(25.07.23) Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert mit dem Forschungsstipendium und seit 2019 mit dem Walter Benjamin-Stipendium die Grundsteinlegung für wissenschaftliche Karrieren durch Finanzierung eines eigenen, unabhängigen Forschungsvorhabens im Ausland und seit 2019 auch in Deutschland. Ein großer Teil dieser Stipendien wird in den USA und zu einem kleineren Teil auch in Kanada wahrgenommen, Ausdruck einer in vielen Disziplinen und in besonderem Maße in den Lebenswissenschaften herrschenden Überzeugung, dass es hilfreich für die Karriere sei, „in Amerika gewesen“ zu sein. In einer Reihe von Gesprächen möchten wir Ihnen einen Eindruck von der Bandbreite der DFG-Geförderten vermitteln. In dieser Ausgabe schauen wir, wer sich hinter den Fördernummern MU 4812 und MU 4688 verbirgt.
DFG: Liebe Frau Dr. Müller und lieber Herr Dr. Müller-Wirtz, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Gespräch mit dem Nordamerika-Büro der DFG nehmen können. Wir treffen Sie gerade nicht zu Hause an, sondern in der Klinik, oder?
Carolin Müller (CM): Ja, hinter uns wird man möglicherweise Kolleginnen und Kollegen durch das Bild schwirren sehen, aber es ist ja mittlerweile durchaus üblich geworden, in Videokonferenzen zu sitzen. Insofern wird das wohl keinen stören und wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Arbeit und die Gelegenheit, uns herzlich für die Unterstützung zu bedanken, ohne die wir hier als Familie mit Kind nicht so einfach an unseren Forschungsprojekten arbeiten könnten.
Lukas Müller-Wirtz (LMW): Ich kann mich dem Dank nur anschließen, bin aber auch neugierig, warum Sie gerade mit uns sprechen wollen.
DFG: Das hat verschiedene Gründe, etwa dass Sie als Ehepaar beide und gleichzeitig im Walter Benjamin-Programm sind, Beruf und Familie vereinbaren, und zwar in den USA, aber weder an der Ost- oder Westküste noch in Texas oder Florida forschen, dort also, wo die allermeisten von der DFG Geförderten in den Lebenswissenschaften anzutreffen sind. Was hat Sie in die Medizin verschlagen?
LMW: Ich fange mal an: Weil der Numerus Clausus für Medizin in meinem Jahrgang an der Universität des Saarlandes bei 1,7 gelegen hat und damit deckungsgleich mit meiner Abi-Note war, könnte ein falscher Eindruck entstehen. Eigentlich wollte ich Molekularbiologe werden, sollte aber vorher noch Zivildienst leisten. Den habe ich in einem Krankenhaus gemacht und dort schätzen gelernt, dass sich Forschung sehr gut mit unmittelbar praktizierter Hilfe für Menschen verbinden lässt. Zudem habe ich dort die verschiedenen und nicht immer schönen Realitäten der medizinischen Praxis gesehen und gelernt damit umzugehen.
CM: Bei mir war es die Schwarzwaldklinik. Nein, Spaß beiseite, als ich in Bayern mein Abitur mit 1,6 abschloss, lag zwar der Numerus Clausus für Medizin an der Universität des Saarlandes auch genau an dieser Stelle, doch war es in meinem Fall eher das Interesse an Medizin als einer der umfassendsten und vielseitigsten Ausbildungen, die man sich wünschen kann. Ich hätte mir in meinen Teenager-Jahren sicherlich auch etwas ganz anderes vorstellen können, zum Beispiel etwas mit Musik und Gesang auf der Bühne, aber eine Erkältung hielt mich von meinem Vorsingen für das Musikstudium ab. Jedenfalls ist es dann Medizin geworden, was vermutlich auch für meine Eltern leichter nachzuvollziehen war als meine Ambitionen für eine Musical-Karriere.
DFG: Ihre beiden Biografien lassen vermuten, dass Sie sich während des Medizinstudiums an der Universität des Saarlandes in Homburg kennengelernt haben und aus Lukas Wirtz Lukas Müller-Wirtz wurde. Kreiden Sie das der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) an, einem Schicksal oder eher dem Zufall?
