(24.07.23) Im Rahmen einer Delegationsreise des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) nach Armenien und Georgien unterzeichnete die DFG-Generalsekretärin Dr. Heide Ahrens am 12. Juli ein Abkommen mit dem Direktor der Shota Rustaveli National Science Foundation of Georgia (SRNSFG) Professor Dr. Erekle Astakhishvili. Der Unterzeichnung im Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Tiflis wohnte neben dem Minister auch der Parlamentarische Staatssekretär des BMBF Dr. Jens Brandenburg bei.
Vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Herausforderungen gewinnt die Zusammenarbeit der EU und Deutschlands im Bereich von Bildung und Forschung mit den drei südkaukasischen Ländern Armenien, Aserbaidschan und Georgien zunehmend an Bedeutung. Dabei eröffnen vor allem wissenschaftsbasierte Initiativen zur Biodiversität, Nachhaltigkeit und Umwelt sowie zu Künstlicher Intelligenz neue Perspektiven für das Förderhandeln der DFG. Daher nahm die DFG gern die Einladung des BMBF zu einer gemeinsamen Delegationsreise nach Georgien und Armenien an. Ziel der DFG ist es, thematische Schwerpunkte in diesen Ländern zu erschließen und neue institutionelle Partnerschaften zu etablieren, um sich für die deutsche Wissenschaft stärker in der Region zu vernetzen.
Einen Meilenstein hierzu bildet die Unterzeichnung des ersten Abkommens der DFG mit ihrer georgischen Partnerorganisation Shota Rustaveli National Science Foundation of Georgia (SRNSFG), der wichtigsten, staatlichen Forschungsfördereinrichtung Georgiens, durch deren Direktor, Professor Dr. Erekle Astakhishvili, und die Generalsekretärin der DFG, Dr. Heide Ahrens. In vertiefenden Gesprächen tauschten sich die beiden Organisationen intensiv über zukünftige gemeinsame Aktivitäten aus. Die Operationalisierung des Abkommens ist noch für diesen Herbst vorgesehen. Langfristiges Ziel und beiderseitiger Wunsch ist es, u.a. auch Kofinanzierungsformate zu entwickeln und in die gemeinsame Projektförderung einzusteigen. Dabei bieten sich sogar historische Anknüpfungspunkte: In ihrer Ansprache anlässlich der Unterzeichnung erinnerte Frau Dr. Ahrens daran, dass bereits die Vorgängerorganisation der DFG, die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, 1928 ein Kooperationsabkommen in Tiflis unterzeichnete.
In Tiflis und Eriwan informierte sich die Delegation in Gesprächen mit den deutschen Botschaften und vor Ort ansässigen deutschen Institutionen über die aktuellen Kooperationsbedingungen und forschungspolitischen Themen. Im Austausch mit führenden Forschungsinstituten und Universitäten, den Fachministerien sowie Forschungsförderern wurden darüber hinaus wichtige gemeinsame Forschungsfragen identifiziert und Perspektiven für eine vertiefte Zusammenarbeit ausgelotet.
In Eriwan (Armenien) traf die Delegation unter anderem die Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Sport Dr. Zhanna Andreasyan und den Vorsitzenden des Wissenschaftskomitees, das u.a. für die Vergabe von Fördermitteln zuständig ist, sowie die beiden Vizeminister für Wirtschaft und Umwelt. Auf dem Programm stand außerdem ein Austausch mit den Leitungen der American University of Armenia, der Staatlichen Universität Eriwan, der Staatlichen Agraruniversität, den Staatlichen Universitäten für Ingenieurwissenschaften und für Wirtschaftswissenschaft sowie der Brjussow-Universität für Sprachen und Sozialwissenschaften.
In Tiflis (Georgien) besuchte die Delegation den Minister für Wissenschaft und Bildung Dr. Giorgi Amilkhvari, die Ministerin für Regionale Entwicklung und Infrastruktur Mzia Giorgobiani und die Vizeministerin für Umweltschutz und Landwirtschaft sowie die Spitzen der Ilia State University und der Tbilisi State University. Am Georgi-Eliava-Institut für Bakteriophagen, Mikrobiologie und Virologie stellte die Institutsdirektorin Dr. Mzia Kutateladze den Besuchern ihre laufenden Forschungsarbeiten vor.
Mit der Teilnahme an der Reise setzte sich die DFG gezielt für den Aufbau der institutionellen Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen im Südkaukasus ein, um verbesserte Rahmenbedingungen für exzellente Forschungsvorhaben zu schaffen und vorhandene Potenziale besser auszuschöpfen. Das gegenseitige Interesse der wissenschaftlichen Communities wird in der schon jetzt beachtlichen Anzahl geförderter bi- und trilaterale Projekte mit Georgien, Armenien und Aserbaidschan unter Beteiligung führender Universitäten und Forschungsinstitute deutlich.
Schon in den letzten fünf Jahren konnte die DFG bereits knapp 60 Projekte mit Bezug zu diesen Ländern fördern, wobei der Förderschwerpunkt bisher mit ca. 75 % in den Geistes- und Sozialwissenschaften liegt. So erforschen beispielsweise die Ruhr Universität Bochum gemeinsam mit der Ilia State University in Georgien „Neue Methoden für historische Forschung in der Byzantinistik“, und in einer Kooperation der Humboldt Universität zu Berlin mit der armenischen Yerevan State University wurden Untersuchungen zur Effektivität von Schutzgebieten als Maßnahme gegen den Biodiversitätsverlust von Arten und Ökosystemen durchgeführt.
Mit dem erhöhten wissenschaftspolitischen Engagement in der Region werden sich zukünftig auch neue Kooperationsmöglichkeiten und Perspektiven für exzellente Forschungsvorhaben ergeben. Zudem plant die DFG auf der Grundlage des neuen Abkommens weitere gemeinsame Aktivitäten mit der Shota Rustaveli National Science Foundation und bilaterale Veranstaltungen in Georgien im Herbst dieses Jahres.