Im Juni 2010 schrieb das russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MON) 12 Mrd. Rubel (ca. 300 Mio. Euro) zur Gewinnung von internationalen Spitzenforschern an russischen Hochschulen aus. In zwei Runden wurden 2010 und 2011 die Projektideen von 79 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewählt. Unter den Gewinnern dieser sogenannten Mega-Grants, deren Fördersumme bis zu 150 Mio. Rubel (ca. 3,5 Mio. Euro) beträgt, befinden sich auch 12 Wissenschaftler aus Deutschland.
Am Auswahlprozess der beiden Ausschreibungen waren 1299 in- und ausländische Fachgutachter beteiligt, die 79 von 1024 Anträgen bewilligten. Zu den Siegern zählen Nobelpreisträger und international renommierte Wissenschaftler. Dabei stammen die erfolgreichsten Antragsteller (Angabe der Staatsbürgerschaft) aus Russland (39), den USA (20), Deutschland (12), Frankreich (7) und Italien (5). Die zwölf deutschen Wissenschaftler werden mit ihren Partnern in Irkutsk, Krasnoyarsk, Moskau, Novosibirsk, St. Petersburg und Tomsk überwiegend in mathematisch-naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen zur Energie-, Weltraum-, Umwelt- und Geoforschung zusammenarbeiten. Die Russland-Beilage des aktuellen DFG-Magazins „Forschung 3/2011“ porträtiert mit Sergey A. Nikitov (Moscow, Institute of Radio Engineering and Electronics) einen russischen Gewinner der Ausschreibung, der wie viele andere im Laufe seiner Karriere auch von der DFG gefördert wurde.
Mit den Mega-Grants sollen die Wissenschaftler in drei Jahren Forschungslabore an ihren Gasthochschulen einrichten und hochqualifiziertes Personal anwerben aber auch Lehrverpflichtungen übernehmen. Damit dienen die Fördergelder als Maßnahme der russischen Regierung, um innovative Forschung an den Universitäten zu verankern sowie die Internationalisierung und die Attraktivität der Hochschulstandorte zu erhöhen. Im Zuge der russischen Hochschulreform flankiert diese individuelle Personenförderung den massiven Ausbau der Infrastruktur an den neuen Föderalen Hochschulen und den Nationalen Forschungsuniversitäten, die jeweils rund 125 Mio. Euro erhalten.
Das Wissenschaftsministerium kündigte im November 2011 – entgegen ursprünglicher Planungen – weitere Ausschreibungen an, die sich nicht nur an die Hochschulen des Landes als Gastinstitution, sondern auch an die zahlreichen Forschungseinrichtungen der Russischen Akademie der Wissenschaft richten sollen. Damit würde ein wesentlich breiterer Kreis an Forschungsträgern Mittel zum Ausbau internationaler Kooperationen einwerben können.
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