(24.07.23) Im Rahmen des Ausbaus der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit der Region Zentralasiens nahm die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vom 12.-16.06.2023 an einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) organisierten Delegationsreise nach Kasachstan teil. Ziel war es, Kontakte zu Wissenschafts- und Forschungsinstitutionen aufzubauen sowie neue Potenziale für die Zusammenarbeit mit Deutschland zu erschließen. Dabei besuchte die deutsche Delegation u.a. das Bildungs- und Wissenschaftsministerium Kasachstans sowie führende Hochschulen und Forschungsinstitute des Landes und informierte sich über bilaterale Kooperationsprojekte.
Als Förderorganisation für die wissenschaftsgetriebene Grundlagenforschung reagiert die DFG typischerweise auf Bedarfe aus der deutschen Wissenschaft. Dabei reagiert sie insbesondere auch im internationalen Kontext auf Bedarfe aus der Wissenschaft, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die Forschenden aus Deutschland eine direkte Kooperation mit Partnern weltweit ermöglichen. So verstärkt die DFG bereits seit längerem auch ihr Engagement in Zentralasien, um neue Kooperationspotenziale für die deutsche Wissenschaft zu erschließen. Dabei spielt in dieser Region vor allem Kasachstan eine besondere Rolle. Neben eigenen Aktivitäten in den letzten Jahren schloss sich die DFG daher auch gern vom Bundesministerium für Bildung und Forschung durchgeführten Delegationsreisen an.
Als Weiterführung einer BMBF-Delegationsreise im Herbst 2022 nach Almaty wurde im Juni 2023 mit einer zweiten Reise die Hauptstadt Kasachstans Astana in den Blick genommen. Die Delegationsteilnehmer des BMBF, des DAAD, der Helmholtz-Gemeinschaft und der DFG, vertreten durch den Leiter der Internationalen Zusammenarbeit Jörg Schneider sowie WissenschaftlerInnen und Wissenschaftler aus Dresden und Halle besuchten das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulbildung, mehrere Universitäten und Forschungsinstitute. Weiterhin informierten sie sich über deutsch-kasachische Forschungsprojekte und führten Hintergrundgespräche mit der Deutschen Botschaft in Kasachstan und vor Ort ansässigen deutschen Institutionen.
Der Besuch des Ministeriums für Wissenschaft und Hochschulbildung galt dem Ausbau und der Stärkung bilateraler Wissenschaftskooperationen auf institutioneller Ebene. Das BMBF, vertreten durch Frithjof A. Maennel, Leiter der Unterabteilung „Internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung“ und Minister Sayasat Nurbek unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Innovation. Dabei wurde der langjährige akademische Austausch zwischen beiden Ländern hervorgehoben. Das Ministerium hatte aus diesem Anlass eine hybride Informationsveranstaltung mit über 100 Stakeholdern aus ganz Kasachstan organisiert, auf dem die deutsche Delegation ihre Institutionen vorstellen konnte und mögliche Partnerinstitutionen kennen lernte.
Gemeinsam wurden zudem mögliche thematische Schwerpunkte der zukünftigen Zusammenarbeit identifiziert, die auch der Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele dienen und in der EU-Zentralasien Strategie als prioritäre Forschungsbereiche genannt werden (Energiesicherheit, Klimaschutz, Umwelt, Gesundheit und Digitalisierung). Auch die DFG fördert in diesen Bereichen bereits Forschungsvorhaben mit Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern aus Kasachstan. Als Beispiel sei hier das von der Universität Würzburg durchgeführte DFG-Projekt zum „Wasserkreislauf in Zentralasien im Zeichen von Klima- und Landnutzungsveränderungen“ genannt, an dem neben dem kasachischen „Sultangazins Space Research Institute“ auch das Forschungsinstitut „Khorezm Rural Advisory Suppoert Service (KRASS)“ in Usbekistan sowie das kirgisische „Central-Asian Institute for Applied Geosciences (CAIAG)“ beteiligt waren.
Die Nazarbayev University lud die deutsche Delegation ein, um das BMBF-finanzierte Projekt TERESA vorzustellen. Die Universität gilt als internationalste und forschungsstärkste Hochschuleinrichtung des Landes. Durch hohe finanzielle Zuwendungen des Staates ist sie technisch hervorragend ausgestattet, und ein Großteil der Dozentinnen und Dozenten stammt aus dem Ausland. An dem Projekt „TERESA Urbanes Wassermanagement: Deutsche Expertise für Kasachische Städte“ waren von kasachischer Seite neben der Nazarbayev Universität das Unternehmen Astana Innovations beteiligt, und aus Deutschland die TU Dresden.
Ferner besuchte die Delegation die Gumilyov Eurasian National University, eine der neun Nationalen Universitäten des Landes, die als Forschungsuniversitäten von der Regierung besonders gefördert werden. Vizerektorin Zhanna Kurmangaliyeva informierte über die Forschungsschwerpunkte der Universität und hob hervor, dass deren internationale Ausrichtung mit einer Beteiligung von ausländischen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern besonders wichtig für den Ausbau der Forschungsleistung der Universität sei.
Durch den Besuch des National Centre for Biotechnology erhielten die Delegationsteilnehmerinnen und Delegationsteilnehmer einen Einblick in die Forschungsleistung eines staatlich geführten Forschungsinstitutes, das als führendes biologisches Zentrum des Landes die staatliche Politik zur Unterstützung und Entwicklung der Biotechnologiebranche umsetzt.
Mit der Reise nach Kasachstan wird das Wissenschafts- und Forschungspotential der Region Zentralasiens weiter ausgeleuchtet. Dabei nimmt die DFG neben Kasachstan auch Usbekistan in den Blick, denn diese beiden Länder bieten hinsichtlich ihres wissenschaftlichen Forschungs- und wirtschaftlichen Innovationspotenzials besondere Kooperationsbedingungen. So investieren sie verstärkt in Wissenschaft, Forschung und Technologie und suchen Anschluss an die internationale Wissenschaftscommunity. In den letzten fünf Jahren konnte die DFG bereits 35 Projekte mit Beteiligung aus Kasachstan fördern, wobei vor allem die Altertums- und die Geisteswissenschaften sowie die Naturwissenschaften von Kooperationsinteresse sind.
Aktuell gewinnt Zentralasien aufgrund der angespannten politischen Situation weltweit an geo- und energiestrategischer Bedeutung. Kasachstan ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Zentralasien. Zudem bilden die dort ansässige große deutsche Minderheit und die knapp eine Million russlanddeutschen Aussiedlerinnen und Aussiedlern aus Kasachstan eine besondere Verbindung zwischen beiden Ländern. Mit der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) in Almaty als einziger deutscher Universität in Zentralasien unterstützt Deutschland vor allem auch die Beziehungen im Bereich von Wissenschaft und Bildung. Die DFG verstärkt ihr Engagement in der Region bereits seit Jahren: So besuchten DFG-Delegationen 2017 und 2018 Kasachstan und 2019 erfolgten Reisen nach Usbekistan, u.a. mit dem damaligen DFG-Präsidenten im Rahmen einer Reise des Bundespräsidenten Steinmeier.