(22.06.12) Vom 18. bis 20. Juni 2012 reisten Vertreter der Deutschen Forschungsgemeinschaft nach St. Petersburg, um die aktuellen Ergebnisse der Exzellenzinitiative und den neuen DFG-Forschungsatlas in Russland vorzustellen. Die Delegation unter Leitung der DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek wurde vom deutschen Generalkonsul Benedikt Haller vor Ort empfangen und führte Gespräche mit den Rektoren der Staatlichen Universität und der Polytechnischen Universität. Dabei präsentierten DFG-Fachkollegiaten ihre Forschungskooperationen, um die bilaterale Zusammenarbeit in den Natur- und Ingenieurwissenschaften auszubauen. Zudem besuchte die Delegation das Deutsch-Russische Otto-Schmidt-Labor (OSL) und traf sich mit deutschen Gewinnern der sogenannten Mega-Grants des russischen Wissenschaftsministeriums.
Auf Einladung des Rektors Nikolay Kropachev hielt die DFG eine Präsentation an der Staatlichen Universität St. Petersburg. DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek, Klaus Wehrberger (Gruppenleiter Sonderforschungsbereiche, Forschungszentren, Exzellenzcluster) und Daniel Bovelet (Gruppe Informationsmanagement) informierten zunächst über die Exzellenzinitiative und den neuen DFG-Forschungsatlas bevor sie sich den Fragen der Zuhörer stellten. Zusammen mit der Moskauer Lomonosov-Universität genießt die Petersburger Universität mit 36.000 Studierenden einen Sonderstatus im russischen Hochschulsystem und wird fünf jahrelang mit insgesamt 125 Mio. Euro gefördert.
An der Staatlichen Polytechnischen Universität wurde die deutsche Delegation vom Rektor, Andrej Rudskoj, und vom Prorektor für Internationale Beziehungen, Dmitry Arseniev, empfangen. Mit der Hochschulleitung diskutierten die Vertreter der DFG, Formen der zukünftigen bilateralen Zusammenarbeit. Die Polytechnische Universität zählt mit über 29.000 Studierenden zu den größten und ältesten Technischen Hochschulen Russlands. Das 1899 gegründete Polytechnische Institut erhielt 2010 den Status einer Nationalen Forschungsuniversität, womit staatliche Förderungen von 125 Mio. Euro einhergehen.
Michael Lentze, in der Gruppe der Ingenieurwissenschaften der DFG zuständig für Strömungsmechanik und Mikrosysteme, und DFG-Fachkollegiat Wolfgang Schröder (RWTH Aachen) stellten laufende DFG-Projekte aus ihrem Bereich vor. Zudem präsentierte Eckart Rühl (Freie Universität Berlin), Sprecher des DFG-Fachkollegiums Physikalische und Theoretische Chemie, das St. Petersburger German-Russian Interdisciplinary Science Center (G-RISC). Schwerpunkte der Zusammenarbeit bilden hier interdisziplinäre Bereiche aus Physik, Geophysik, Physikalischer Chemie und Mathematik. Das Projekt wird im Rahmen der „Initiative Außenwissenschaft“ mit Mitteln des Auswärtigen Amtes in Höhe von insgesamt 1,25 Mio. Euro gefördert.
Am Deutsch-Russischen Otto-Schmidt-Labor für Polar- und Meeresforschung (OSL) wurde die Delegation von Ivan Frolov begrüßt, Direktor des Staatlichen Arktis- und Antarktisforschungsinstitut (AARI), dem Sitz des OSL. Die beiden Direktorinnen des OSL, Heidemarie Kassens und Irina Fjodorowa sowie Jens Hölemann, führten die Vertreter der DFG durch das Forschungsinstitut. Im Anschluss daran präsentierten Nachwuchswissenschaftlerinnen des OSL die Ergebnisse aktueller Forschungsexpeditionen. Das im Jahre 2000 gegründete OSL ist die zentrale Schnittstelle für deutsch-russische Vorhaben in der Meeres- und Polarforschung und hat in den letzten Jahren u.a. erfolgreich Drittmittel über die DFG einwerben können.
Am OSL informierte sich die Delegation auch über die aktuellen Entwicklungen der russischen Forschungslandschaft und führte Hintergrundgespräche mit Gewinnern der sogenannten russischen Mega-Grants. Jörn Thiede, ehemaliger Direktor des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, berichtete über sein Projekt in den Geowissenschaften an der Staatlichen Universität St. Petersburg. Er ist einer von zwölf Wissenschaftlern aus Deutschland, die 3,5 Mio. Euro zur Errichtung eines Forschungslabors an einer russischen Gasthochschule erhielten. Insgesamt bewilligte das russische Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MON) in dieser Ausschreibung 79 von 1024 Anträgen. Mega-Grants gelten als Maßnahme der russischen Regierung, um innovative Forschung an den Universitäten zu verankern sowie die Internationalisierung und die Attraktivität der Hochschulstandorte zu erhöhen. Im Zuge der russischen Hochschulreform flankiert diese individuelle Personenförderung den massiven Ausbau der Infrastruktur an den neuen Föderalen Hochschulen (8) und den Nationalen Forschungsuniversitäten (29), die jeweils rund 125 Mio. Euro erhalten.
„Auch über das bilaterale Wissenschaftsjahr hinaus, das im Mai 2012 endete, will die DFG die Kontakte in die „nördliche Hauptstadt“ Russlands nachhaltig stärken“, so die DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek. Anlass dazu bietet schon das laufende Deutschlandjahr in Russland 2012/13, im Rahmen dessen die DFG verschiedene Aktivitäten in St. Petersburg plant. Die Stadt bindet als zweitgrößte russische Metropole 15% des wissenschaftlichen Potentials des Landes und bietet mit seinen 100 Hochschulen und 60 Forschungsinstituten vielfältigste Kooperationsmöglichkeiten für deutsche Universitäten.