährlich hunderte von Wissenschaftler*innen auf die Weltmeere. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) haben jetzt auf Basis intensiver Beratungen gemeinsam mit den Ländern und den beteiligten schiffsbetreibenden Forschungseinrichtungen ein zukunftsfähiges Konzept für die Betriebs- und Expeditionskostenfinanzierung der deutschen Forschungsschiffe entwickelt. Das neue Finanzierungsmodell soll Mitte 2026 in Kraft treten.
Zum Hintergrund: Das BMBF baut derzeit ein neues Forschungsschiff für den Einsatz im Atlantik, das FS METEOR. Es soll Mitte 2026 in den Dienst gestellt werden und das alte FS METEOR ersetzen. Ab diesem Zeitpunkt soll es durch das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel betrieben werden. Hierzu wollen das BMBF und das Land Schleswig-Holstein ihre Förderung für den Betrieb des FS METEOR aufstocken. Die vornehmlich im Atlantik eingesetzten FS MARIA S. MERIAN und FS METEOR werden bisher gemeinsam von DFG und BMBF finanziert. Das neue Modell sieht nun vor, die Betriebskosten des FS MARIA S. MERIAN zukünftig ausschließlich aus Mitteln der DFG über das Förderprogramm „Hilfseinrichtung Forschungsschiffe“ zu finanzieren.
Im Rahmen des neuen Modells hat der Senat der DFG nun zudem die Einrichtung eines neuen Infrastruktur-Schwerpunktprogramms (SPP) „Forschungsschiffe“ beschlossen. Das SPP wird zunächst mit einer Fördersumme von bis zu 21,6 Millionen Euro für die ersten drei Jahre gefördert. Durch die Umorganisation der Betriebskosten kann die DFG künftig eine einheitliche Expeditions- und Auswertungsfinanzierung für die sieben deutschen Forschungsschiffe anbieten. Dazu gehören neben den FS MARIA S. MERIAN und FS METEOR das im Pazifik und Indik eingesetzte FS SONNE, das eisbrechende Polarforschungsschiff POLARSTERN und für den Einsatz in den Schelfmeeren der Nord- und Ostsee die FS HEINCKE, FS ALKOR und FS ELISABETH MANN BORGESE. Die Wissenschaftler*innen sollen zukünftig ihre Einsätze auf den Weltmeeren beweglicher planen und zum Beispiel die Schiffszeiten zwischen den verschiedenen Schiffen austauschen können sowie die Möglichkeit erhalten, ihre Expeditions- und Auswertungskosten flexibler und unabhängig vom genutzten Schiff einzusetzen. Zudem sollen die Universitäten vereinfachte Möglichkeiten erhalten, Schiffsexpeditionen durchzuführen.
„Die Forschungsschiffe dienen einer Vielzahl von wissenschaftlichen Communities insbesondere aus den Natur- und Lebenswissenschaften als unverzichtbare Plattform für sehr unterschiedliche Fragestellungen zur Erforschung der Ozeane und ihrer Randmeere“, sagt DFG-Generalsekretärin Dr. Heide Ahrens. „Insgesamt wird sich durch die Umstrukturierung eine erhebliche Verbesserung für die schiffsnutzenden wissenschaftlichen Communities erzielen lassen“, so Ahrens weiter.
Im neu eingerichteten Infrastruktur-Schwerpunktprogramm können Wissenschaftler*innen Projekte aus allen seegehenden Wissenschaftsfeldern einwerben. Den Antrag auf Einrichtung des überregionalen Programms stellten – stellvertretend für die deutsche Meeresforschungs-Community – der Paläoklimatologe Professor Dr. Oliver Friedrich von der Universität Heidelberg, die Biologin Professorin Dr. Nicole Aberle-Malzahn von der Universität Hamburg, die Meereisphysikerin Dr. Stefanie Arndt vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, der Geophysiker Professor Dr. Christian Berndt vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und die Biodiversitätsforscherin Dr. Saskia Brix von Senckenberg am Meer, Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung in Hamburg .
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärt: „Mit der substanziellen Förderung schaffen wir eine zukunftsweisende Grundlage für die Meeres-, Küsten- und Polarforschung. Klar ist: Die Ozeane sind nicht nur ein wichtiger Wirtschafts- und Lebensraum, sondern entscheidend für das Klima und die Biodiversität. Die Forschung kann Antworten liefern, wie wir die Meere schützen und nachhaltig nutzen können. Die Erneuerung und Modernisierung der Forschungsschiff-Flotte ist dabei ein wichtiger Baustein für Deutschlands führende Rolle in der Meeresforschung.“
Vor dem Start des neuen Betriebs- und Finanzierungsmodells im Sommer 2026 sind nun noch einige weitere Schritte nötig – insbesondere separate Beschlüsse der beteiligten Länder Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg, der Helmholtz-Gemeinschaft sowie der Universität Hamburg, wo die Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe verortet ist. Diese koordiniert die Schiffseinsatzplanung für die FS METEOR, FS MARIA S. MERIAN sowie FS SONNE, was auch zukünftig beibehalten werden soll.
Fahrtanträge werden weiterhin über das ELAN-System der DFG eingereicht und durch das durch DFG und BMBF gemeinsam eingesetzte Gremium „Begutachtungspanel Forschungsschiffe (GPF)“ wissenschaftlich begutachtet.
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Mehr zu den Forschungsschiffen FS MARIA S. MERIAN und FS METEOR auf der DFG-Website:
Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe der Universität Hamburg:
Portal Deutsche Forschungsschiffe: