(29.01.20) Biodiversität ist eine wichtige Grundlage unseres Lebens. Sie umfasst nicht nur verschiedene Tierarten und Pflanzen, Mikroorganismen, Pilze und eine genetische Vielfalt innerhalb der Arten, sondern auch komplexe ökologische Prozesse und Wechselwirkungen in einer Vielzahl von Lebensräumen auf der Erde. Die Biodiversität ist jedoch gefährdet: Der anthropogene Einfluss auf die Erde führt unvermeidlich zum Aussterben von Arten. Andererseits liegen nur wenige vertrauenswürdige Kenntnisse über das Ausmaß und die Wirkungen dieser Verluste vor. Allerdings besteht Grund zur Hoffnung: In den letzten Jahren hat es weltweit verschiedene Initiativen gegeben, um die Biodiversitätsforschung zu stärken, sie in ihrer Gesamtheit und Komplexität zu verstehen und verschiedene Wege zu ihrem Schutz zu finden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Biodiversitätsforschung in zahlreichen Forschungsprojekten sowie anderen Initiativen.
Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv, German Centre for Integrative Biodiversity Research) ist beispielweise eine von diesen Initiativen. Das iDiv ist ein Forschungszentrum der DFG mit circa 400 Forscherinnen und Forschern aus Einrichtungen in Halle, Jena und Leipzig. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 30 Ländern arbeiten hier im Hinblick auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Biodiversität unserer Welt. Mithilfe der Plattform idata können die Forscher des iDiv Daten über Biodiversität und Ökologie verwalten, beschreiben, austauschen, speichern und bewahren, unter Anwendung der Managementprinzipien Find, Accessible, Interoperable and Reusable (FAIR).
Auf unterhaltsame Weise zeigt die Wanderausstellung „VIELFALT ZÄHLT! Eine Expedition durch die Biodiversität“ die Bedeutung und Forschungsaktivitäten im Bereich Biodiversität. Ziel dieser Ausstellung ist, die Biodiversität und die Forschung zu diesem Thema einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen sowie ein Bewusstsein über ihre Wichtigkeit durch persönliche Erfahrungen zu schaffen.
Unter Einsatz von Multimedia-Ressourcen, interaktiven und multisensorischen Installationen vermittelt die Ausstellung in zehn Stationen, was Biodiversität bedeutet, wie die Forschung durchgeführt wird, warum sie schützenswert und so wichtig für uns Menschen ist. Die Ausstellung ist für die Öffentlichkeit bis zum 17.05.2020 im Japanischen Palais Senckenberg in Dresden und von Juli bis Oktober 2020 im Staatlichen Naturhistorischen Museum in Braunschweig zugänglich.
Auf der anderen Seite des Atlantiks
Die brasilianische wissenschaftliche Gemeinschaft beschäftigt sich ebenfalls mit dieser Forschungsthematik und erhielt in den letzten Jahren vielfältige Unterstützung durch das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Kommunikation, unter anderem eine Förderung zur Aktualisierung der Plattform SiBBr, einem umfangreichen Informationssystem über die brasilianische Biodiversität.
Im Jahre 2014 als Referenzdatenbank zur nationalen Biodiversität eingerichtet, umfasst die SiBBr biologische Sammlungen mit Daten von 160 000 Arten und über 15 Millionen Einträge zum Vorkommen der Spezies im gesamten Land. Im zweiten Halbjahr 2019 haben das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Kommunikation, der Bereich Umwelt Brasiliens der UNO und das Nationale Netzwerk für Bildung und Forschung in Brasília einen Atlas über die brasilianische Biodiversität (SiBBr) herausgegeben. Die Aktualisierung der Plattform umfasst biologische Sammlungen von 97 Forschungseinrichtungen und nationalen Museen und vereinfacht ferner den Datenaustausch mit anderen Ländern.
Ziel dieser Onlineplattform ist es, Daten über Biodiversität und Ökosysteme zusammenzuführen, die verschiedenen Quellen aus Brasilien und dem Ausland entstammen, um so einen qualitativen und quantitativen Beitrag für die Forschungstätigkeiten zu leisten. Ein weiterer Beitrag Brasiliens zur Internationalisierung der Forschungstätigkeiten und wissenschaftspolitischen Aktivitäten im Themengebiet ist die aktive Mitgliedschaft in der Global Biodiversity Information Facility (GBIF), wie kürzlich vom Staatssekretär des Wissenschaftsministeriums Marcelo Moraes verkündet wurde. Mit dieser neuen Positionierung wird Brasilien ein aktives Stimmrecht in der Organisation erhalten und den brasilianischen Forscherinnen und Forschern den Zugang zu Informationen und deren Austausch über Biodiversität ermöglichen. Brasilien weist mit 46 731 erfassten Pflanzenarten und 118 928 Tierarten die reichhaltigste Biodiversität in der Welt auf.
Eine andere Initiative von besonderer Bedeutung ist das Integrationszentrum für Biodiversität und ökosystemische Dienstleistungen (SINBIOSE), das 2018 in Partnerschaft mit verschiedenen föderalen und bundesstaatlichen Forschungsfördereinrichtungen Brasiliens (CNPq, MICTC, CAPES, FAPESP und CONFAP) eingerichtet wurde. Es handelt sich um ein brasilianisches Programm, wobei der interdisziplinäre Ansatz die Bildung von Arbeitsgruppen verfolgt, die die gesammelten Daten Brasiliens verarbeiten und diese für Forschungszwecke, Behörden und Umweltmanager zur Verfügung stellen sollen.
SINBIOSE ist eine innovative Forschungsstruktur im nationalen Szenario, entwickelt aufgrund der Notwendigkeit, die Informationen aus verschiedenen Disziplinen zu integrieren, um aus wissenschaftlicher und sozialer Sicht neues und relevantes Wissen zu generieren. In Übereinstimmung mit internationalen Modellen, wie zum Beispiel dem iDiv, schlägt das Zentrum einen interdisziplinären und kooperativen Ansatz in der Diskussion aktueller Fragen zur Biodiversität und zu den Ökosystemdienstleistungen vor. Es ist offen für internationale Zusammenarbeit mit anderen Synthesezentren und Forschungsgruppen.
Im August 2019 hat der Nationalrat für Wissenschaftliche und Technologische Entwicklung (CNPq) in Übereinstimmung mit den Richtlinien von SINBIOSE eine Ausschreibung zur Förderung von interdisziplinären und innovativen Projekten geöffnet. Für diese Aufforderung wurden einige relevante Themenbereiche spezifiziert, aber es konnten auch andere Forschungsbereiche vorgeschlagen werden, solange der Schwerpunkt auf dem Gebiet der biologischen Vielfalt und der Ökosystemdienstleistungen beibehalten wurde. Das vorläufige Ergebnis wurde im November 2019 veröffentlicht, die Projekte beginnen 2020 mit einer Laufzeit von zwei Jahren.