(24.09.21) In einem Beitrag für Issues in Science and Technology geht deren ehemaliger Chefredakteur, Daniel Sarewitz, der Frage nach: „How Good Is Science? Es gehe angesichts der globalen Herausforderungen - und vor allem angesichts der zunehmenden Konkurrenz mit China um die technologische und folglich ökonomische Vorherrschaft. Zum einen gehe es darum, die öffentlichen Ausgaben für Grundlagenforschung in den USA von derzeit weniger 1 % des BIP in den kommenden Jahren signifikant zu erhöhen, um in Zukunftstechnologien wie Quantencomputing, Künstliche Intelligenz, synthetische Biologie, Robotik und erneuerbare Energien besser sein zu können als die Konkurrenz. Diesbezüglich seien wichtige Schritte bereits eingeleitet und die Investitionspläne, sei es nun der US Innovation and Competition Act und der darin eingebettete Endless Frontier Act oder der American Recovery and Reinvestment Act von 2009, hätten eine überparteiliche und breite Unterstützung, dieselbe Unterstützung, die während der Trump-Administration Einschnitte in föderale Forschungsausgaben weitgehend verhindert habe. Es heißt: „Congress has long understood that more money for science is a good investment in the nation’s future. That’s why they doubled the budget for the National Institutes of Health (NIH) between 1998 and 2003; it’s why they added $19 billion for science to the 2009 American Recovery and Reinvestment Act; it’s why they fought off President Trump’s repeated efforts to slash the science budget; and it’s why the Endless Frontier Act would add $29 billion for the National Science Foundation (NSF) to advance a set of 10 ‘key technology focus areas’.”
Darüber hinaus gehe es aber auch um die Effektivität und Effizienz der öffentlichen Investitionen in Grundlagenforschung, also die Frage, wie gut sie sei, und weitergehend, was an ihr noch verbessert werden könne. Veränderungen seien an verschiedenen Stellen schon auf dem Weg, so zum Beispiel bei der National Science Foundation (NSF), deren im Endless Frontier Act avisierter Budgetaufwuchs von $29 Mrd. über die kommenden fünf Jahre nicht in bestehende Programme fließen solle, sondern in ein neues Directorate for Technology and Innovation. Eine ähnliche Entwicklung sei an den National Institutes of Health (NIH) zu beobachten, wo seit 2009 ein „High-Risk, High-Reward Research Program“ nach lebenswissenschaftlichen Quantensprüngen Ausschau halte und ein 2012 eingerichtetes National Center for Advancing Translational Research die Anwendung zeitlich näher an die Erkenntnisse bringen wolle.
Wenn die bislang eingeleiteten Verbesserungen als nicht ausreichend empfunden würden, dann helfe nur noch DARPA. Er schreibt: „And what if all this transformative, paradigm-busting breakthrough innovation isn’t enough to usher in a new era of global preeminence? Well, then, of course we will need more DARPAs.“ Die Betonung liegt hier vermutlich auf „of course”, denn das Vorbild der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) scheine derart zu leuchten, dass die schwierigsten Probleme, die sich das Militär zu lösen vornimmt, die Auszeichnung „DARPA-hard“ verliehen bekommen. Um solche Probleme zu lösen, kämen bei dem DARPA-Modell „smart managers“ zum Einsatz, die – ohne das peer-review-Verfahren von NSF und NIH – die besten Forschungsteams für die Verknüpfung von vielversprechenden Forschungsergebnissen mit transformativen Innovationen identifizieren. Und weil das Vorbild selbst auch besser ausgestattet werden könne, sähe eine Ergänzung zum Endless Frontier Act eine Verdopplung des sich derzeit auf $3,5 Mrd. pro Jahr belaufenden DARPA-Budgets für die kommenden fünf Jahre vor. Man nehme dabei billigend in Kauf, dass traditionellere Formen der Forschungsförderung als nicht mehr ausreichend angesehen würden, die von Politikern und der Forschungslobby gemachten Versprechen einzuhalten. Er schreibt: „The need to spend all these billions on new ways of doing science amounts to a repudiation of the old ways, which apparently cannot achieve what science advocates and politicians had always promised they would.”
Jedoch würde bei allen Diskussionen derzeit außer Acht gelassen, dass es der US-amerikanischen Gesellschaft (wie auch vielen anderen technologisch weit fortgeschrittenen Gesellschaften) nicht nur an technologischen Durchbrüchen fehle, sondern vor allem auch an gesellschaftlicher Kohärenz. Er schreibt: „A society good at science isn’t the same as a good society, one worthy of science’s promise and gifts.” Derzeit rangierten die USA als das technologisch am weitesten fortgeschrittene Land weltweit nur auf Rang 7, wenn es um Alphabetisierung geht, Rang 30 hinsichtlich der Lebenserwartung, Rang 37 bei der Kindersterblichkeit und Rang 108 bei der Konzentration des Reichtums in den Händen Weniger. Er schreibt: „Among OECD countries, the United States ranks first in biomedical research expenditures and last in life expectancy, suicide rates, chronic disease burden, and obesity. In 2019 the United States was ranked #1 for pandemic preparedness, but had the 27th-worst mortality rate of 38 OECD nations. Is it time for ARPA-SocialContract?”