„Weitere Stärkung der Spitzenforschung an Universitäten in themenoffenem Wettbewerb und wissenschaftsgeleitetem Verfahren“ / Pressegespräch und Neujahrsempfang in Berlin
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zum Auftakt des wissenschaftspolitischen Jahres 2016 die Erwartungen der Wissenschaft an die geplante neue Bund-Länder-Initiative zur Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative unterstrichen. Gut zwei Wochen vor der Übergabe des Berichts einer internationalen Expertenkommission („Imboden-Kommission“) an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder (GWK) nahmen DFG-Präsident Professor Dr. Peter Strohschneider und Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek am Montagvormittag in Berlin in einem Pressegespräch Stellung zu den möglichen Zielen und zum Zuschnitt einer neuen Runde des seit 2006 laufenden Programms. Weitere Gesprächspunkte waren die Kriterien und die Rolle von Wissenschaft und Politik im künftigen Entscheidungsverfahren.
Am Montagabend begrüßte die größte Forschungsförderorganisation und zentrale Selbstverwaltungsorganisation für die Wissenschaft in Deutschland mehr als 350 Repräsentanten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang. Zentrales Thema der Rede des DFG-Präsidenten war auch hier die Exzellenzinitiative.
Im Gespräch mit den Medienvertretern verwies der DFG-Präsident einleitend darauf, dass die Wissenschaft nach den Grundsatzbeschlüssen der Regierungschefs des Bundes und der Länder zur Fortsetzung und Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative von Ende 2014 seit mehr als einem Jahr auf die konkrete Umsetzung warte. „Dieses Warten hat zu zunehmender Nervosität geführt, vor allem bei den bereits jetzt geförderten Einrichtungen, die wissen wollen, wie es weitergeht, aber auch bei denen, die sich für eine neue Förderung bewerben wollen, und ebenso bei den Wissenschaftsorganisationen, die einen neuen Wettbewerb organisieren müssten“, so Strohschneider.
Mit dem neuen Jahr und dem von der Politik selbst vorgegebenen Zeitplan rückten nun jedoch die Entscheidungen näher, die die Wissenschaft und das Wissenschaftssystem langfristig prägen dürften, so Strohschneider weiter. „Nach der Vorstellung des Imboden-Berichts wird bis Ende April in der GWK und bis Ende Juni von den Regierungschefs ein schlüssiges Gesamtkonzept für eine neue Bund-Länder-Initiative verhandelt sein müssen. Im nächsten halben Jahr werden Bund und Länder also zueinander finden müssen – zum Besten der Wissenschaft und der Gesellschaft.“
Auch die Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative müsse vor allem darauf abzielen, die Spitzenforschung in den Universitäten weiter zu verbessern und so die Leistungskraft des Wissenschaftssystems insgesamt zu steigern, betonte der DFG-Präsident. Deshalb werde es auch in der neuen Bund-Länder-Initiative „als zentrales Element ein spezielles Förderinstrument für die allerbeste Forschung in den Universitäten“ geben müssen. Dafür hatte die DFG bereits Anfang 2015 die Einrichtung von „Exzellenzzentren“ vorgeschlagen. Sie sollen an die Stelle der bisherigen Förderlinien Graduiertenschulen und Exzellenzcluster treten und die Förderung von Spitzenforschung auch mit der des wissenschaftlichen Nachwuchses verbinden können. Dieser Vorschlag war sowohl in der Wissenschaft als auch in der Wissenschaftspolitik auf breite Zustimmung gestoßen. Neben einem speziellen Förderinstrument für die Spitzenforschung werde es auch weiterhin eines Institutionenwettbewerbs zwischen den Universitäten bedürfen. „Wie dieser am förderlichsten umgesetzt werden könnte, ist allerdings noch weitgehend ungeklärt.“
Die konkrete Ausgestaltung der neuen Exzellenzinitiative müsse den Eckpunkten folgen, die auch schon den bisherigen Erfolg des Förderprogramms ausgemacht und die Leistungsfähigkeit und Sichtbarkeit der universitären Spitzenforschung in Deutschland international deutlich erhöht habe, hob Strohschneider weiter hervor. „Auch der neue Wettbewerb muss offen sein für die ganze Breite der Forschungsfelder und Forschungsthemen. An ihm müssen sich sowohl bereits jetzt geförderte als auch neue Projekte beteiligen können. Und es muss Förderzeiträume geben, die auch über die normalen Projektlaufzeiten hinausreichen können.“
Nicht weniger wichtig für den Erfolg einer neuen Wettbewerbsrunde sei schließlich ein Entscheidungssystem, das „seinerseits höchsten Qualitätsansprüchen genügen müsse und auf der Grundlage wissenschaftlicher Qualitätsurteile zu wissenschaftsgeleiteten Förderentscheidungen führe“, betonte der DFG-Präsident. „Wissenschaftsgeleitet ist ein Verfahren nur dann, wenn die wissenschaftliche Qualität der Anträge eindeutig Vorrang hat vor allen anderen Gesichtspunkten – auch solchen, die sich, wie legitim auch immer, aus fachlichen oder regionalen Proporzen oder aus politischen Prioritäten ergeben mögen.“
Bei den anstehenden Entscheidungen setze die Wissenschaft darauf, dass sich die Politik im Grunde bereits selbst auf die Fortführung genau dieser Prinzipien verpflichtet habe, sagte Strohschneider abschließend. Vor allem die Erklärung der Regierungschefs des Bundes und der Länder vom Dezember 2014 stehe im Geiste der Förderung von Spitzenforschung in einem themenoffenen Wettbewerb und einem wissenschaftsgeleiteten Verfahren sowie eines vertrauensvollen Zusammenwirkens von Politik und Wissenschaft. „Wir nehmen sie hier gerne beim Wort“, so der DFG-Präsident.