Der Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes geht in diesem Jahr an ein interdisziplinäres Team mit einer Informatikerin und zwei Kulturwissenschaftlern aus Tübingen: Ulrike von Luxburg, Professorin für die Theorie des Maschinellen Lernens an der Universität Tübingen, Tim Schaffarczik, Doktorand am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen, sowie Thomas Thiemeyer, Professor für Empirische Kulturwissenschaft, ebenfalls am Ludwig-Uhland-Institut, bilden gemeinsam das Team „Cyber and the City“. Sie erhalten die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre herausragende und vielfältige Wissenschaftskommunikation zur Entwicklung und Umsetzung der Ausstellung „Cyber and the City: Künstliche Intelligenz bewegt Tübingen“, die modellhaft auch für den Dialog zu anderen kontrovers diskutierten Wissenschafts- und Technologiethemen ist.
Die Jury aus Wissenschaftsjournalist*innen, Kommunikations- und PR-Fachleuten unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsident Professor Dr. Johannes Grave würdigte bei ihrer Entscheidung, dass das Team „Cyber and the City“ das so abstrakte wie kontroverse Thema Künstliche Intelligenz in die Lebens- und Erfahrungswelt der Menschen holt. Zudem eröffne es einen Dialograum, in dem sehr unterschiedliche Positionen und Interessen verhandelt werden können.
Dazu habe das Team in einer erfolgreichen interdisziplinären Zusammenarbeit von Informatik und Empirischer Kulturwissenschaft eine Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum und ein Begleitprogramm entworfen. Studierende der beiden Disziplinen erarbeiteten die Grundlagen für die Ausstellung und die weiteren Kommunikationsformate und bezogen dabei Interessengruppen, Bürger*innen, Aktivist*innen oder auch Entscheidungsträger*innen in die Konzeption und Umsetzung ein. Auf diese Weise, so die Jury des Communicator-Preises, sei eine Kommunikationsplattform entstanden, die eine gemeinsame Sprache zu Herausforderungen und Chancen von Künstlicher Intelligenz findet und sowohl Befürworter*innen als auch Skeptiker*innen von KI zu Wort kommen lässt.
Flankiert wurde die Ausstellung von einem umfangreichen Begleitprogramm, in das sich die an der Ausstellung beteiligten Akteur*innen mit eigenen Veranstaltungen einbringen konnten. Zu den Veranstaltungen zählten etwa die „Retro Gaming Night meets KI“ sowie die in Kooperation mit dem SWR veranstaltete Podiumsdiskussion „Wer kontrolliert KI?“. Die Ausstellung zog von Februar bis Anfang Dezember 2023 rund 40 000 Besucher*innen unterschiedlicher Altersgruppen an – in einer Stadt mit rund 90 000 Einwohner*innen. Durch Ausstellung und Begleitprogramm entstand so insgesamt ein Dialograhmen, der die am Standort sehr kontrovers geführte Diskussion rund um Künstliche Intelligenz versachlicht hat, ohne dabei Emotionen und Positionierungen zu ignorieren.
Die Jury für den Communicator-Preis hob hervor, dass die lokale Verortung der Kommunikation bei diesem Projekt eine besondere Bedeutung habe: Künstliche Intelligenz – als global wirksames und zugleich schwer greifbares Thema – wurde hier am konkreten Fall, als Konsequenz von kontroversen Debatten in der Stadt und gemeinsam mit lokalen Akteur*innen verhandelt. Und dies geschah nicht in digitalen Foren, sondern im direkten Austausch der Beteiligten. Damit sei es dem Team hervorragend gelungen, ein schwieriges Thema leicht, humorvoll und dabei sachlich und intelligent umzusetzen. Insgesamt, so die Jury, sehe sie in der Arbeit des Teams den gelungenen Weg einer dialogischen Wissenschaftskommunikation, die weit über den Standort und das konkrete Thema hinausweise. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Dialogkultur, in der verschiedene Argumente und Positionen kaum noch in einen konstruktiven Austausch zu bringen sind, sei dies ein besonders ermutigendes Projekt.
Der Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes geht in diesem Jahr an den Berliner Soziologen Steffen Mau, der in seiner Forschung zentrale sozialwissenschaftliche Themen neu auslotet. Er befasst sich unter anderem mit sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit, mit dem Strukturwandel der Mittelschicht und mit neuen Grenzregimen. Seine Erkenntnisse zu diesen Themen stehen auch im Mittelpunkt seiner Kommunikation: Mau erhält den mit 50 000 Euro dotierten Preis für seinen mutigen und vielfältigen Kommunikationsansatz, mit dem es ihm gelingt, Sachkenntnis und Orientierungswissen über Transformationsprozesse in öffentliche Debatten einzubringen und in der Kommunikation anschlussfähig zu bleiben für die Erfahrungen und Perspektiven seines Publikums.
Die Jury des Communicator-Preises würdigte bei ihrer Entscheidung, dass Mau mit einer beeindruckenden Vielfalt an Formaten – die von vielen kleinen Veranstaltungen über Social-Media-Beiträge und Science Slams bis hin zu Sachbüchern auf den Bestsellerlisten reichen – versuche, Sachlichkeit in aufgeheizt geführte öffentliche Diskurse zu bringen. Dabei vermeide er die steile These oder das Rampenlicht und lasse sich stattdessen in besonderem Maße auf das direkte und nicht immer planbare und vorhersehbare Gespräch ein.
Die aus Wissenschaftsjournalist*innen, Kommunikations- sowie PR-Fachleuten bestehende Jury unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsidentin Professorin Dr. Julika Griem hob hervor, dass Mau mit seinem Kommunikationsansatz blinde Flecken auf der Landkarte der Wissenschaftskommunikation finde und sie auf niederschwellige Weise dort initiiere, wo sie bisher noch nicht häufig stattfinde. Dabei spricht er auch mit denjenigen, über die er geforscht hat. Sein erfolgreiches Sachbuch „Lütten Klein“ etwa bildete nicht das Endprodukt einer Herkunftsforschung, sondern vielmehr den Auftakt zu neuen Interaktionen. In mehr als 40 Einzelveranstaltungen allein in Ostdeutschland stellte er sich den Fragen eines größtenteils nicht akademischen Publikums, bei dem oft – so beschrieb es Mau selbst – ein großer „Rededruck“ herrschte.
Mau engagiert sich auch für politische Bildung und Demokratieförderung. Er kommuniziert im Rahmen von außeruniversitären Bildungsveranstaltungen, bei Stiftungen, bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), in Schulen oder im Kontext zivilgesellschaftlicher Initiativen. Seine soziologischen Sachbücher und Essays werden in der Schriftenreihe der bpb einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Eine wichtige Rolle bei seinen Kommunikationsaktivitäten spielen zudem Kulturinstitutionen wie Museen, denn hier würden „andere Kontextualisierungen und inhaltliche Bezugnahmen möglich gemacht“, so Mau selbst. Zum Teil dienten seine soziologischen Studien bereits als inhaltliche Inspiration für einzelne Ausstellungskonzeptionen, in die Entwicklung einiger Konzepte war er auch direkt eingebunden.
