DFG-Präsidentin Katja Becker und Vizepräsidentin Kerstin Schill zu Besuch in Kyoto

Eine DFG-Delegation reiste Anfang Oktober zum STS forum nach Japan und nahm an den Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der deutsch-japanischen wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit teil.

Die Teilnehmer*innen des Panels „Basic Science, Innovation and Policy“: Toshiko Abe, Teruo Fujii, Cynthia Friend, Katja Becker, Tim Hunt und Pavel Kabat (v.l.n.r.)

© DFG

Mit der Frage “The World in 2024 -- What do we need from S&T?” wurde das diesjährige Science and Technology in Society forum (kurz STS forum) am 6. Oktober im japanischen Kyoto eröffnet. Bei dem jährlichen Treffen beraten hochrangige Vertreter*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft darüber, wie die Wissenschaft zur Lösung der globalen Probleme unserer Zeit beitragen kann. DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker ist seit 2021 gewähltes Mitglied des STS Governing Board sowie des STS Councils und reiste in diesem Jahr gemeinsam mit Vizepräsidentin Professorin Dr. Kerstin Schill und weiteren Vertreter*innen der DFG nach Kyoto.

Im Rahmen der Session “Basic Science, Innovation and Policy” unterstrich Becker den Wert von internationaler Zusammenarbeit im Bereich der Grundlagenforschung; gleichzeitig ging sie aber auch auf mögliche Risiken ein, die aus Kooperationen entstehen können. Es komme insbesondere auf die richtige Balance zwischen akademischer Freiheit und Forschungssicherheit an. Als möglichen Lösungsansatz schlug die DFG-Präsidentin die Etablierung von „internationally recognised, common regulations and framework conditions“ vor, wobei der Global Research Council für die Entwicklung solcher Standards eine geeignete Plattform bieten könne.

DFG-Vizepräsidentin Schill wiederum nahm an der Diskussion zu „Lights and Shadows of AI“ teil. „Künstliche Intelligenz“, so Schill, „ist nicht nur ein zentraler Forschungsgegenstand und ein leistungsfähiges Instrument, sondern wirkt sich auch auf den Prozess der Forschungsfinanzierung selbst aus.“ Dabei stellten sich Fragen wie: Sollten wir den Einsatz von KI bei der Erstellung von Forschungsanträgen zulassen? Und sollte es Gutachter*innen erlaubt sein, KI zur Vorbereitung ihrer Gutachten zu verwenden? Die DFG habe kürzlich zu beiden Fragen eine Position entwickelt, doch ginge es letztlich um die Frage, welche Qualitäten von Forschungsanträgen in Zukunft berücksichtigt werden.

Im Anschluss an das STS Forum richtete die DFG gemeinsam mit der Japan Science and Technology Agency (JST) ein „Funding Agencies‘ Presidents Meeting“ aus. Hieran nahmen über 30 Leitungen von Förderorganisationen weltweit teil und diskutierten das Thema „How can Funding Agencies further engage in and contribute to the promotion of science diplomacy?“. Dabei wurden einerseits Erwartungen an und Herangehensweisen von Förderorganisationen thematisiert, die sich aus science diplomacy ergeben, sowie anderseits konkrete Initiativen und deren Auswirkungen.

Einen Anlass zum Feiern bot zudem das diesjährige Jubiläum von 50 Jahren wissenschaftlich-technologischer Zusammenarbeit (WTZ) zwischen Deutschland und Japan. Die Kooperation beider Länder auf diesem Gebiet geht auf ein Abkommen im Jahr 1974 zurück und hat sich seither zu einer strategischen Partnerschaft entwickelt, die für beide Länder eine wichtige Säule ihrer Beziehungen darstellt. Die DFG arbeitet eng mit japanischen Partnerorganisationen zusammen und unterstützt im Rahmen bilateraler Ausschreibungen zahlreiche deutsch-japanische Projekte. DFG-Präsidentin Becker nahm daher die Einladung des BMBF und des japanischen Außenministeriums MOFA zu einem feierlichen Empfang gerne an.

In ihrer Keynote zum WTZ-Jubiläum hob Becker das „über Jahrzehnte gewachsene, stabile Fundament“ hervor, auf dem die Zusammenarbeit der DFG mit den japanischen Förderorganisationen fuße. „Gemeinsam“, so Becker, „werden wir uns auch weiterhin für die Gestaltung globaler Rahmenbedingungen engagieren, in denen sich exzellente Forschung bestmöglich entfalten kann. In globalen wissenschaftspolitischen Organisationen wie dem Global Research Council arbeiten wir an einem gemeinsamen Verständnis von Themen wie Open Science, Forschungsethik und Integrität oder Nachhaltigkeit in der Forschung.“

In Kyoto kam die DFG-Delegation um Becker mit JSPS-Präsident Tsuyoshi Sugino zusammen, um ein erneuertes Memorandum of Cooperation für die International Research Training Groups (IRTGs) zu unterzeichnen und weitere Themen der Zusammenarbeit zu besprechen. Innerhalb der Kooperation der DFG mit Japan nehmen die IRTGs eine besondere Stellung ein. Seit 2005 wird in diesem Programm ein gemeinsames Qualifizierungs- und Forschungsprogramm für Doktorand*innen beider Länder gemeinsam mit der Japan Society for the Promotion of Sciences (JSPS) gefördert. Fünf deutsch-japanische Projekte konnten bereits abgeschlossen werden, zwei weitere befinden sich derzeit in der Förderung.

Um die Gelegenheit zum Austausch zu nutzen, traf die Delegation am Rande des Hauptprogramms zudem weitere internationale Partner zu bilateralen Gesprächen. So ergab sich insgesamt ein vielfältiges Programm, das über das STS forum hinaus den Wert von internationaler Zusammenarbeit unterstrich sowie Gelegenheit zur Diskussion der damit verbundenen Handlungsfelder bot.