CM: SfH wäre mir als Antwort auf die Frage zu trivial, warum sich eine Oberpfälzerin und ein Niederrheiner im Saarland lieben lernen, aber die Antwort hat immerhin den Charme der Kürze. Ich werde das für den Moment im Kopf behalten, sollte unser mittlerweile 20 Monate alter Sohn Arthur mal diese Frage stellen. Wäre es Zufall, dann einer mit Sinn für Details oder sogar Humor, denn zum einen ist mein zweiter Vorname Martina und der meines Mannes Martin, zum anderen treffen sich unsere beiden Geburtstage um Mitternacht zwischen dem 10. Und dem 11. Mai.
LMW: Ja, ich wäre auch eher für Schicksal, zumal ein weiteres Detail noch erwähnt werden sollte. Obwohl mein Vater ein Müller-Wirtz ist, hießen wir Kinder einfach nur Wirtz. Durch die Hochzeit mit einer Müllerin heiße ich nun so wie mein Vater.
DFG: Sie sind seit März dieses Jahres in Cleveland. Was sind Ihre ersten Eindrücke von der Stadt?
LMW: Wäre es nur nach dem ersten Eindruck der Stadt gegangen, wären wir vermutlich nicht mehr hier. Die Stadt hat deutlich sichtbare Zeichen von Problemen mit Strukturwandel und im März sind wegen des dann noch sehr kalten Wetters noch weniger Menschen auf den Straßen zu sehen. Das wirkt dann geradezu gespenstisch und eben nicht so einladend, wie im Frühling oder wie jetzt im Sommer, wo dann auch der Erie-See lockt. Wenngleich die Luftqualität wegen der Waldbrände in Kanada derzeit mitunter schlecht bis sehr schlecht sein kann, hat die Natur hier schon seine Reize.
CM: Ja, im März dachte ich wirklich: „Oh, my god!“ Aber sobald es wärmer wird, erwacht auch das Leben auf den Straßen und vor allem in den großzügigen Stadtparks. Cleveland zählt mit knapp 400 000 Einwohnern wohl eher zu den kleineren Städten der USA. Für uns hat das aber viele Vorteile – die Stadt ist sehr grün und mit dem Lake Erie auch freizeitmäßig sehr lebenswert. Außerdem gibt es immer genügend Parkplätze. Hier ist nämlich viel mehr auf’s Auto ausgerichtet. Man muss sich daran gewöhnen, dass das Fahrrad hier leider keine Option ist und nicht einmal der ÖPNV zu empfehlen ist. Nicht, weil es keine Busse gäbe, sondern weil sich das Warten auf den Bus an der Bushaltestelle äußerst unangenehm anfühlen kann. Wir haben uns also rasch ein gebrauchtes Auto zugelegt und Arthur freut sich hinten im Kindersitz, wenn Helene Fischer was von der Biene Maja singt.
DFG: Sie sind aber nicht wegen der Stadt hier, sondern wegen der Cleveland Clinic, in der Sie beide Ihre Forschungsprojekte durchführen. Was ist das Besondere an der Klinik?
CM: Es sind die optimalen Bedingungen zur Durchführung unserer Forschungsprojekte, im Department of Outcomes Research am Anesthesiology Institute unter Prof. Dr. Daniel Sessler. Dass sich diese optimalen Bedingungen hier an der Cleveland Clinic finden, ist sicherlich auch ihrer Größe geschuldet. Ich müsste da vielleicht noch mal recherchieren, aber ich glaube, etwas von knapp 8 Mio. Patienten pro Jahr, Umsätzen in zweistelliger Milliardenhöhe und insgesamt fast 70.000 Angestellten gelesen zu haben, davon 4.500 Ärztinnen und Ärzte bzw. Clinician Scientists. Solche Zahlen bleiben vermutlich abstrakter als die mehr als 100 OP-Säle, die es hier gibt.
