(22.07.22) Ein Beitrag auf Undark, einem Online-Magazine des Knight Science Journalism Fellowship Progra am Massachusetts Institute of Technology (MIT) befasst sich mit der zunehmenden Politisierung einer dringend benötigten gesetzlichen Regulierung von Laboren in den USA, die an hochinfektiösen Bakterien und Viren forschen. Auslöser der politischen Auseinandersetzung sei konkret die Frage nach einem möglichen Ursprung von Covid-19 in einem „Betriebsunfall“ des Wuhan Institute of Virology. Es heißt: „In public, though, some prominent researchers dismissed those allegations as a conspiracy theory. As Undark has reporte, the issue swiftly grew partisan, with Republicans and right-wing media organizations boosting the lab leak theory.“ Seinen vorläufigen Gipfel habe diese Politisierung dann in einer Anhörung im Sommer 2021 genommen, als der republikanische Senator Rand Paul dem Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases und „Gesicht“ der US-amerikanischen Covid-Strategie, Anthony Fauci, öffentlich vorwarf, die Mitschuld der National Institutes of Health (NIH) an der Pandemie und somit am Tod von mehr als 4 Mio. Menschen verschleiern zu wollen. Es ging seinerzeit zwar konkret um die Frage, ob die NIH am Wuhan Institute of Virology sog. „gain-of-function experiments“ gefördert hätten, also durchaus übliche wissenschaftliche Experimente zur Steigerung von Infektiosität und Letalität von Erregern, doch vergifte der Streit das derzeitige politische Klima und gefährde den derzeit dringend notwendigen Schutz durch eine landesweite Regulierung von Laboren, die an hochriskanten Erregern forschen.
Experten forderten bereits seit Längerem die Einrichtung einer Bundesbehörde, die alle – private und öffentlich geförderte – Forschung an Krankheitserregern regulieren solle, ähnlich wie die Nuclear Regulatory Commission Forschung an und Arbeiten mit radioaktiven Substanzen kontrolliere. Bislang gäbe es für die Arbeit mit Pathogenen allenfalls einen Flickenteppich an Zuständigkeiten, etwa das von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und dem US Department of Agriculture (USDA) gemeinsam betriebenen Federal Select Agent Program, das sich mit Forschung an einer kleinen Anzahl von Erregern wie Ebola und Anthrax befasst. Zu weiteren Bestandteilen des Teppichs heißt es: „Other research, including work on dangerous influenza strains and some coronaviruses, isn’t subject to those regulations, governed instead by a set of guidelines, with minimal oversight from the NIH.“ Die Direktorin für Biosafety an der Colorado State University und designierte Präsidentin des Berufsverbands Association for Biosafety and Biosecurity (ABSA), Rebecca Moritz, wird dazu mit den Worten zitiert: „Just being someone who is regulated, it would be a lot easier – and there’d be a lot more consistency, probably – if there was one organization in charge of biosafety and biosecurity.”
In beiden Parteien gäbe es angesichts der jüngsten Pandemie zwar die Einsicht in den Nutzen einer möglichst breiten und überparteilichen Initiative zur Regulierung von Forschung an Pathogenen und auch des Senatsentwurfs zu einem „PREVENT Pandemics Act“, der von Republikanern und Demokraten gleichermaßen unterstützt würde. Dennoch würde gegenwärtig parteitaktisches Kalkül überwiegen und im Hinblick auf die anstehenden Midterm-Wahlen sei erst einmal nicht mit wachsender Kompromissbereitschaft zu rechnen. Wie so ein Kalkül aussieht, macht der Beitrag an folgenden zwei Beispielen deutlich: „In October 2021, when Kansas Sen. Roger Marshall, a Republican, sponsored a bill that would place a moratorium on research that imparts enhanced properties to influenza and coronaviruses, he enlisted 10 co-sponsors — none of them Democrats. Another bill in the Senate, calling for the nonpartisan Government Accountability Office to audit NIH’s funding of such research, also has all-Republican co-sponsors.“