Positionierung der DFG mit differenzierter Betrachtung von Potenzialen und Herausforderungen
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat heute ihre Positionierung „Open Science als Teil der Wissenschaftskultur“ veröffentlicht. Die DFG versteht darin unter Open Science die Transformation wissenschaftlicher Praktiken und Prozesse mit dem Ziel, diese der langfristigen offenen Verfügbarkeit von Forschungsergebnissen und so der besseren Nachnutzbarkeit durch die Wissenschaft und andere Akteure dienen. Sie betrachtet Open Science als wesentlichen Bestandteil des übergeordneten Diskurses über Wissenschaftskultur (Research Culture). Open Science kann neben dem Erkenntnisgewinn auch Prozesse der Qualitätssicherung, der Reproduzierbarkeit und der Replizierbarkeit erleichtern und auf diese Weise Bestandteil guter wissenschaftlicher Praxis sein.
Die DFG spricht sich in ihrer Open-Science-Positionierung für die Weiterentwicklung von Open-Science-Prinzipien und -Praktiken auf Basis einer differenzierten Betrachtung der Potenziale wie auch der Herausforderungen von Open Science für die Wissenschaft aus. Zu den Chancen von Open Science für die Wissenschaft zählen die Verbesserung von Forschungsprozessen, die Schaffung von Transparenz zur Vermeidung von Replikationskrisen, die Stärkung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und nicht zuletzt die Erleichterung von Innovationen. Jedoch birgt die umfassende Umsetzung von Open Science aus Sicht der DFG auch Risiken: Negative Nebeneffekte wie Preissteigerungen im Publikationssektor oder die Abhängigkeit der Wissenschaft von großen Konzernen könnten übersehen werden, auch besteht die Gefahr einer problematischen Entwicklung von Anreizsystemen, die statt der Qualität der Forschung deren öffentliche Wahrnehmung in den Fokus stellen.
Insbesondere die digitale und infrastrukturelle Souveränität der Wissenschaft sollte bei der Ausgestaltung von Open Science hohe Priorität genießen. Denn Offenheit verhindert nicht zwangsläufig die zunehmende Kommerzialisierung der Wissenschaftspraxis (d. h. der Publikationen, Forschungsdaten, Software und digitalen Tools). Die Open-Science-Positionierung der DFG regt deshalb die Einbeziehung von wissenschaftlichen Einrichtungen und Gremien in die Governance von Infrastrukturen an, sodass die wissenschaftsdienliche Entwicklung von Open Science durch die Wissenschaft selbst sichergestellt werden kann.
Das Papier „Open Science als Teil der Wissenschaftskultur“ bündelt bestehende Positionen der DFG zu Open Science in einem Referenzdokument. Dieses wurde auf Beschluss des Erweiterten Vorstands in der DFG-Geschäftsstelle erarbeitet und vom Präsidium der DFG im September 2022 verabschiedet. Die DFG als Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland wird auch weiterhin die Rahmenbedingungen für eine zukunftsweisende Umsetzung des Konzepts Open Science gestalten.
Zur Open-Science-Positionierung der DFG:
Fachliche Ansprechpersonen in der DFG-Geschäftsstelle: