(30.09.20) Am 15. September fand die Abschlusskonferenz des „Deutsch-Russischen Themenjahrs der Hochschulkooperation und Wissenschaft“ statt unter dem Titel „Deutsch-Russischer Dialog in Wissenschaft und Bildung: Gemeinsam die Zukunft gestalten“. Unter der Schirmherrschaft des Auswärtigen Amtes und des Russischen Außenministeriums kamen hochrangige Vertreterinnen und Vertreter beider Länder – physisch und virtuell - in Berlin und Moskau zusammen. Beide Ministerien zeichneten zunächst 25 deutsch-russische Wissenschaftsprojekte aus, die als Sieger aus dem Wettbewerb „Brücken für die deutsch-russische Hochschul- und Wissenschaftszusammenarbeit“ hervorgegangen sind. Anschließend wurden in verschiedenen Podiumsdiskussionen und Live-Schalten die Perspektiven der deutsch-russischen Zusammenarbeit näher beleuchtet.
Unter den 25 ausgezeichneten deutsch-russischen Projekten zählten auch zwei große DFG-geförderte Forschungsverbünde: Prämiert wurde der erste deutsch-russische Sonderforschungsbereich TRR 160 „Kohärente Manipulation von wechselwirkenden Spinanregungen in maßgeschneiderten Halbleitern“. Beteiligt daran sind mehr als 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Ioffe-Instituts und der Staatlichen Universität in St. Petersburg sowie der TU Dortmund und der Universitäten in Bochum und Paderborn. Ausgezeichnet wurde zudem das „Freiburg-Moskauer Modell – Kulturtransfer und Nachwuchsförderung“ der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Russischen Staatlichen Humanwissenschaftlichen Universität (RGGU) Moskau für ihre nunmehr seit 20 Jahren bestehende Kooperation. Einen großen Anteil am Erfolg dieser Kooperation trägt auch das Internationale Graduiertenkolleg „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ – Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“, das als erstes deutsch-russisches Graduiertenkolleg (GRK 1956) im Bereich der Geisteswissenschaften 2014 eingerichtet wurde.
Im sich anschließenden Dialogforum zu den aktuellen Perspektiven und Herausforderungen der deutsch-russischen Zusammenarbeit mit Spitzenvertreterinnen und -vertretern aus Politik und Wissenschaft verwies DFG-Präsidentin Katja Becker in ihrer Videobotschaft auf das Jahr 2020 als ein besonderes Jahr für die Wissenschaftsbeziehungen: Vor 50 Jahren (1970) unterzeichnete die DFG den ersten Kooperationsvertrag mit der Akademie der Wissenschaften (Academy of Sciences of the USSR), vor 25 Jahren (1995) nahm die DFG ihre Beziehungen zur Russian Foundation for Basic Research (RFBR) auf, und vor fünf Jahren (2015) erfolgte die erste gemeinsame Ausschreibung der DFG mit der neu gegründeten Russian Science Foundation (RSF).
Der Vorsitzende des Rates der RFBR Vladislav Panchenko gratulierte der DFG zum 100-jährigen Gründungsjubiläum ihrer Vorgängerorganisation. Er hob in seiner Videobotschaft über die Wissenschaftskooperationen mit deutschen Partnerinstitutionen besonders die DFG hervor, mit der die RFBR schon seit 25 Jahren erfolgreich bilaterale Projekte der Spitzenforschung gemeinsam fördert und die eine der ersten internationalen Partnerorganisationen der RFBR war. Auch RSF-Vizedirektor Andrey Blinov zog in seinem Panel-Beitrag eine äußerst positive Bilanz der 2015 initiierten Projektförderung mit der DFG.
In den Podiumsdiskussionen wurde vor allem die Frage erörtert, wie Wissenschaftsorganisationen und Forschungsinstitute Instrumente entwickeln können, um trotz erschwerter Pandemie-Bedingungen Lehre und Forschung weiterzuentwickeln. Die in der Grußbotschaft Katja Beckers vorgestellten Initiativen der DFG wie die thematisch breit angelegte Ausschreibung zur Erforschung der Pandemie und die Einrichtung einer hochrangigen interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung fanden im Rahmen dieser Diskussionen Beachtung.
Abschließend stellten die Diskussionsteilnehmer fest, dass aufgrund der ausgezeichneten und kontinuierlichen Kooperation deutscher und russischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch in politisch schwierigen Zeiten die Zusammenarbeit beider Länder in den Bereichen Forschung und Wissenschaft weiter vertieft werden könne. „Unsere großartigen Wissenschaftskontakte werden die Coronavirus-Krise überdauern und auch in politisch turbulenten Zeiten stets eine Brücke zwischen unseren Zivilgesellschaften sein,“ zog DFG-Präsidentin Katja Becker in ihrer Videobotschaft das Resümee dieser Veranstaltung.
Das Deutsch-Russische Jahr der Hochschulkooperation und Wissenschaft wurde 2018 initiiert, um die Vielfältigkeit dieser Kooperation zu würdigen und einer größeren Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Unter dem Dach des Themenjahrs fanden über 100 Veranstaltungen in den verschiedensten deutschen und russischen Städten statt, an der sich die DFG mit einer Vielzahl von Konferenzen und Workshops beteiligte. Viele Vorhaben werden über das Themenjahr hinaus fortgesetzt – wie auch die Präsenz der DFG vor Ort in Russland. Mithilfe des DFG-Büros in Moskau ist es gelungen, allein im letzten Drei-Jahres-Zeitraum weit über 300 Projekte mit russischer Beteiligung und einem Fördervolumen von 100 Millionen Euro zu unterstützen.