LMW: Insgesamt lassen aber diese Zahlen die Cleveland Clinic wie eine Corporation wirken, trotz ihrer drei gemeinnützig formulierten Ziele Krankenbetreuung, Forschung und Lehre. Sie hat immerhin ein internationales Auftreten mit Standorten in Abu Dhabi, Toronto und London, Bedacht auf eine Top-Platzierung in Rankings wie dem U.S. News & World Report – derzeit Platz zwei in den USA nach der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota – und einen „President and CEO“ an der Spitze, freilich mit Tomislav Mihaljevic einen ausgewiesenen Herzchirurgen. Dennoch ist es vermutlich sogar und – wie andere Forschungskliniken in den USA auch – in erster Linie ein Unternehmen, in dem man sich die Zeit für Forschung erarbeiten bzw. die Mittel dafür einwerben muss.
DFG: An was arbeiten Sie derzeit?
CM: Zunächst gab es für uns beide ein umfängliches Onboarding mit Kursen zur Good Clinical Practice (GCP) und einer Prüfung zu den grundlegenden Regularien in der klinischen Forschung. Aber das wohl Schwierigste war sich erst einmal in dieser riesigen Klinik zurecht zu finden und sich nicht ständig zu verlaufen. Nach Abschluss der allgemeinen Einführung konnte ich mich dann in mein primäres Projekt einklinken. Bei dem Projekt geht es um perioperative Schmerztherapie mittels „TAP Blocks“ (Transabdominal Plane Blocks) bei Laparoskopien und Laparotomien. Es werden zwei verschiedene Lokalanästhetika gegen Placebo verglichen und im Anschluss der postoperative Schmerzmittelverbrauch und das Schmerzempfinden der Patienten erhoben. Da insgesamt für die Studie über 300 Patienten prospektiv eingeschlossen werden, ist klar, dass ein solches Projekt nicht alleine zu stemmen ist und ich hierfür in einem Team mit anderen Research Fellows zusammenarbeite, um eine entsprechende Rekrutierungsrate gewährleisten zu können. Neben diesem Projekt erstelle ich aktuell ein Studienprotokoll zum Einfluss einer intraoperativen Blutung auf das postoperative Überleben. Was mich insbesondere freut, ist, dass ich auch in meinem eigentlichen Fachgebiet der Gynäkologie an der Cleveland Clinic netzwerken konnte. Daher plane ich auch aktuell zwei bis drei weitere Studien gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der Gynäkologie und Brustchirurgie.
LMW: Für mein primäres Projekt im Bereich der Regionalanästhesie kombinieren wir Daten aus einem deutschen Register mit der Beratung durch die statistischen Experten der hiesigen Forschungsabteilung. Da leider das Datenschutzabkommen zwischen der USA und der EU vor einigen Jahren aufgekündigt wurde, waren ein paar technische Vorkehrungen notwendig. So kümmerte ich mich um die Implementierung einer virtuellen Maschine (ein virtueller Desktop-Computer) im Serverzentrum der Universität des Saarlandes, um auf die deutschen Daten von den USA aus zugreifen zu können, ohne die eigentlichen Daten in die USA transferieren zu müssen. Hört sich einfach an, stellte jedoch mich als eher mittelmäßig informatisch Vorgebildeten vor einige Herausforderungen. Nun nachdem alle technischen Hürden genommen sind, kann ich endlich mit der Aufbereitung des Datensatzes beginnen. Parallel dazu arbeite ich an weiteren Studienprotokollen – thematisch im Bereich von perioperativen Herzrhythmusstörungen, postoperativer Temperaturregulation und der Beatmung im Operationssaal sowie auf der Intensivstation. Auf Letzteres möchte ich auch in Zukunft meinen Forschungsschwerpunkt setzen.
DFG: Wie wird es für Sie nach dem Forschungsaufenthalt in Cleveland weitergehen?
CM: Ich werde erst einmal meine Facharztausbildung abschließen und danach an meiner Habilitation arbeiten.