Darüber hinaus nutzt Mau Theateraufführungen, Auftritte auf Literaturfestivals oder direkte Gespräche mit Literat*innen dazu, neue kommunikative Räume zu öffnen und Wissenschaft und Kultur stärker zu vernetzen. So diskutierte er etwa im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin mit der Schriftstellerin Nora Bossong über sein Buch „Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert“. Das Theaterstück „Abbau Ost“ (ACUD Theater Berlin) wiederum nutzte neben anderen auch ein Textfragment von Mau, um festgefahrene Bilder der Wiedervereinigung als Erfolgs- oder Opfergeschichte infrage zu stellen.
Steffen Mau ist seit 2015 Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der gebürtige Rostocker absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Elektronikfacharbeiter beim VEB Schiffselektronik Rostock und studierte nach der Wende Soziologie und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Im Jahr 2001 wurde er am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz promoviert. An der Universität Bremen war er von 2005 bis 2015 Professor für politische Soziologie. Gastprofessuren und Fellowships führten ihn unter anderem an die Sciences Po in Paris und nach Harvard. 2012 bis 2018 war er Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats, von 2019 bis 2021 zudem Co-Sprecher der Research Unit "Borders" des Exzellenzclusters „Contestations of the Liberal Script“. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden bereits vielfach ausgezeichnet, zuvorderst mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG im Jahr 2021.
Der Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes geht in diesem Jahr an das Public-Philosophy-Projekt denXte und damit an ein Team aus Wissenschaftler*innen. Dieses besteht neben Markus Schrenk, seit 2014 Professor für Theoretische Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, auch aus den beiden Postdocs Dr. Amrei Bahr und Dr. David Löwenstein sowie vier Studierenden der Philosophie: Julia Frese, David Niemann, Christoph Sapp und Berit Weiß. Sie erhalten gemeinsam die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre innovative und zukunftsweisende Wissenschaftskommunikation, mit der sie auf spielerische und zugleich anspruchsvolle Weise über ein sonst eher schwer zugängliches Fach wie die Philosophie kommunizieren.
Die Jury des Communicator-Preises würdigte bei ihrer Entscheidung, dass es dem Projekt denXte mit einem partizipativen Ansatz gelinge, Bürger*innen unterschiedlichsten Alters und verschiedener Bildungshintergründe für philosophische Zusammenhänge zu begeistern. Das siebenköpfige Team mache es sich dabei zur Aufgabe, Menschen ohne philosophische Vorkenntnisse über das Format des philosophischen Gedankenexperiments zum Austausch über gesellschaftlich relevante Themen einzuladen. Dabei können die Teilnehmer*innen nicht nur ihre eigenen Fragestellungen und Argumente einbringen, sondern lernen nebenbei auch grundlegende Denkwerkzeuge der Philosophie kennen.
Wie die Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsidentin Professorin Dr. Julika Griem betonte, gehe das Projekt über die reine Vermittlung wissenschaftlicher Sachverhalte hinaus und stelle eine wenig beleuchtete Facette der Wissenschaftskommunikation in den Mittelpunkt: Es schule das Denken und die Fähigkeit, Probleme rational und systematisch zu verhandeln. Dies sei gerade in einer an Debatten und Konflikten reichen Zeit, in der die eigene Meinungsbildung immer schwieriger werde, von hoher Bedeutung. Mithilfe von partizipativ gestalteten und für verschiedene Zielgruppen organisierten Gedankenexperimenten vermag das Düsseldorfer Team klassische Dilemmata und Schlüsselprobleme ebenso in Gesprächssituationen zu übertragen wie die spezifischen Herausforderungen aktueller Krisensituationen.
Für die diesjährige Preisrunde hatten DFG und Stifterverband vor dem Hintergrund sich ändernder Arbeitsformen und vermehrter Zusammenarbeit auch in der Wissenschaftskommunikation im Vorfeld ausdrücklich auch Teams zur Bewerbung ermuntert. Die Jury zeigte sich nun besonders beeindruckt von der arbeitsteiligen und gleichberechtigten Zusammenarbeit innerhalb des Projektteams von denXte. Neben der engen Arbeit untereinander sind die Projektmitglieder auch integraler Bestandteil ihrer Universität sowie über die eigene Hochschule hinaus gut vernetzt. Auf diese Weise leiste denXte auch einen wichtigen Beitrag zum Profil der Universität Düsseldorf als Bürgeruniversität.
Das Team hinter denXte nutzt ein ganzes Bündel von Aktivitäten, um mit verschiedenen Zielgruppen philosophisch in Austausch zu treten, darunter Livechats, soziale Medien, Videos, Umfragen und Veranstaltungen. Kern der Formate sind dabei jeweils philosophische Gedankenexperimente, also Szenarien, die der Plausibilisierung oder Widerlegung philosophischer Thesen, Argumente und Theorien dienen. So gab es 2019 etwa eine Veranstaltung zum Thema Organspende, eine weitere beschäftigte sich mit der Frage „Was sind Fake News?“, und eine in diesem Jahr geplante Veranstaltung soll sich mit der Frage befassen: „Wie wäre es, die eigene Zukunft zu kennen?“. In kurzen Videoclips werden wiederum aktuelle ethische Fragen aufgegriffen, etwa zur Lockdown-Politik. Daneben wurden bislang fünf Livestreams mit Livechat veranstaltet, ein eigener Podcast ist derzeit in Planung, ebenso wie das denXte-Lab, ein Versuchslabor für philosophische Gedankenexperimente für Studierende.
Dabei überzeugte die Jury insbesondere die Orchestrierung der verschiedenen Formate, die nicht nebeneinander existierten, sondern zu einzelnen Themen gebündelt beitrügen und so im besten Sinne multimedial seien.
Der Communicator-Preis geht in diesem Jahr an den Mathematiker Professor Dr. Jürgen Richter-Gebert. Der Experte für Geometrie und Visualisierung von der Technischen Universität München erhält die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung für seine vielseitige Kommunikation, mit der er abstrakte mathematische Inhalte sichtbar, hörbar und begreiflich machen und sein Publikum in die Lage versetzen will, selbst zu experimentieren und zu forschen.
Die Jury des Communicator-Preises würdigte bei ihrer Entscheidung, dass sich Richter-Gebert seit über 20 Jahren auf innovative und vielfältige Weise dafür engagiere, die Wirkmacht und Schönheit der Mathematik für unterschiedliche Zielgruppen erlebbar zu machen. Dafür habe er eine Vielzahl an Formaten entwickelt, die er immer wieder an neue Anforderungen anpasst, darunter interaktive Apps, Ausstellungen, TV-Formate, Performance-Workshops, Spiele, digitale Lerninhalte und Software für Visualisierungen. Mit nicht nachlassender Energie und Fantasie schaffe er in unterschiedlichen gesellschaftlichen und ästhetischen Kontexten immer wieder neue Zugänge zur Mathematik, so die Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsidentin Professorin Dr. Julika Griem.
