DFG und Wissenschaftsrat veröffentlichen Ausschreibung / Wissenschaftsgeleiteter Wettbewerb zwischen alten und neuen Projekten / Entscheidung im Juni 2012
Gemeinsame Pressemitteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Wissenschaftsrates (WR)
Start der zweiten Phase der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat (WR) haben jetzt die offizielle Ausschreibung für die neue Phase des Programms veröffentlicht, mit dem die Spitzenforschung an den Universitäten in Deutschland weiter gestärkt werden soll. Damit wird die Vereinbarung umgesetzt, in der die Regierungschefs des Bundes und der Länder am 4. Juni 2009 die Fortführung der Exzellenzinitiative beschlossen hatten. Ab sofort können sich zunächst neue Projekte um eine Förderung bewerben, ab Anfang kommenden Jahres dann auch die bereits geförderten Einrichtungen. Die Entscheidung über die Förderung in diesem rein wissenschaftsgeleiteten Wettbewerb fällt nach einem mehrstufigen Begutachtungs- und Auswahlverfahren im Juni 2012. Die erfolgreichen Projekte werden über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert. Hierfür stehen insgesamt gut 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung, die zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent von den Ländern bereitgestellt werden.
Die jetzt veröffentlichten Ausschreibungsmodalitäten wurden in dieser Woche von der Gemeinsamen Kommission von DFG und Wissenschaftsrat in Bonn beraten und beschlossen. Im Anschluss daran informierten der Präsident der DFG, Professor Matthias Kleiner, und der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider, die für Wissenschaft und Forschung verantwortlichen Ministerinnen und Minister aus dem Bund und den Ländern über die konkrete Ausgestaltung des Wettbewerbs.
So wie die erste Phase der Exzellenzinitiative in den Jahren 2006 und 2007 findet auch die neue Phase des Wettbewerbs in drei Förderlinien statt.
Ausgewählt und gefördert werden:
1. Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses,
2. Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenforschung und
3. Zukunftskonzepte, mit denen ganze Universitäten den projektbezogenen Ausbau ihrer Spitzenforschung vorantreiben wollen.
Dabei kommt es gegenüber der ersten Phase zu einigen Modifikationen, die den Erfahrungen der bisher geförderten Einrichtungen und den jeweiligen Belangen der verschiedenen Wissenschaftsgebiete Rechnung tragen. So wird es bei den Fördersummen der beiden ersten Förderlinien eine größere Spannbreite geben. Graduiertenschulen sollen demnach mit zwischen 1 und 2,5 Millionen Euro pro Jahr gefördert werden, Exzellenzcluster mit zwischen 3 und 8 Millionen Euro. Bei den Zukunftskonzepten gibt es keine Vorgaben der jährlichen Fördersumme. Angestrebt wird hier die Förderung von bis zu fünf Neuanträgen bei einer Gesamtzahl von maximal zwölf Zukunftskonzepten.
Der mit der Ausschreibung veröffentlichte Ablaufplan sieht für Universitäten, die sich mit neuen Projekten beteiligen wollen, ein zweistufiges Verfahren vor: Bis zum 1. September 2010 sollen sie zunächst Antragsskizzen bei der DFG einreichen. Die Skizzen für die Graduiertenschulen und Exzellenzcluster werden unter Federführung der DFG begutachtet, diejenigen für die Zukunftskonzepte unter Federführung des Wissenschaftsrates. Im März 2011 trifft die Gemeinsame Kommission von DFG und Wissenschaftsrat unter allen Antragsskizzen eine Vorauswahl. Die hier ausgewählten Hochschulen können dann bis zum 1. September 2011 ihre eigentlichen Förderanträge stellen. Diese treten in Wettbewerb mit den bereits geförderten Einrichtungen, die weiter gefördert werden wollen. Sie können ohne vorherige Antragsskizzen bis zum 1. September 2011 ihre Fortsetzungsanträge stellen. Die Entscheidung fällt im Juni 2012 im Bewilligungsausschuss. In ihm beschließen die Gemeinsame Kommission und die für Wissenschaft und Forschung zuständigen Ministerinnen und Minister aus Bund und Ländern auf Vorschlag der Gemeinsamen Kommission, welche Hochschulen mit welchen Projekten gefördert werden. Förderbeginn ist der 1. November 2012. Einrichtungen, die nicht weiter gefördert werden, können bis zu zwei Jahre lang eine Auslauffinanzierung erhalten, um dem wissenschaftlichen Nachwuchs den Abschluss seiner Forschungen zu ermöglichen.
Wie DFG-Präsident Kleiner und Wissenschaftsrats-Vorsitzender Strohschneider anlässlich der Veröffentlichung der Ausschreibung betonten, soll auch die Fortsetzung der Exzellenzinitiative rein wissenschaftsgeleitet sein. „Über Förderung oder Nicht-Förderung entscheiden allein wissenschaftliche Inhalte“, erklärten die Spitzen der beiden Organisationen, die vom Bund und den Ländern mit der Durchführung der Exzellenzinitiative betraut wurden. Als wichtigste Förderkriterien nennt die Ausschreibung „die Exzellenz von Forschung und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf mindestens einem breiten Wissenschaftsgebiet; ein Gesamtkonzept zur Vernetzung der Disziplinen und zur internationalen Vernetzung in der Forschung; die universitätsübergreifende beziehungsweise außeruniversitäre Kooperation, in der Regel belegt durch konkrete und verbindliche Kooperationsvereinbarungen“. Darüber hinaus sollen die Maßnahmen der Hochschulen und Projekte zur Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen in der Wissenschaft berücksichtigt werden. Bei der Formulierung und der Begutachtung von Zukunftskonzepten wird der Gesamtbereich der Lehre künftig einen deutlich höheren Stellenwert haben.
Kleiner und Strohschneider unterstrichen zudem die bisherigen Erfolge der Exzellenzinitiative, in der 39 Graduiertenschulen, 37 Exzellenzcluster und neun Zukunftskonzepte mit insgesamt 1,9 Milliarden Euro gefördert werden: „Die Exzellenzinitiative hat zu einer so nicht erwarteten und nicht erwartbaren Aufbruchstimmung im deutschen Wissenschaftssystem geführt und viele Ideen und Forschungsprojekte von höchster wissenschaftlicher Qualität hervorgebracht. Diese werden nicht zuletzt im Ausland sehr deutlich wahrgenommen, wo sich die Sichtbarkeit der deutschen Wissenschaft durch die Exzellenzinitiative noch einmal deutlich verbessert hat.“ Zudem seien durch die Exzellenzinitiative mehr als 4000 zusätzliche wissenschaftliche Stellen an Hochschulen und Forschungsinstituten entstanden und durchweg hochkarätig besetzt worden. „Das kommt dem Ausbau der Spitzenforschung, aber auch der akademischen Lehre zugute“, betonten Kleiner und Strohschneider.
Beide dankten erneut dem Bund und den Ländern, die im Frühjahr vergangenen Jahres nicht nur die Fortsetzung, sondern auch die deutliche finanzielle Aufstockung der Exzellenzinitiative um mehr als 30 Prozent beschlossen und damit „mitten in der Finanzkrise ein starkes Zeichen für Wissenschaft und Forschung in Deutschland“ gesetzt hätten. Dieser Mut, so zeigten sich Kleiner und Strohschneider überzeugt, werde in der nun beginnenden Fortsetzung des Wettbewerbs belohnt werden: „Auch die neue Phase der Exzellenzinitiative wird die Spitzenforschung an den deutschen Universitäten weiter stärken und weltweit noch sichtbarer machen.“