LMW: Ich habilitiere mich gerade und bin kurz davor meine Monografie einzureichen. Anschließend strebe für die Zeit danach eine Professur an. Langfristig wollen wir beide am allerliebsten in einem akademischen Umfeld forschen, lehren und uns um Krankenversorgung kümmern. In welcher Reihenfolge, wo und mit welchen jeweiligen Gewichtungen uns das gelingen wird, hängt allerdings von vielen Faktoren ab. Gerade auch weil wir als Ehepaar mit gleichmäßiger Aufteilung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie Karriere machen möchten, ohne dass einer wesentlich zurückstecken muss.
DFG: Im CV von Dr. Lukas Müller-Wirtz findet sich eine Bemerkung zum Thai-Boxen. Was hat es damit auf sich?
LMW: Meine „ruhmreiche“ Vergangenheit als Kampfsportler ist mittlerweile abgeschlossen. Angefangen hatte alles in einem Fitness-Studio. Das war gegen Ende meiner Gymnasialzeit und während meines Zivildienstes. Dort war einer der beliebtesten Trainer auch Experte in Karate und ich bin danach eher zufällig beim Thai-Boxen gelandet, oder beim Muay Thai, wie es richtig heißt. Wie bei allen anderen Kampfsportarten auch, ist beim Muay Thai das Training sehr intensiv. Wenn man darüber hinaus noch seine Reflexe, die Geschwindigkeit und vielleicht auch etwas Mut trainieren möchte, dann steigt man halt in den Ring. Deutscher Meister bin ich zwar leider nicht geworden, trotz eines Trainingsaufenthaltes in Thailand für einen Monat im Jahr 2012, aber meine Bilanz aus zwölf Kämpfen ist mit acht Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen positiv. Nach einer meiner ersten Niederlagen humpelte ich in Homburg dann in die Einführungsvorlesung und lernte im Fächern wie Orthopädie und Neurologie, dass das Kosten/Nutzen-Verhältnis des Sportes sich langfristig nicht lohnt. Als ich 2017 meine Doktorarbeit zur Nachhaltigkeit von arthroskopisch behandelten Bewegungseinschränkungen des Hüftgelenks abschloss, gehörten für mich die Kämpfe mittlerweile der Vergangenheit an.
DFG: Ihr Aufenthalt in Cleveland bedeutet für Sie beide nicht die ersten Erfahrungen im Ausland. Möchten Sie uns daran teilhaben lassen?
CM: Sehr gerne, ich bin zu einem Praktikum im Centre hospitalier de l’Université de Montréal (CHUM), also im französischsprachigen Teil von Kanada, gewesen und zu Famulaturen in Zürich und in Sarnen im Kanton Obwalden in der deutschsprachigen Schweiz. Ich fand es toll, mein praktisches Jahr komplett im Ausland zu verbringen und so auch mal über den Tellerrand zu schauen. Man sieht Vor- und Nachteile, muss sich an neue Abläufe, aber auch die Sprache gewöhnen. Vor meinem Aufenthalt in Kanada, dachte ich, dass ich „relativ gut“ französisch sprechen könnte, habe aber leider die ersten paar Tage kaum etwas verstanden, insbesondere wenn die Patienten dann auch noch schnell gesprochen haben. Glücklicherweise habe ich mich im Laufe des Aufenthaltes an den kanadischen Akzent gewöhnt. Wie man weiß, ist auch der Schweizer Akzent gewöhnungsbedürftig - das hat aber deutlich schneller funktioniert. Praktisch gesehen habe ich sowohl in Kanada als auch in der Schweiz sehr viele Erfahrungen sammeln dürfen. Ich fand es super, dass man bereits als Student einige Aufgaben der Assistenzärzte übernehmen durfte. So habe ich beispielsweise im OP „richtig“ nähen gelernt, als 1. Assistent assistiert und meine ersten Geburten gesehen. Das hat mich begeistert und war der Grund, dass ich mich letztendlich auch für die Gynäkologie entschieden habe.