Es zeichnet die kommunikative Leistung von Jürgen Richter-Gebert aus, dass er seine Zielgruppen differenziert einbindet und sie zu eigenständigem Experimentieren, Gestalten und Erforschen motiviert. Er versteht es, auf großen Bühnen zu faszinieren, aber er spürt immer wieder auch Gelegenheiten auf, in denen sich Mathematik ebenso unspektakulär wie wirkungsvoll im Alltag verstehen lässt. Dies hat Richter-Gebert im letzten Jahr eindrucksvoll bewiesen, indem er die Pandemie als Chance nutzte: Er entwickelte früh digitale Angebote für Familien im Lockdown, um Kindern auf spielerische und niedrigschwellige Weise den Zugang zu Mathematik und Physik zu ermöglichen. Er nahm die Umstellung auf die digitale Lehre aber auch zum Anlass, mit seiner Erfahrung als Wissenschaftskommunikator hochwertige Lehrformate zu entwickeln, die nun öffentlich zugänglich sind und nachhaltig in die Breite wirken können. Mit diesem Ansatz zeige der diesjährige Preisträger beispielhaft, so die Jury, welchen Beitrag Wissenschaftskommunikation in der aktuellen digitalen Transformation der Gesellschaft leisten kann. Als vorbildlich unterstrich die Jury auch die Zusammenarbeit Richter-Geberts mit jüngeren Kolleg*innen sowie sein Engagement für die Einbindung und Förderung der Kommunikationskompetenzen junger Wissenschaftler*innen.
Jürgen Richter-Gebert wurde sowohl an der Technischen Hochschule Darmstadt als auch an der Königlich Technischen Hochschule Stockholm in Schweden promoviert. Im Anschluss war er unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik in Berlin und als Privatdozent an der TU Berlin tätig, bevor er nach seiner Habilitation als Assistenzprofessor an die ETH Zürich wechselte. Seit 2001 ist Richter-Gebert Professor und Lehrstuhlinhaber an der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität München. Er wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter 2011 mit dem Ars Legendi-Preis des Stifterverbandes für exzellente Hochschullehre sowie im Jahr 2016 als MINT-Botschafter des Jahres von der Initiative „MINT Zukunft schaffen”.
Richter-Gebert ist Gründer und Leiter der Mathematikausstellung „ix-quadrat“ an der TU München, Co-Autor des Mathematik-Visualisierungsprogramms Cinderella (gemeinsam mit Ulrich Kortenkamp) und betreibt das Internetportal „Mathe-Vital“. Zudem ist er maßgeblich an der Wanderausstellung „Imaginary“ beteiligt. Die von ihm entwickelten digitalen Formate, etwa die kostenfreie App „TUM Interaktiv“ und „Mathe to Touch“ wurden tausendfach heruntergeladen, ebenso die digitale Ausgabe seines Buches zum Bruchrechnen. Die App „iOrnament“, erhältlich im Apple-Store, zählt dort international zu den besten im Bereich Mathematik.
Der Communicator-Preis ging an Professor Dr. Robert Arlinghaus, einen Experten für Integratives Fischereimanagement. Der Wissenschaftler von der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) erhielt die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung für sein vielseitiges Engagement in der Wissenschaftskommunikation:
Von Comics und Filmen über Podcasts und Science Slams bis zu partizipativen Formaten, Vortragsserien und Büchern – die Jury zeigte sich beeindruckt sowohl von der Fülle an Kommunikationsformaten als auch von der strategischen und konzeptionsstarken Planung und Umsetzung der Aktivitäten von Robert Arlinghaus. Es gelinge ihm, ein scheinbares Spezialthema wie die Angelfischerei mit den gesellschaftlich relevanten Fragen der Nachhaltigkeit, des Umweltschutzes und des verantwortlichen Umgangs mit der Natur zu verknüpfen. Dabei gehe es Arlinghaus nicht nur um die Vermittlung von Forschungsergebnissen, sondern immer auch um die Förderung der Gestaltungs- und Entscheidungskompetenz wie Angler und Fischereimanager, aber auch Naturschützer, Gewässernutzer, politische Entscheider und die allgemeine Öffentlichkeit.
Der diesjährige Communicator-Preisträger schaffe Räume für persönliches Erleben von Forschung und erreiche damit eine hohe Akzeptanz von Wissenschaft und ihren Ergebnissen. Zudem gelinge es ihm, sein Thema des Angelfischens in größere sozioökologische Zusammenhänge einzubetten, sowie politischer Entscheidungsträger zu erreichen. So verkörpere Robert Arlinghaus prototypisch, was Wissenschaftskommunikation heute bedeuten kann, so die Jury.
Arlinghaus ist seit 2013 Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität und Arbeitsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Zuvor war er von 2006 bis 2012 bereits Juniorprofessor an beiden Institutionen. Er arbeitete auch als Gastwissenschaftler in den USA, Kanada und in Österreich. Arlinghaus wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Cultura-Preis der Alfred Toepfer Stiftung (2016) und dem Preis der Deutschen UNESCO-Kommission (2014).
Der Communicator-Preis 2019 ging an die Professorin Dr. Katharina Anna Zweig. Die Wissenschaftlerin von der Technischen Universität Kaiserslautern erhielt die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung für die engagierte und vielseitige Kommunikation zu den ethischen, politischen und gesellschaftlichen Implikationen von Algorithmen und deren Einsatz.
Die Jury des Communicator-Preises würdigte bei ihrer Entscheidung die kritische Handschrift und vernetzende Ausrichtung von Katharina Anna Zweigs Wissenschaftskommunikation. Mit einer gut durchdachten Strategie und einer Fülle an Formaten und Kanälen gelinge es Zweig, unterschiedlichste Zielgruppen mit dieser komplexen und zugleich gesellschaftlich hoch relevanten Thematik in Berührung zu bringen. Sie versuche nicht nur, Einblick in die Welt der Algorithmen zu ermöglichen, sondern auch eine differenzierte Debatte über ihren Einsatz. Dabei setzt sie auf klassische und neue Medienformate. Das Spektrum reicht von Interviews und Beiträgen in Print, TV und Hörfunk über Social-Media-, speziell Twitter-Aktivitäten, Unterrichts- und Lehrmaterialien bis zur Mitarbeit an Ausstellungen. Durch ihr großes Engagement schaffe Katharina Anna Zweig es, den medialen und öffentlichen Dialog über die digitale Transformation und deren gesellschaftliche Folgen voranzutreiben.
