(27.02.13) Im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland luden die Russische Stiftung für die Grundlagenforschung (RFFI) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zu einem eintägigen Workshop in das Präsidium der Akademie der Wissenschaften (RAN) in Moskau. Unter dem Motto „Prospects of German-Russian Scientific Cooperation in Clusters of Excellence (EXC) and Collaborative Research Centres (SFB)” erörterten 120 Wissenschaftler und Wissenschaftsadministratoren beider Länder Möglichkeiten des Ausbaus gemeinsamer Forschungsvorhaben.
DFG und RFFI fördern seit 1995 bilaterale Forschungsprojekte von Wissenschaftlern aus Deutschland und Russland. Dabei steigt das gegenseitige Interesse an langfristigen Kooperationen in großen Forschungsverbünden. Daher haben DFG und RFFI 2012 in einem Förderabkommen vereinbart, die gemeinsame Finanzierung von Internationalen Graduiertenkollegs und Sonderforschungsbereichen auszubauen. Auf diesem Workshop wurden nun Förderverfahren und Finanzierungsmöglichkeiten auf beiden Seiten vorgestellt. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Deutschen Botschaft und vom Deutschen Haus für Wissenschaft und Innovation (DWIH) in Moskau, die u.a. vertreten durch Georg Birgelen und Gregor Berghorn Grußworte der deutschen Seite überbrachten. Eröffnet wurde die Veranstaltung seitens RFFI von Vladimir Kvardakov (Vizepräsident). und Vladimir Eliseev (Generaldiektror).
Zur Veranstaltung reiste eine sechsköpfige Delegation aus der DFG-Geschäftsstelle mit Beate Konze-Thomas (Abteilung Programm- und Infrastrukturförderung) und Klaus Wehrberger (Gruppe Sonderforschungsbereiche, Forschungszentren, Exzellenzcluster) sowie den Programmdirektoren Georg Bechtold (Chemie und Verfahrenstechnik), Michael Lentze (Ingenieurwissenschaften), Guido Lüniger (Geowissenschaften) und Michael Mößle (Physik) aus Bonn an. Zentraler Bestandteil des Workshops waren nach der Vorstellung von Exzellenzinitiative und Förderverfahren seitens der DFG die Vorträge von sechs Vertretern deutscher Exzellenzcluster und Sonderforschungsbereiche. So präsentierten Gerhard Bohrmann (EXC 309, Bremen), Jochen Feldmann (EXC 4, München), Frank Hauke (SFB 953, Erlangen-Nürnberg), Stefan Odenbach, (SFB 609, Dresden), Walter Richtering (SFB 985, Aachen) und Karl Dieter Weiss (SFB 689, Regensburg) ihre interdisziplinären Langzeitvorhaben aus der Grundlagenforschung, um Kooperationsmöglichkeiten in Natur-, Geo- und Ingenieurwissenschaften aufzuzeigen. Von russischer Seite nahmen Direktoren führender Institute der Akademie der Wissenschaften (RAN) sowie Hochschulleitungen von Föderalen und Nationalen Forschungsuniversitäten aus ganz Russland teil, u.a. aus Arkhangelsk, Chelyabinsk, Kazan, Komi, Moskau, Perm, Petrozavodsk, Pushchino, St. Petersburg, Saratov, Stavropol, Tomsk, Tyumen, Zhukovsky, Yakutsk und Yekaterinburg.
Aufgrund des breiten gesellschaftlichen Interesses an Forschungsclustern mit hohem Innovationspotential wurden neue Perspektiven der Zusammenarbeit in einer Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft besprochen. Hier waren sich alle Teilnehmer einig, dass eine solide Finanzierung die Grundlage für gemeinsame Vorhaben sein muss. Neben den Förderorganisationen DFG und RFFI konnten auch die Prorektoren der beiden wichtigsten Hochschulen des Landes, Alexei Khokhlov (Staatliche Universität Moskau) und Sergey Tunik (Staatliche Universität St. Petersburg), eigene Möglichkeiten der Finanzierung von Sonderforschungsbereichen anbieten. Die Vertreterin des russischen Wissenschaftsministeriums (MON) verwies zudem auf finanzielle Ressourcen, die den neuen nationalen Forschungsuniversitäten seitens des MON für den Aufbau internationaler Kooperation zur Verfügung gestellt werden. Direktoren bedeutender russischer Forschungsinstitute, wie Andrei Zabrodsky (Ioffe-Institut St. Petersburg) und Kev Salikhov (Zavoisky-Institut Kazan) stellten das Interesse seitens der Akademie der Wissenschaften am Aufbau langfristiger Forschungsstrukturen mit Deutschland dar. Mats Nordlund (Vizepräsident Skoltech) machte zudem auf die Gründung neuer bilateraler Zentren im Rahmen der Ausschreibungen der Skolkovo Foundation aufmerksam. Nichtzuletzt signalisierte Robert Breitner von der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK), dass auch die Wirtschaft zur Finanzierung innovationsnaher Großprojekte generell zur Verfügung stehe und dies ja in einigen Fällen bereits tue. Abschließend versicherten DFG und RFFI, dass sie erfolgreiche Initiativen zum Aufbau von Sonderforschungsbereichen auch bei der Suche von weiteren Partnern zur Kofinanzierung der Projekte in Russland unterstützen wollen.
Mit den Exzellenzclustern sollen an deutschen Universitätsstandorten international sichtbare Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen etabliert werden. Sie werden von der DFG bis 2017 im Rahmen der Exzellenzinitiative mit bis zu je 35 Millionen Euro gefördert. Sonderforschungsbereiche unterstützt die DFG sogar bis zu zwölf Jahre lang. Beide Programme können Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen aus dem Ausland sowie die Wirtschaft und andere Anwendungspartner auch zum Zweck des Erkenntnistransfers einbeziehen.
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