DFG stellt auf Jahrespressekonferenz Ablauf des nächsten Elite-Wettbewerbs vor / Weitere Themen: Gleichstellung, Forschung in Europa, Flexibilisierung des Förderprogramms
Der Fahrplan für die neue Phase der Exzellenzinitiative steht: Der wiedergewählte Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Matthias Kleiner, stellte am Donnerstag, dem 2. Juli 2009, auf der Jahrespressekonferenz der DFG in Berlin den zeitlichen Ablauf für die Fortsetzung des Elite-Wettbewerbs vor.
Die Universitäten in Deutschland werden im kommenden Frühjahr dazu aufgerufen, erste Antragsskizzen für neue Projekte in der Spitzenforschung einzureichen. Die Skizzen sollen bis zum Herbst 2010 vorgelegt und anschließend begutachtet werden. Die erste Zwischenentscheidung soll im Frühjahr 2011 fallen; dann wird festgelegt, welche der neuen Skizzen in die Endrunde kommen. Die hier erfolgreichen Universitäten sollen dann bis zum Herbst 2011 Förderanträge für ihre neuen Projekte stellen. Gleichzeitig sollen die bereits geförderten Einrichtungen Anträge auf Weiterförderung stellen. Im Winter 2011/12 werden die Anträge der neuen und der alten Einrichtungen in einem Wettbewerb begutachtet. Im Sommer 2012 wollen Wissenschaft und Politik dann gemeinsam entscheiden, welche Universitäten mit welchen Projekten und Einrichtungen bis Ende 2017 gefördert werden.
Wie der DFG-Präsident hervorhob, stehen für die neue Phase der Exzellenzinitiative insgesamt 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung. "Das sind über 30 Prozent mehr als in den beiden ersten Runden", sagte Kleiner. "Schon deshalb werden auch neue Ideen und Anträge eine faire Chance haben." Von den 2,7 Milliarden Euro stellt der Bund 75 Prozent zur Verfügung, 25 Prozent kommen von den Ländern.
Kleiner, der auf der Mitgliederversammlung der DFG in Leipzig am Mittwoch für weitere drei Jahre im Amt bestätigt worden war, dankte den Regierungschefs des Bundes und der Länder für ihre Entscheidung von Anfang Juni, die Exzellenzinitiative sowie den Pakt für Forschung und Innovation und den Hochschulpakt fortzusetzen und dafür bis 2018 insgesamt 18 Milliarden Euro bereitzustellen. Von dieser Summe flössen knapp fünf Milliarden Euro über die DFG in die Grundlagenforschung, unterstrich Kleiner. "Die Politik hat damit Mut und Weitsicht bewiesen. Sie hat erkannt, und das haben wir ihr in den letzten Monaten immer wieder gesagt, dass gerade in der Krise verstärkt in Wissenschaft und Forschung investiert werden muss - sie sind die beste Grundlage für Innovationen und für Wachstum und Wohlstand", sagte Kleiner.
Eine positive Zwischenbilanz zog der DFG-Präsident beim Thema "Gleichstellung in der Wissenschaft". Hier hatte die DFG im vergangenen Jahr in der Mitgliederversammlung die Einführung von "Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards" beschlossen. Mit ihnen verpflichten sich die Mitglieder der DFG, den Anteil von Wissenschaftlerinnen auf allen Qualifizierungsstufen deutlich zu erhöhen. Wie Kleiner erläuterte, haben inzwischen alle Mitgliedshochschulen und auch zahlreiche nicht-universitäre Mitglieder die Gleichstellungsstandards übernommen und "erste anspruchsvolle Berichte zur Umsetzung" vorgelegt. Ihnen steht künftig ein sogenannter Instrumentenkasten zur Verfügung, der zur Mitgliederversammlung in Leipzig freigeschaltet wurde. In ihm sind in Form eines Online-Lexikons zahlreiche nachahmenswerte Gleichstellungsmaßnahmen aus der wissenschaftlichen Praxis aufgeführt. Ebenfalls in Leipzig wurde eine Arbeitsgruppe unter Leitung von DFG-Vizepräsident Professor Ferdi Schüth eingesetzt; sie soll die Berichte der DFG-Mitglieder bewerten.
Gleichfalls zur Leipziger Jahresversammlung legte die DFG ein Positionspapier zu ihrer Europa-Strategie vor. Das "Europa-Papier" zielt auf die Entwicklung des Europäischen Forschungsraums und einer "Europäischen Forschungsförderunion" ab, in der die Förderzusagen aller beteiligten europäischen Organisationen wechselseitig anerkannt und in dem Land eingelöst werden sollen, in dem ein Forschungsprojekt durchgeführt wird. Erste Schritte dorthin seien bereits getan, betonte Kleiner. So könnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler inzwischen bei einer Berufung oder einem Umzug in ein anderes europäisches Land Fördermittel mitnehmen. "Mit diesen und anderen Maßnahmen wollen wir in ganz Europa grenzüberschreitende Forschung erleichtern und ein Höchstmaß an Mobilität sicherstellen. Nur so erhöhen wir auch die Konkurrenzfähigkeit Europas im weltweiten Wettbewerb", sagte der DFG-Präsident.
Kleiner kündigte darüber hinaus an, dass die DFG in den kommenden Jahren ihre Förderprogramme weiter flexibilisieren und modularisieren werde. Damit solle die Förderung noch besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Antragstellerinnen und Antragsteller und ihrer Projekte zugeschnitten werden.
Die DFG stellte bei ihrer Jahrespressekonferenz auch den "Jahresbericht 2008" mit den wichtigsten Zahlen zum Fördergeschäft vor. Demnach standen Deutschlands zentraler Forschungsförderorganisation im vergangenen Jahr erstmals mehr als zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Insgesamt wurden 2008 mehr als 20 500 Bewilligungen ausgesprochen. Die Bewilligungssumme lag bei 2,6 Milliarden Euro, in denen allerdings auch Mittel für Projekte enthalten sind, die über mehrere Jahre fließen. In der Einzelförderung bewilligte die DFG 967 Millionen Euro, in ihren Koordinierten Programmen mehr als 1,4 Milliarden Euro. Bezogen auf die großen Wissenschaftsbereiche ging der größte Anteil der Bewilligungssumme in die Lebenswissenschaften (37,3 Prozent), gefolgt von den Naturwissenschaften (25,9 Prozent), den Ingenieurwissenschaften (21,4 Prozent) und den Geistes- und Sozialwissenschaften (15,4 Prozent).