Nach einem Doppelstudium der Biochemie und der Bioinformatik in Tübingen, Postdoc-Studien zur Analyse komplexer Netzwerke in Budapest und Heidelberg, ging sie 2012 an die TU Kaiserslautern und leitet am dortigen Fachbereich Informatik das Algorithm Accountability Lab. Hier schuf sie den deutschlandweit ersten Studiengang „Sozioinformatik“, wo sie Wissenschaftskommunikation auch in die Lehre integriert. Der innovative Studiengang wurde 2017 mit dem Ars-legendi-Fakultätenpreis in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik ausgezeichnet. Katharina Anna Zweig hat sich auch durch interdisziplinär ausgerichtete und öffentlich geförderte Forschungsvorhaben einen Namen gemacht. Seit 2014 ist sie auch Projektleiterin im DFG-Schwerpunktprogramm „Algorithms for Big Data“.
Zusammen mit Journalist*innen hat sie die Bürgerinitiative und Plattform "Algorithm Watch" gegründet, um die Öffentlichkeit über die Wirkungsweise von Algorithmen aufzuklären. Das Projekt und seine Initiator*innen erhielten 2018 die Theodor-Heuss-Medaille. Über ihre Medienarbeit und zahlreiche Vortrags- und Veranstaltungsbeiträge hinaus bringt Zweig ihre Expertise in Gremien, Kommissionen und Organisationen ein, unter anderem in die Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“ des Deutschen Bundestages.
Die Meeresforscherin und Geomikrobiologin Professorin Dr. Antje Boetius ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven, Leiterin der HGF-MPG-Brückengruppe für Tiefseeökologie und -Technologie am Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie sowie Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen. Boetius erhielt die Auszeichnung für ihre vielseitige und langjährige Vermittlung ihrer Forschung über die Tiefsee und die Polarregionen und auch allgemeiner Fragen des Wissenschaftssystems und der Wissenschaftskommunikation.
Die Jury hob bei ihrer Entscheidung Boetius’ Selbstverständnis als Wissenschaftlerin hervor, für die die Vermittlung von Erkenntnissen an unterschiedliche Zielgruppen und ihr Engagement für eine Verbesserung des Dialogs zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Dabei zeichne sie eine sehr persönliche und authentische Art der Kommunikation aus. Boetius mache überdies auch das Vorläufige und Prozesshafte wissenschaftlichen Arbeitens deutlich und klammere die damit verbundenen Unsicherheiten nicht aus.
Antje Boetius gilt mit ihrer Teilnahme an mehr als 45 seegehenden Expeditionen und der Leitung einer Vielzahl von internationalen Forschungsprogrammen als ausgewiesene Expertin der biologischen Ozeanografie, mikrobiellen Ökologie und Biogeochemie. Für ihre Forschung an methanzehrenden Mikroorganismen der Tiefsee erhielt sie 2009 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG. Sie ist Mitglied des DFG-Senats.
Boetius ist zugleich Brückenbauerin zur Öffentlichkeit. Ihre Vermittlungsarbeit in Print- und Onlinemedien, Hörfunk und Fernsehen umfasst im Wesentlichen drei Schwerpunkte: Das „Abenteuer Tiefsee“, zu dem sie unter anderem mit ihrem Vater, dem Schriftsteller Henning Boetius, 2011 ein Sachbuch verfasst hat. Zum Thema „Mensch und Ozean – Chancen und Risiken des globalen Wandels“ hält Boetius zahlreiche Vorträge, in denen sie sich Fragen der Einordnung von Klimawandel, der Zukunft des Ozeans und der Artenvielfalt widmet. 2014 und 2016 leitete sie zudem zwei Aufsehen erregende Arktis-Expeditionen, die mit Dokumentationen und Medienbeiträgen direkt an die Öffentlichkeit vermittelt wurden.
Zum Dritten ist Antje Boetius die Karriere von Frauen in der Forschung ein Anliegen, wobei sie ihre eigenen Erfahrungen auf akademischen Karrierewegen, in Leitungsfunktionen wie auch auf Expeditionen teilt. Seit 2015 ist sie zudem Leiterin des Lenkungsausschusses von "Wissenschaft im Dialog", wo sie sich besonders im „Wissenschaftsjahr 2016/17 – Meere und Ozeane“ engagierte.
Der Communicator-Preis der DFG und des Stifterverbandes ging 2017 an den Geologen und Klimaforscher Dr. Stefan Kröpelin. Der Wissenschaftler von der Universität zu Köln erhielt die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein langjähriges Engagement in der Vermittlung seiner Forschung über die Sahara.
Mit über 60 Expeditionen in die Sahara gilt Stefan Kröpelin als ausgewiesener Experte und Kenner dieser Region. Zuletzt untersuchte Kröpelin im Rahmen des DFG-geförderten Sonderforschungsbereiches „Unser Weg nach Europa“, auf welchem Weg und unter welchen klimatischen Bedingungen der Homo Sapiens vor über 100.000 Jahren aus der Subsahara nach Europa kam.
Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeit macht Stefan Kröpelin die Erkenntnisse aus seiner Forschungsarbeit auch für ein breites Publikum zugänglich. An zahlreichen Ausstellungen zu Klima- und Naturschutzthemen im In- und Ausland hat er mit Forschungsergebnissen, Exponaten und Filmen mitgewirkt. Die Communicator-Preis-Jury würdigte insbesondere Kröpelins unermüdliche und kontinuierliche Wissenschaftskommunikation und hob die internationale Strahlkraft und Wirkung seines Engagements hervor. Als eine Art „Wissenschaftsdiplomat“ habe er sich immer auch für die Regionen eingesetzt, in denen er forscht und dabei mit viel Beharrlichkeit große Erfolge für den Naturschutz erreicht.
Der Communicator-Preis 2016 wurde dem Sozialpsychologen und Konfliktforscher Professor Dr. Andreas Zick verliehen. Der Wissenschaftler von der Universität Bielefeld erhielt die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für die vielfältige mediale und öffentliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse zu Ursachen, Formen und Folgen innergesellschaftlicher Konflikte, Diskriminierung und Gewalt.
Andreas Zick ist seit 2008 Professor für Sozialisation und Konfliktforschung in Bielefeld. Dort war er Ko-Leiter des DFG-Graduiertenkollegs "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" und wirkt an der in der Exzellenzinitiative geförderten "Bielefeld Graduate School in History and Sociology" mit. Seit 2013 ist Zick dort auch Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung.
Die Jury würdigte, dass Zick die Kommunikation seiner Forschungen von Beginn an als wichtigen Teil seiner Arbeit betrachtete. Bereits in den 1990er-Jahren thematisierte er die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland oder die Entstehung und Erscheinungsformen von Vorurteilen, Rassismus und Rechtsextremismus. Ebenso früh vermittelte er seine Forschungen auch in die breitere Öffentlichkeit und an betroffene Zielgruppen, etwa mit der Entwicklung interkultureller und antirassistischer Trainingsprogramme. Einem größeren Publikum wurde Andreas Zick auch durch die "ARD-Themenwoche Toleranz" bekannt, bei der er 2014 an über 30 Sendungen mitwirkte.
