(22.07.20) Es hätte ein Sommerereignis im schottischen Glasgow werden sollen. Die ehemalige Industriestadt und drittgrößte Stadt des Vereinigten Königreichs wäre das Reiseziel von zahlreichen Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftlern aus Europa und anderen Teilen der Welt gewesen. Doch mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie kam alles anders. Die Veranstalter der British Neuroscience Association (BNA) beschlossen bereits früh, den Kongress der europäischen neurowissenschaftlichen Fachgesellschaften in eine virtuelle Veranstaltung umzuwandeln. Statt sich in einem Tagungsgebäude zu treffen, versammelte man sich auf einer grafisch aufwändig gestalteten und animierten virtuellen Konferenzplattform.
Die frühe Entscheidung für eine virtuelle Tagung schaffte Planungssicherheit unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie unter den Ausstellern. Und die Konferenzveranstalter waren in der Umsetzung sehr kreativ. Über 5000 Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftler aus rund 70 Ländern konnten wissenschaftliche Vorträge in webbasierten Konferenzräumen in Form von zum Teil vorabaufgezeichneten Videos sowie auf elektronischen Postern ansehen und diskutieren. Circa 60 Ausstellerinnen und Aussteller aus der Industrie, dem Verlagswesen und dem Wissenschaftsbereich hatten die Gelegenheit, ihre Angebote am virtuellen Messestand sowie mit Kurzfilmen zu präsentieren und per Chat mit den Interessierten ins Gespräch zu kommen. Aber auch über die Organisation des eigentlichen Tagungsgeschehens hinaus waren die Veranstalter sehr erfinderisch. Eine einladend gestaltete virtuelle Lounge lud zum informellen Austausch und Netzwerken ein. Und um Nackenschmerzen vom vielen Bildschirmgucken vorzubeugen, standen Online-Fitnesskurse zur Teilnahme bereit. Zusammengenommen erinnerte das Programm des FENS Virtual Forum sehr an das einer realen Fachkonferenz. Selbst das virtuell nachgebildete Konferenzgebäude mit Glasfassade und bunt gemustertem Teppich verlieh einen Hauch von „echter“ Kongressatmosphäre.
Die Forschungsfördereinrichtungen von „Research in Germany“ waren zusammen mit den German Graduate Schools in Neuroscience, den Neurocentres in Germany als Zusammenschluss neurowissenschaftlicher Forschungszentren und Exzellenzcluster in Deutschland, dem Bernstein Netzwerk für Computational Neuroscience und der Max Planck School of Cognition vertreten. Am virtuellen Stand konnte man Broschüren und Informationsmaterialien herunterladen, Kurzfilme zur Graduiertenausbildung in Deutschland oder den Forschungseinrichtungen ansehen und sich von Forschungs- oder Förderinstitutionen wie der DFG im Chat beraten lassen. Darüber hinaus war in einer sogenannten „Open Theatre Lounge“ ein voraufgezeichnetes Video zu „Research and Funding Opportunities in Germany“ hinterlegt. Hier informieren Vertreterinnen der DFG, des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) und der Fraunhofer-Gesellschaft entlang einer PowerPoint-Präsentation zu Forschungs- und Fördermöglichkeiten im Land. Für die am Auftritt Beteiligten war es mehrheitlich die erste Teilnahme an einer virtuellen Messe auf einer virtuellen Fachtagung. Entsprechend neugierig nahm man die Entwicklungen auf.
Die Dokumente am virtuellen Stand wurden überragend häufig angesehen, wie Statistiken zeigen. Der Chat war gut besucht, wenn auch über die Konferenztage verteilt in unterschiedlicher Intensität. Aber auch, wenn einmal nicht viel im Chat los war, waren die Nachfragen und das Informationsinteresse spezifisch und detailliert. Vor allen Dingen in Einzelchats mit einzelnen Standpartnern ließen sich die Besucherinnen und Besucher intensiv beraten: „Thank you very much dear all experts for your kind help and patience answering my questions. The information and suggestions you provided are of great value to me. I really appreciate that and will take longer time to look at the details. It's a happy thing to work as a scientist in Germany. :)”, lautete der Kommentar einer Chatbesucherin.
Es ist zu früh, um eine Bilanz zu „Research in Germany“-Auftritten auf virtuellen internationalen Fachkonferenz zu ziehen. Der Eindruck der FENS zeigt aber, dass ein Gemeinschaftsstand auch virtuell funktioniert und dass eine weiterführende Beratung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch auf diesem Weg möglich ist. Auch macht es Spaß, einmal neue Präsentationsmöglichkeiten auszuprobieren.
• Neurowissenschaftliche Graduiertenkollegs und Graduiertenschulen in Deutschland
• Netzwerk deutscher neurowissenschaftlicher Center
• Bernstein Netzwerk Computational Neuroscience
• Max Planck Research School of Cognition
• Alexander von Humboldt-Stiftung
• Deutscher Akademischer Austauschdienst
• Deutsche Forschungsgemeinschaft
• Fraunhofer-Gesellschaft