LMW: Meine internationalen Erfahrungen im Bereich der Medizin – den anders motivierten Aufenthalt in Thailand hatte ich ja erwähnt – führten mich für ein halbes Jahr nach Südafrika, wo ich in Johannesburg für acht Wochen und in Durban für zwölf Wochen Erfahrungen in der Anästhesie und Chirurgie sammeln durfte. Zur Famulatur in der Inneren Medizin bin ich dann auch in der deutschsprachigen Schweiz gewesen, in Baar im Kanton Zug. In Südafrika habe ich vor allen Dingen von den großen kulturellen Unterschieden bezüglich dessen profitieren können, was man als junger Arzt schon machen darf und was nicht. Man übernimmt sofort Verantwortung und wächst (hoffentlich) an seinen Aufgaben. Nach Südafrika war ich eigentlich als werdender Orthopäde gegangen, durfte dort aber sehr viel in der Anästhesie machen, wodurch meine Begeisterung für das Fach wuchs und ich in der fachlichen Ausrichtung umgeschwenkt bin.
DFG: Sortieren sich Anästhesisten im internen Mediziner-Ranking nicht relativ weit unten ein?
CM: Zu diesem Thema gibt es Folklore und Cartoons, die Sie finden, wenn Sie „Rippenspreizer“ googeln, und es gibt zahlreiche Witze zu angeblichen Kaffeeflecken auf der OP-Kleidung von Anästhesisten, die bedeuteten, sie hätten viel Zeit und könnten nicht mal Kaffee trinken, ohne zu kleckern. Darüber darf man lachen, muss es aber nicht.
LMW: Ja, aber man sollte sich vor Augen führen, dass Anästhesie nur ein Teil des sehr viel größeren Feldes der Anästhesiologie ist, also der medizinischen Fachdisziplin, die auch Intensivmedizin, Schmerztherapie und Notfallmedizin umfasst. Klar, als Anästhesist arbeitet man in einer Klinik deutlich geregelter als zum Beispiel ein Chirurg oder Internist, doch sagt das wenig über die sonstigen Herausforderungen an unserer fachlich sehr breit aufgestellten Fachdisziplin aus.
DFG: Lassen Sie uns zum Schluss noch einmal auf Ihre Forschungsthemen zu sprechen kommen und die eher allgemeine Problematik von nur noch sehr kleinschrittig gewonnenen Forschungsergebnissen.
LMW: Forschung in der Medizin ist in der Tat sehr inkrementell geworden, vielleicht, weil es gar nicht mehr so viele grundstürzende Erkenntnisse zu gewinnen gibt und weil wir schon sehr viel Wissen angehäuft haben und das können. Aber dann gibt es gelegentlich doch wieder einzelne und nachfolgend sehr einflussreiche Durchbrüche, denken Sie zum Beispiel an molekularbiologische Gen-Editing-Verfahren wie CRISPR/Cas oder die überraschend schnelle Entwicklung und Produktion von Impfstoffen gegen Covid mit mRNA-Verfahren. Selbstverständlich erscheinen die Forschungsergebnisse in der klinischen Forschung für Außenstehende eher kleinschrittig, aber denken Sie mal an die Entdeckung und Beschreibung von zellulären Signalkaskaden durch molekularbiologische Techniken. Hier sind teilweise Jahrzehnte „kleinschrittiger“ Forschung notwendig, um dann irgendwann mehr oder weniger durch Zufall etwas klinisch Relevantes zu entdecken und damit den Transfer der Ergebnisse aus Labor in die Klinik zu schaffen. Ergebnisse der klinischen Forschung sind häufig direkt im Klinikalltag anwendbar, gehen in Behandlungsleitlinien ein und sind somit um einiges näher an der täglichen Praxis.
CM: Das heißt aber nicht, dass es keine wichtigen Entwicklungsschritte mehr gibt, die sich insgesamt als sehr folgenreich herausstellen. In der postoperativen Schmerztherapie zum Beispiel, geht es ja vor allem auch darum, mögliche Alternativen zu Wirkstoffklassen der Opioide aufzuzeigen, deren verheerenden Auswirkungen in den USA wohl noch besser zu beobachten sind als in Deutschland.
DFG: Dann möchten wir uns an dieser Stelle für das gleichermaßen informative wie unterhaltsame Gespräch bedanken und Ihnen und uns allen viel Erfolg bei Ihren Forschungsprojekten und ihren weiteren Karriereverlauf – hoffentlich dann wieder in Deutschland – wünschen.