Zick selbst versteht die Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit, ebenso wie diese selbst, als Eintreten für die Demokratie, die "kein Selbstläufer" sei. Auch diesen zivilgesellschaftlichen Antrieb – für den sich Zick auch persönlichen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt sieht – würdigt die Jury des Communicator-Preises mit der Auszeichnung ausdrücklich.
Der Communicator-Preis der DFG und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft ging 2015 Jahr an den Kinder- und Palliativmediziner Boris Zernikow. Der Wissenschaftler von der Universität Witten/Herdecke erhielt die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für seine engagierte und vielfältige öffentliche Vermittlung der Themen Schmerz, Schmerztherapie und Palliativversorgung bei Kindern und Jugendlichen. Die Preisverleihung fand am 30. Juni im Rahmen der Jahresversammlung der DFG in Bochum statt.
Für die Jury verknüpft Boris Zernikow Wissenschaft und Kommunikation in besonders enger und wirkungsvoller Weise, und das auf einem sensiblen Gebiet, das medizinisch und gesellschaftlich von großer Bedeutung ist. Der Mediziner gilt sowohl mit seiner wissenschaftlichen und klinischen Arbeit als auch mit deren öffentlicher Vermittlung als Wegbereiter einer adäquaten Schmerztherapie und Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche in Deutschland.
Die Themen und Ergebnisse von Zernikows bereits mehrfach fachlich ausgezeichneten klinischen Forschungen öffentlich zu vermitteln, war für ihn von Beginn an zentraler Bestandteil seiner Arbeit. Dabei kommuniziert er sowohl mit der breiten Öffentlichkeit und in den Medien als auch mit einzelnen Zielgruppen wie gesunden und kranken Kindern und deren Familien sowie mit Repräsentanten von Gesundheitspolitik und Gesundheitssystem. Ihnen allen gegenüber sieht er sich als „Botschafter“ der Bedürfnisse schwerst- und todkranker Kinder und Jugendlicher, von denen es in Deutschland etwa 400.000 gibt.
Der Communicator-Preis 2014 ging an den Biopsychologen Professor Dr. Onur Güntürkün. Nach Einschätzung der Jury verbindet Güntürkün hohe wissenschaftliche Qualität mit besonders engagierter Vermittlung in Öffentlichkeit und Medien. Für seine Forschungen wurde der Biopsychologe national wie international vielfach ausgezeichnet, 2013 beispielsweise mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG.
Die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit vermittelt Güntürkün seit mehr als 15 Jahren ebenso beharrlich wie erfolgreich. Neben seinen Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften sowie in Hörfunk und Fernsehen hob die Jury des Communicator-Preises vor allem Güntürküns wirkungsvollen Vorträge hervor. Innovative Wege bei der Vermittlung von Forschung gehe er mit seinem Einsatz für die optimale Organisation schulischen Unterrichts, in die er wichtige Beiträge aus der Biopsychologie einbringe, sowie mit dem auf maßgebliche Initiative von Güntürkün aufgebaute Schülerlabor an der Ruhr-Universität.
Die Motivation für diese Vermittlungsarbeit speist sich bei Onur Güntürkün nicht zuletzt aus der Überzeugung, dass die Freiheit der Forschung eine Bringschuld mit sich bringt, die Ergebnisse der Öffentlichkeit allgemein verständlich zugänglich zu machen – was nach Ansicht der Jury in idealer Weise der Zielsetzung des Communicator-Preises entspricht. Mit seiner Persönlichkeit und Sprachmächtigkeit könne Güntürkün in besonderer Weise für Wissenschaft begeistern.
Der Communicator-Preis 2013 wurde dem Experimentalphysiker Metin Tolan verliehen. Der Wissenschaftler von der Technischen Universität Dortmund wird damit für seine vielfältige und besonders originelle Vermittlung physikalischer Fragestellungen und Forschungsergebnisse in die Öffentlichkeit und Medien ausgezeichnet.
Der Experimentalphysiker konnte die Jury vor allem mit seinen originellen und vielfältigen Vermittlungsformaten überzeugen. Beispiele hierfür sind die Veranstaltungsreihe "Samstags: Zwischen Brötchen und Borussia – Moderne Physik für alle", die seit 2003 regelmäßig von mehreren Hundert Besucher*innen verfolgt wird, Tolans Internet-Blogs zur Physik des Fußballspiels oder seine erfolgreichen Sachbücher "Geschüttelt, nicht gerührt – James Bond und die Physik" (zusammen mit Joachim Stolze) und "Die Titanic – Mit Physik in den Untergang". In Hörfunk und Fernsehen ist Tolan als Gesprächspartner und mit eigenen Beiträgen regelmäßig zu Gast, in der Öffentlichkeit hat er in mehr als 500 Vorträgen allgemein bekannte Phänomene und Fragestellungen aus Geschichte, Alltag und Film aus der Perspektive des Physikers erklärt. Als vorbildlich wertete die Jury auch Tolans Engagement an Schulen, so etwa seinen regelmäßigen Physikunterricht an einer Dortmunder Realschule, an der der Großteil der Schüler*innen einen Migrationshintergrund hat.
Bei seinen Vermittlungsaktivitäten greift Tolan immer wieder auch auf eigene Forschungsarbeiten und -ergebnisse zurück, beispielsweise auf seine materialwissenschaftlichen Forschungen zur Beschaffenheit von Stahl bei der Schilderung des Titanic-Untergangs oder auf seine Arbeiten zur Nutzung von Röntgenstrahlung für die Materialforschung, wenn es um Szenen aus James-Bond-Filmen geht, in denen die Hauptfigur scheinbar durch Wände hindurchsieht.
Der Bienenforscher Jürgen Tautz erhielt den Communicator-Preis 2012, womit der Verhaltensbiologe und Leiter der Bienenforschungsgruppe am Biozentrum der Universität Würzburg für die langjährige, vielfältige und originelle Vermittlung seiner Forschungsarbeiten und der Bienenforschung in die Medien und die Öffentlichkeit ausgezeichnet wurde.
Mit dem Bienenforscher Professor Jürgen Tautz erhält ein Wissenschaftler den Communicator-Preis, der nach Einschätzung der Jury auf vorbildliche Weise seine eigenen Arbeiten und sein Forschungsgebiet nach außen vermittelt. Er erreicht seit Jahren über seine zahlreichen Vorträge, Artikel in Zeitungen sowie Zeitschriften und Buchpublikationen unterschiedlichste Zielgruppen. Zudem entwickelte er ein eigenes Bienen-Hörbuch und Führungen durch die von ihm geleitete Bienenstation. Sein Sachbuch "Phänomen Honigbiene" wurde bis dato in 17 Sprachen übersetzt. Als besonders originell hob die Jury die 2009 von Tautz entwickelte internetbasierte Lehr- und Lernplattform "HOney Bee Online Studies" (HOBO) hervor. Mit Livestreams aus dem Bienenstock oder interaktiven Lehrmaterialien für alle Schulformen vermittelt HOBOS inzwischen weltweit fachübergreifende Forschungserkenntnisse zum Bienenvolk und regt zum Nachforschen an.
