(26.09.12) Im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland 2012/2013 richteten der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unter dem Dach des Deutschen Hauses für Wissenschaft und Innovation (DWIH-Moskau) zum zweiten Mal in Russland eine „Woche des jungen Wissenschaftlers“ aus. Vom 16.-21. September 2012 diskutierten 70 Doktoranden, Postdocs und Professoren beider Länder an der Uraler Föderalen Universität (UrFU) in Jekaterinburg zum Thema „Health and Society“ ihre Forschungsansätze. Die Woche wurde in Zusammenarbeit mit dem „Verband Junger Wissenschaftler in Russland“ (RoSMU) und mit Unterstützung der Uraler Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften (UoRAN) sowie des Deutschen Generalkonsulats Jekaterinburg veranstaltet.
Die Veranstaltung wurde von Rektor Viktor Koksharov in der Aula der Föderalen Universität eröffnet. Zudem begrüßten Aleksandr Kharlov, Minister für Internationale und Außenhandelsbeziehungen des Sverdlovsker Gebiets, sowie Valeri Charushin, Vorsitzender des Präsidiums der UoRAN, und Aleksandr Shcheglov, Vorsitzender des RoSMU, die Teilnehmer der Woche. Grußworte für die deutsche Seite überbrachten die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Jekaterinburg, Renate Schimkoreit, sowie die Vizepräsidenten von DFG und DAAD, Peter Funke und Max Huber.
Ziel der Woche war eine breite Netzwerkbildung und die Intensivierung der Kooperation auf der Ebene des wissenschaftlichen Nachwuchses. Dabei griff die Konferenz ein interdisziplinäres und zukunftweisendes Thema auf, das zugleich globale Aspekte und aktuelle Schwerpunkte der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland berücksichtigte. So konnten unterschiedliche Ansätze über Fachgrenzen hinweg diskutiert werden, wie z.B. Gesundheitswesen, Umweltmedizin, Medizinrecht, Medizinethik, Präventionsforschung, Sport- und Ernährungswissenschaften, Volks- und Infektionskrankheiten, Parasitologie, Biomedizin, Nuklearmedizin und Medizintechnik.
Den jungen Forschern wurde in Workshops und Podiumsdiskussionen ein Forum des Austauschs geboten, auf dem sie selbst aus ihren wissenschaftlichen Arbeiten berichten und Vorträgen erfahrener Wissenschaftler beiwohnen konnten. Von deutscher Seite berichteten u.a. Roland Schüle (Freiburg) und Thomas Gutmann (Münster) aus ihren Arbeiten im Sonderforschungsbereich „Medizinische Epigenetik“ und der Forschergruppe „Theoretische Grundfragen der Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik“ sowie aus weiteren von der DFG geförderten Exzellenzclustern und Graduiertenschulen an ihren Universitäten. Mario Schelhaas (Münster) stellte seine Forschungen im Rahmen von DFG-Nachwuchsprogrammen wie der Emmy-Noether-Gruppe „Virus Endocytosis“ und dem Internationalen Graduiertenkolleg 1409 vor. Hans-Jürgen Quabbe (Berlin) und Ursula Plöckinger (Berlin) informierten über die Aktivitäten des deutsch-russischen Koch-Mechnikov-Forums und die Diabetesforschung an der Berliner Charité. Jochen Ehrich (Hannover) und Inna Lavrik (Magdeburg / Heidelberg) referierten über ihre Zusammenarbeit mit der Russischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften und den Helmholtz-Russia Joint Research Groups. Durch die Beiträge von in Graduiertenkollegs und anderen DFG-Verfahren geförderten Nachwuchswissenschaftlern und den informellen Austausch am Rande der Veranstaltung erhielten insbesondere die russischen Teilnehmer einen guten Einblick in die Möglichkeiten einer Förderung an deutschen Universitäten.
Neben deutschen Förderorganisationen (Alexander von Humboldt-Stiftung, DAAD, DFG) und Wissenschaftsorganisationen (Max-Planck-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina) präsentierte sich auch die Freie Universität Berlin. Einen weiteren Programmpunkt bildeten die von der DFG und der Freien Universität Berlin angebotenen Workshops zur erfolgreichen Antragstellung und zur internationalen Karriereplanung, an denen sich die jungen Wissenschaftler sehr rege beteiligten. Der Forschungsstandort Jekaterinburg war mit Beiträgen von Aleksandr Sandakov, Ilya Yarmoshenko und Andrey Katanin von der Uraler Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften sowie Valdimir Ivanov von der Föderalen Universität vertreten.
Die DFG fördert seit langem zahlreiche Projekte in der Uraler Region, insbesondere auf den Gebieten der Physik, der Chemie und der Mathematik, aber auch in der Zoologie sowie in den Materialwissenschaften, den Wirtschaftswissenschaften, den Alten Kulturen und den Geschichtswissenschaften. Besonders intensive Kooperationen mit Deutschland pflegen die Jekaterinburger Hochschulen und Forschungsinstitutionen, wie z.B. das Institut für Geschichte und Archäologie (UoRAN), das Institut für Metallphysik (UoRAN) und das Institut für Physik und Angewandte Mathematik der Föderalen Universität (UrFU).
Jekaterinburg ist mit über 1,3 Mio. Einwohnern die viertgrößte Stadt Russlands und bildet das administrative Zentrum der drittwichtigsten Region der Russischen Föderation. Als „Fenster nach Asien“ hat Jekaterinburg durch seine Lage am Uralgebirge seit dem 18. Jahrhundert eine besondere Mittlerfunktion zwischen Europa und Asien. Kürzlich fanden hier das erste Gipfeltreffen der BRIC-Staaten (2009) sowie die Regierungskonsultationen und der „Petersburger Dialog“ zwischen Deutschland und Russland statt (2010). Jekaterinburg ist Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft 2018 und Bewerber um die Ausrichtung der Weltausstellung Expo 2020.
Weitere Informationen