Auf Initiative von DAAD und DFG luden am 10.12. die in Moskau ansässigen deutschen Wissenschaftsorganisationen die Rektoren führender Universitäten zu einem Rundgespräch zu aktuellen Entwicklungen im russischen Hochschul- und Wissenschaftsbereich ein. Gegenstand der Diskussion waren die Auswirkungen der Hochschulreform in Russland auf die bilaterale Zusammenarbeit mit Deutschland.
Unter dem Dach des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) empfingen Vertreter der Alexander von Humboldt Stiftung, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Deutschen Historischen Instituts und der deutschen Botschaft die Leitungen von zwölf Moskauer Hochschulen. Neben der Lomonosov-Universität und sieben neuen Nationalen Forschungsuniversitäten waren auch Volluniversitäten mit klassischem Fächerprofil sowie technische, medizinische und juristische Hochschulen anwesend:
Durch die Umstrukturierung der Hochschul- und Wissenschaftslandschaft wird seit 2006 in einer „russischen Exzellenzinitiative“ mit sieben Föderalen Hochschulen und 27 Nationalen Forschungsuniversitäten ein Elitenetzwerk geschaffen. Diese Universitäten neuen Typs erhalten in den nächsten fünf Jahren Mittelzuweisungen in Höhe von 1 Mrd. RUR pro Jahr, d.h. ca. 125 Mill. € pro Universität im gesamten Förderzeitraum, um die Verankerung der Forschung und die regionale Clusterbildung an den Hochschulen voranzutreiben.
Der massive Ausbau der Infrastruktur an ausgewählten Standorten wird flankiert durch individuelle Förderung von Personen. Bei einer ersten Vergabe von sogenannten Mega-Grants wurden im Herbst 40 von 507 Anträgen bewilligt. Unter den z.T. international sehr renommierten Wissenschaftlern, die für drei Jahre 5 Mio. US$ erhalten, um an einer russischen Universität zu forschen und zu lehren, sind auch sieben deutsche Staatsbürger. Das russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MON) kündigte eine zweite Ausschreibung für März 2011 an. Zudem sollen in den nächsten drei Jahren rund 700 Mio. € für gemeinsame High-Tech-Forschungen von Universitäten und Industrieunternehmen bereit gestellt werden.
Ziel des Gesprächs mit den Rektoren war ein Austausch zu Profil, Struktur und Aufgaben der neuen Eliteuniversitäten aber auch zur Zukunft der übrigen, nicht in diesem Wettbewerb erfolgreichen Hochschulen. Erörtert wurden die grundsätzliche Ausrichtung der Forschung und die thematischen Schwerpunktsetzungen sowohl in nationaler als auch in internationaler Perspektive. Zentrale Frage des Gesprächs war, worauf sich die deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Kontakt mit ihren russischen Partnern langfristig einstellen müssen und welche Auswirkungen sich dabei für die deutschen Forschungsförderer ergeben. Ein ähnliches Gespräch ist im März nächsten Jahres mit Hochschulvertretern in St. Petersburg geplant.