Der Communicator-Preis 2011 wurde dem Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Berlin, Professor Gerd Gigerenzer verliehen: Der Psychologe und Risikoforscher, der zugleich Direktor des 2008 neu gegründeten Harding-Zentrums für Risikokompetenz in Berlin ist, wurde damit für seine Fähigkeiten ausgezeichnet, zentrale Themen wie die Kunst des Entscheidens und den Umgang mit Risiken und Unsicherheiten einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen.
Mit Risikoforscher Gigerenzen erhält ein Wissenschaftler den Communicator-Preis, der nach Einschätzung der Jury hohe wissenschaftliche Qualität mit wirkungsvoller öffentlicher Darstellung zu verbinden vermag. Die Themen, mit denen sich Gerd Gigerenzer befasst, sind von hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Durch den Einsatz unterschiedlicher Formate wie Vorträge, Diskussionsrunden, Artikel in Zeitungen und Zeitschriften sowie Buchpublikationen erreicht der Preisträger alle relevanten Zielgruppen. Seine mehrfach ausgezeichneten Sachbücher wie "Das Einmaleins der Skepsis" und "Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten" wurden bis dato in 18 Sprachen übersetzt.
Der Communicator-Preis 2010 ging an den Zellphysiologen und Riechforscher Hanns Hatt. Der Professor an der Ruhr-Universität Bochum verbindet nach Einschätzung der Jury in besonderer Weise hohe wissenschaftliche Qualität mit wirkungsvoller öffentlicher Darstellung. Hanns Hatt sieht sich selbst als "Botschafter des Riechens". Über mehrere Jahrzehnte hat er auf vielfältige Weise die Bedeutung und Wirkung von Duftstoffen einem breiten Publikum nahegebracht, etwa mit der mehrteiligen ZDF-Sendung "Vom Reiz der Sinne", einer Reihe von Buchpublikationen und Hörbüchern sowie in Hunderten von Vorträgen und Auftritten in Hörfunk und Fernsehen. 2003 gelang dem Bochumer Forscher sein größter wissenschaftlicher und öffentlichkeitswirksamer Erfolg, als er entdeckte, dass auch menschliche Spermien einen Riechrezeptor für Maiglöckchenduft besitzen. Das daran anknüpfendende Buch "Das Maiglöckchen-Phänomen" wurde zum internationalen Bestseller.
Die Professorin an der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) wurde durch den Communicator-Preis für ihre herausragende öffentliche Vermittlung ihrer Forschungsarbeiten zu drängenden gesellschafts-, bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Themen ausgezeichnet. Jutta Allmendinger ist die erste Wissenschaftlerin, die den Communicator-Preis erhält, der in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben wird.
Mit der Professorin für Soziologie erhält eine Wissenschaftlerin den Communicator-Preis, die nach Einschätzung der Jury hohe wissenschaftliche Qualität mit nachhaltiger praktisch-politischer Umsetzung und wirksamer öffentlicher Darstellung zu verbinden vermag.
Die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeiten bringt Jutta Allmendinger seit mehr als einem Jahrzehnt auf vielfältige und sehr sichtbare Weise in die Medien und die Öffentlichkeit. Bestes Beispiel hierfür ist ihre Artikelserie "Frauen auf dem Sprung – Männer unter Druck?", die 2008 in der Zeitschrift Brigitte erschien. Mit ihr wurde die aktuellsten Forschungsergebnisse der Soziologin zum Zusammenhang von Geschlecht, Lebensentwurf und Lebenslauf im wahrsten Sinne des Wortes "in Serie" von einem Millionenpublikum aufgenommen und diskutiert. Auch die seit 2007 erscheinende Kolumne im Handelsblatt, eine Vielzahl von Beiträgen in den großen überregionalen Tages- und Wochenblättern sowie regelmäßige Auftritte in Hörfunk- und Fernsehsendungen sind Ausweis von Jutta Allmendingers großem medialen Engagement und von ihrer Fähigkeit, wissenschaftliche Sachverhalte publikumsnah und –wirksam darzustellen.
Ebenso beeindruckend ist aus Sicht der Jury Allmendingers intensive Vortragstätigkeit in den vergangenen Jahren. Damit brachte sie die Ergebnisse ihrer Studien sowohl in den politischen Parteien – gleich welcher Couleur – als auch in Unternehmen oder etwa auf dem Deutschen Katholikentag und dem Evangelischen Kirchentag zu Gehör. In Anhörungen vor parlamentarischen Gremien, durch die Mitarbeit an öffentlichen Expertenberichten oder im Sozialbeirat der Bundesregierung sorgt Allmendinger schließlich auch an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik und Anwendung für die Vermittlung sozialwissenschaftlicher Forschung.
In all ihren Beiträgen und Vorträgen zeichnet sich die Soziologin dabei durch eine klare Sprache aus – und die Bereitschaft, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen und auf den Punkt zu bringen: "Ein ausbruchssicheres Gefängnis: Wer nichts lernt, bleibt arm" – "Von der Magd zum Markt: Trotz unbestreitbarer Fortschritte bleibt die Geschlechtergerechtigkeit eine bloß diskursive Idee" lauten nur zwei ihrer vielen pointierten Beitragstitel.
Diesen "Mut zur unbequemen Wahrheit" hob auch DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner nach der Entscheidung der Jury für die Preisträgerin hervor. "Mit Jutta Allmendinger wird eine charismatische Wissenschaftlerin und glänzende Wissenschaftsorganisatorin und -vermittlerin ausgezeichnet", so Kleiner. Für den Präsidenten des Stifterverbandes, Dr. Arend Oetker, ist es "ein wichtiges Signal in die wissenschaftliche Gemeinschaft", dass mit Allmendinger erstmals eine Sozialwissenschaftlerin den Communicator-Preis erhält. Für die Sozialwissenschaften in Deutschland ist gerade in diesen schwierigen Zeiten der Dialog mit Politik und Gesellschaft essentiell. Jutta Allmendinger versteht sich darauf seit Jahren aufs Beste."
Der Mathematiker Günter M. Ziegler erhielt 2008 den "Communicator-Preis" der DFG und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Der Professor an der Technischen Universität (TU) Berlin wurde damit für die herausragende öffentliche Vermittlung seiner Forschungsarbeiten in der Diskreten Mathematik und für seine erfolgreichen Bemühungen um ein neues, frisches Bild der Mathematik in der Öffentlichkeit ausgezeichnet.
