Im Rahmen des Deutsch-Russischen Jahres der Wissenschaft, Bildung und Innovation 2011/12 richteten der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unter dem Dach des Deutschen Hauses für Wissenschaft und Innovation (DWIH) zum ersten Mal in Russland eine „Woche des jungen Wissenschaftlers“ aus. Vom 19.-24. September 2011 diskutierten über 50 Doktoranden, Postdocs und Professoren beider Länder an der Föderalen Universität Kazan zum Thema „Mensch und Energie“ ihre Forschungsansätze.
Ziel der Woche, die zusammen mit dem „Verband Junger Wissenschaftler in Russland“ (ROSMU) veranstaltet wurde, ist eine breite Netzwerkbildung und die Intensivierung der Kooperation auf der Ebene des wissenschaftlichen Nachwuchses. Dabei griff die Konferenz ein interdisziplinäres und zukunftweisendes Thema auf, das zugleich globale Aspekte und aktuelle Schwerpunkte der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland berücksichtigte: Energiemanagement, Effizienztechnologien, Energiespeicherung, Energiesicherung, regenerative Energien, Risikoabschätzung, Klimaauswirkungen sowie politische, wirtschaftliche und soziale Folgen.
Den jungen Forschern wurde ein Forum des Austauschs geboten, indem sie selbst aus ihren wissenschaftlichen Arbeiten berichten und Vorträgen erfahrener Wissenschaftler beiwohnen konnten. Von deutscher Seite reisten u.a. der ERC-Advanced-Grant Gewinner Christian Oliver Paschereit (TU Berlin), Eckart Rühl (FU Berlin) und Helmut Weidner (WZB Berlin) an. Zudem stellten Sabine Ludwigs (Stuttgart) und Frank Goldschmidtböing (Freiburg) ihre Forschungen im Rahmen von DFG-Nachwuchsprogrammen wie den Emmy-Noether-Gruppen und den Graduiertenkollegs vor. Neben den deutschen Wissenschafts- und Mittlerorganisationen DFG und MPG (Max-Planck-Gesellschaft) sowie DAAD und AvH (Alexander von Humboldt-Stiftung) präsentierte sich aber auch die Freie Universität Berlin. Der Forschungsstandort Kazan war u.a. mit Beiträgen von Sergey Mikhailov (Technische Universität Tupolev), Danis Nurgaliev und Ilgiz Garifullin (Föderale Universität), sowie Nail Sakhibullin und Kev Salikhov (Zavoisky Institut) vertreten. Darüber hinaus fanden Podiumsdiskussionen mit hochrangiger Beteiligung statt.
An der feierlichen Eröffnung der Nachwuchswoche nahmen über 300 Studierende und Wissenschaftler von Kazaner Hochschulen und Forschungseinrichtungen teil. Die Veranstaltung wurde mit Plenarvorträgen des Rektors der Föderalen Universität, Ilshat Gafurov, und des Bildungsministers der Republik Tatarstan, Albert Gilmudtinov, eröffnet. Grußworte für die deutsche Seite überbrachten der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation, Ulrich Brandenburg, sowie die Vizepräsidenten von DFG und DAAD, Peter Funke und Max Huber.
Peter Funke ging dabei für die DFG auf die beiden grundlegende Ziele der Veranstaltung ein: „Zum einen werden mit der Präsentation von Spitzenforschung und der Vernetzung des Nachwuchses zwei zentrale Punkte des laufenden bilateralen Wissenschaftsjahres aufgegriffen; und zum anderen wird am Standort Kazan der Austausch mit den wissenschaftlichen Zentren in den Regionen Russlands vorangetrieben - denn auch hier wird auf hohem Niveau von Interesse für Deutschland geforscht.“ Der Vorsitzende des „Verbandes Junger Wissenschaftler in Russland“ (ROSMU), Aleksandr Shcheglov, betonte gleichzeitig, dass sich nicht nur der Nachwuchs aus verschiedenen Städten Deutschlands, sondern auch aus allen Teilen Russlands zu diesen Tagen in Kazan versammelte. Die Redner drückten die Hoffnung aus, dass dieser ersten Nachwuchswoche in Kazan in den nächsten Jahren weitere folgen.
Die deutsche Delegation nutzte die Wissenschaftswoche um Gespräche mit verschiedenen Hochschulrektoren und Institutsdirektoren zu führen. Sowohl mit dem Präsidenten der Tatarischen Akademie der Wissenschaften, Akhmet Mazgarov, als auch dem Leiter des Kazaner Wissenschaftszentrums der Russischen Akademie der Wissenschaften, Oleg Sinyashin, wurden Möglichkeiten der weiteren bilateralen Zusammenarbeit diskutiert. Staatspräsident Rustam Minnikhanov bekundete in einem persönlichen Treffen mit dem deutschen Botschafter und den Vizepräsidenten von DFG und DAAD sein großes Interesse am Ausbau der wissenschaftlichen Beziehungen Tatarstans zu Deutschland.
Die Metropole Kazan wird als „dritte Hauptstadt“ Russlands bezeichnet und ist einer der wichtigsten Wissenschaftsstandorte in der Föderation. Sie ist Hort der drittältesten Universität des Landes, an der bereits im 19. Jahrhundert wissenschaftliche Schulen von Weltruf in der Mathematik, der Chemie, der Biologie, der Medizin und der Linguistik gegründet wurden. Kazan steht für Forscher wie Nikolay Lobachevsky, Alexander Butlerov, Yevgeny Zavoisky oder Jan Baudouin de Courtenay. Insgesamt sind heute in Tatarstan über 100 Hochschulen und Forschungsinstitute mit 210.000 Studierenden ansässig. Die DFG fördert hier seit langem zahlreiche Projekte in den Gebieten der Chemie, der Physik und der Mathematik, aber auch in der Geologie und in den Sozialwissenschaften, z.B. am Arbuzov Institut für Organische und Physikalische Chemie, am Physikalisch-Technischen Zavoisky Institut und an der Föderalen Universität.
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