Mit dem Professor des Instituts für Mathematik der TU Berlin wurde ein junger und unkonventioneller Wissenschaftler ausgezeichnet, der nach Einschätzung der Jury die Außendarstellung und Außenwahrnehmung der noch immer oft verkannten und ungeliebten Mathematik erfolgreich verändert. Ziegler erhielt den Preis im "Jahr der Mathematik", das er als Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV), mit dem von ihm initiierten "Redaktionsbüro Mathematik" und mit hohem persönlichem Engagement wesentlich mitgestaltete. Dies gab jedoch nicht den Ausschlag für die Auszeichnung, wie die Jury betonte; vielmehr sei Ziegler auch ohne dieses Großereignis ein würdiger Preisträger.
Tatsächlich geht der Berliner Mathematiker bereits seit rund zehn Jahren von sich aus aktiv auf Öffentlichkeit und Medien zu, um die Bedeutung der Mathematik und der von ihm vertretenen Diskreten Geometrie verständlich zu machen. Dafür nutzt er ebenso ungewöhnliche wie wirksame Formen und Formatewie sein „Mathe-Quiz“ und „Science Café“. Sehr öffentlichkeitswirksam ist auch Zieglers Engagement als Wissenschaftsorganisator, vor allem in der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Mit dem – gemeinsam mit Martin Aigner verfassten – „Buch der Beweise“ ist Günter M. Ziegler sogar ein internationaler Wissenschaftsbestseller gelungen. Vor zehn Jahren zunächst auf Englisch erschienen, hat das „Buch der Beweise“ inzwischen eine Auflage von mehr als 40.000 Exemplaren und ist in zehn Sprachen übersetzt.
Diese Vermittlungsleistungen machen Ziegler nach Ansicht von DFG und Stifterverband geradezu zu einem prototypischen Kommunikator. „Mathematik kann man auch als Laie nie genug haben, denn sie ist unerlässlich für das Verständnis der Welt“, sagte der Präsident des Stifterverbandes, Dr. Arend Oetker, anlässlich der Bekanntgabe des Preisträgers. DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner hob hervor, „dass Zieglers Engagement als Wissenschaftsvermittler eng verknüpft ist mit seinen herausragenden wissenschaftlichen Leistungen“. Für diese erhielt der schon mit 24 Jahren am Massachusetts Institute of Technology (MIT) promovierte und mit 32 Jahren zum Professor berufene Mathematiker 2001 den Gottfried Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG, die bedeutendste Auszeichnung für Forscher in Deutschland. Als Mitglied der „Berlin Mathematical School“ und des DFG-Forschungszentrums Matheon steht Ziegler für mathematische Forschungen auf höchstem Niveau.
Die Arbeitsgruppe Glaziologie am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI) erhielt 2007 den "Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes". Die 15 Polar- und Meeresforscher um den Geophysiker Professor Heinz Miller wurden damit für die herausragende öffentliche Vermittlung ihrer Forschungsarbeiten zur Klimaentwicklung ausgezeichnet.
Die Bremerhavener Glaziologen suchen bereits seit zwei Jahrzehnten im ewigen Eis nach Antworten auf die inzwischen wohl drängendste globale Menschheitsfrage – die nach der Entwicklung und Veränderung des Klimas. In zahlreichen nationalen und internationalen Expeditionen unternehmen die 15 Geophysiker, Geologen, Geographen und Meteorologen der Arbeitsgruppe Tiefenbohrungen im arktischen und antarktischen Eis. Aus den Eiskernen gewinnen sie grundlegende Erkenntnisse zur Rekonstruktion des Erdklimas in den vergangenen Jahrtausenden.
Ihre Forschungsarbeiten und -ergebnisse haben die Bremerhavener Wissenschaftler von Beginn an mit großem Engagement und Einfallsreichtum einem breiten Publikum nahe gebracht. In zahlreichen eigenen Beiträgen in Zeitschriften und Büchern sowie in Ausstellungen und Vorträgen in Schulen, Hochschulen und öffentlichen Bildungseinrichtungen und Ausstellungen verbanden die Glaziologen geschickt Wissenschaft mit dem Reiz des ewigen Eises. Früh luden die Forscher auch Journalisten ein, sich vor Ort einen direkten Eindruck von der Arbeit im Eislabor oder auf den Expeditionsschiffen in die Polarregionen zu verschaffen.
Das Internet haben die Polar- und Meeresforscher ebenso früh für die Verbreitung ihrer Arbeiten entdeckt und genutzt wie die DVD und andere Medien – und mit visuell reizvollen und technisch aufwändigen Videoinstallationen reicht ihre Vermittlungsarbeit sogar in den künstlerischen Bereich hinein. Für Wirtschaft und Politik, aber auch für den interessierten Bürger sind die Glaziologen schließlich seit Jahren gefragte Gesprächs- und Auskunftspartner zu allen Fragen der Klimaentwicklung.
Sowohl die Forschungsarbeiten als auch deren Vermittlung in die Öffentlichkeit wurden von den Bremerhavener Forschern von Beginn an als Team erbracht. Wesentlichen Anteil daran hat der Geophysiker und stellvertretende Direktor des Alfred-Wegener-Instituts, Professor Heinz Miller. Die von ihm und seinen Kollegen betriebene Arbeitsteilung bewertete die Jury des Communicator-Preis als beispielhaft und zeichnete deshalb in diesem Jahr erstmals keinen einzelnen Wissenschaftler, sondern ein Forscherteam aus.
Der „Communicator-Preis - Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ ging 2006 an Friedemann Schrenk. Der Frankfurter Professor für Paläobiologie wurde für herausragende Leistungen in der Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die Öffentlichkeit ausgezeichnet. Der Preis wurde gemeinsam von den Präsidenten der DFG und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft in einer Festveranstaltung während des Wissenschaftssommers in München verliehen.
Der Forschungsschwerpunkt von Schrenk liegt in der Paläoanthropologie. Im Zentrum seiner Wissenschaft stehen Fragen wie „Was ist der Mensch?“ oder „Wie ist die Gattung Homo sapiens entstanden?“ Ziel seiner Forschungen ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Bildes der Evolution des Menschen in Abhängigkeit von Klima-, Umwelt- und Nahrungsveränderungen. Schrenk, der die einzige Grabungslizenz für Ostafrika besitzt, ist vor allem in Malawi und Tansania tätig. Zu seinen bedeutendsten Funden zählt ein bezahnter Unterkiefer eines Homo rudolfensis. In einem langfristig angelegten Programm werden Geländeprojekte in Afrika mit verschiedenen Kooperationspartnern durchgeführt, um neue Fossilfundstellen zu erkunden.
Schrenk ist bereits seit Beginn seiner Wissenschaftskarriere ein aktiver Kommunikator, der durch seine umfassende Vermittlungsleistung und sein Engagement sein Fachgebiet verstärkt in die Öffentlichkeit gerückt hat. Hervorzuheben ist insbesondere sein Einsatz für den Aufbau des Wissenschafts- und Kulturzentrums Karonga in Malawi (Afrika), das mit Hilfe der Uraha Foundation Germany gegründet wurde. Neben seiner Arbeit in Afrika hat Schrenk sein Kommunikationstalent in zahlreichen Artikeln, Büchern und anderen Medien unter Beweis gestellt.
Mit dem 2003 gestarteten Schulprojekt „Hominiden machen Schule“ ist es Schrenk gelungen, europäischen und afrikanischen Schülern Abgüsse von Hominiden-Funden und Arbeitsmaterialien zur Verfügung zu stellen. So bekommen die Schüler beispielsweise Informationen über Fundort, Alter, und Größe von Hominiden, die sie im Rahmen einer Unterrichtsreihe diskutieren können.
Der "Communicator-Preis - Wissenschaftspreis des Stifterverbandes" ging 2005 an Harald Lesch. Der Münchner Professor für Astronomie und Astrophysik erhielt den Preis von den Präsidenten des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und der DFG am 17. Juni 2005 im Rahmen des Wissenschaftssommers in Berlin.
Harald Lesch hat seit August 1995 eine Professur für Theoretische Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München inne und ist Leiter der Universitäts-Sternwarte. Zudem ist er seit 2002 Professor für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie in München. Lesch ist bereits seit vielen Jahren ein aktiver Kommunikator der Naturwissenschaften. Hervorzuheben ist insbesondere das Fernsehengagement des Preisträgers. Lesch gelingt es in seiner Sendung α-Centauri beim Bayerischen Rundfunk, den Zuschauer durch sein erzählerisches Können für seine Wissenschaft zu begeistern. Ohne aufwendige Computersimulationen und Grafiken erklärt er dem interessierten Laien die Welt der Schwarzen Löcher und beantwortet so komplexe Fragen wie "Was ist Zeit?", "Wie alt ist die Erde?" oder "Wie sieht die Zukunft des Universums aus?". Dabei gelinge es ihm, in einem ungewohnt schlichten Fernsehformat allein durch seine Sprachgewandtheit, wissenschaftliche Themen und komplexe Zusammenhänge dem Zuschauer verständlich zu machen.
Neben α-Centauri hat Lesch auch in zahlreichen anderen Radio- und Fernsehsendungen sein Kommunikationstalent unter Beweis gestellt. Doch nicht nur durch das Medium Fernsehen, auch in zahlreichen Vorträgen zu astrophysikalischen Themen begeistert Lesch vor allem das jüngere Publikum durch seine lockere Art und seine gleichzeitig fesselnde Erzählweise. Mit seinen populärwissenschaftlichen Publikationen "Kosmologie für Fußgänger", "BigBang Zweiter Akt" und "Physik für die Westentasche" erklärt Lesch dem Leser das Sonnensystem und die Welt der Sterne auf anschauliche Art und Weise.
Mit der seit 2001 im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlten Sendung "Lesch & Co" spannt er einen Bogen von der Naturwissenschaft zur Philosophie und Theologie. Der Astrophysiker führt gemeinsam mit dem Philosophen Wilhelm Vossenkuhl in einem Münchner Restaurant bei einem Glas Wein naturphilosophische Zwiegespräche.
Der "Communicator-Preis" ging 2004 an Hubert Wolf. Der Münsteraner Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte erhielt für herausragende Leistungen in der Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die Öffentlichkeit in einer Festveranstaltung mit einem Vortrag des Preisträgers im Rahmen des Wissenschaftssommers in Stuttgart.
Hubert Wolf lehrt seit 2000 lehrt er an der Universität Münster. Wolf, der 2003 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, den höchstdotierten deutschen Förderpreis, erhielt, beschäftigt sich mit der Auswertung der Archive der Inquisition und päpstlichen Indexkongregation. Charakteristisch für seine Arbeit ist, dass Wolf die Ereignisse in der Kirchengeschichte in größere interdisziplinäre Zusammenhänge der Politik- und Wissenschaftsgeschichte einbindet.
Wolf engagiert sich seit vielen Jahren für die breite öffentliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse. Er bringt in Vorträgen und Artikeln der Öffentlichkeit vorwiegend kirchengeschichtliche Themen nahe. Oft behandelt er dabei lokale Aspekte und erzählt in klaren und verständlichen Worten von einem mutigen Bischof von der Ostalb, von abtrünnigen Kirchenmännern, von Denunziationen, üblen Intrigen und auch der Großmütigkeit von Kirchenvertretern.
Schwerpunkt seiner Vermittlungsarbeit sind inzwischen die Ergebnisse aus der Aufarbeitung der vatikanischen Archive. Seit 1992 hat Hubert Wolf Zugang zu den Archiven der Inquisition und päpstlichen Indexkongregation. In zahlreichen Zeitungsbeiträgen, in Radiointerviews und Vorträgen zeichnet Wolf das aus seinen Forschungsarbeiten resultierende komplexe Bild von römischer Inquisition und Indizierung. In einer Artikelserie in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Jahr 2003 stellte Wolf zum Beispiel das Verhältnis des Vatikans zur Situation der Juden in Deutschland und Europa und zum Nationalsozialismus dar.
Auch das Fernsehen hat die Forschungsergebnisse von Hubert Wolf dargestellt. Aus seinem Forschungsfeld "Römische Inquisition und Indexkongregation" wurden einige Beispiele in Fernsehberichten gezeigt, so die Indizierung Heinrich Heines (1998, mit Arte). Geplant ist eine auf zwölf Jahre angelegte filmische Begleitung der Arbeiten in den Archiven des Vatikans. Auf seiner Website (www.buchzensur.de) macht Wolf die Ergebnisse der Forschung zu Inquisition und Index für jedermann zugänglich.
Der "Communicator-Preis - Wissenschaftspreis des Stifterverbandes" ging 2003 an Professor Wolf Singer. Der Direktor des Frankfurter Max-Planck-Instituts für Hirnforschung wurde im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Wissenschaftssommer in Mainz verliehen.
Wolf Singer wurde 1981 als wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und als Direktor an das Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt berufen. Der Neurophysiologe und Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise, darunter der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft, beschäftigt sich mit den Grundlagen der Hirnentwicklung, insbesondere mit der Entwicklung, Struktur und funktionellen Organisation der Großhirnrinde sowie den neuronalen Grundlagen der Wahrnehmung.
Singer engagiert sich seit vielen Jahren für die breite öffentliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse und der Hirnforschung insgesamt. Dabei geht es ihm nicht nur darum, Ängste vor dem wissenschaftlichen Zugriff auf den "Sitz der Seele" abzubauen, sondern Nicht-Wissenschaftler in die Lage zu versetzen, selbst ein informierteres Urteil über die Bedeutung und Implikationen der Hirnforschung zu fällen.
Dazu gehört auch die bildungspolitische Debatte nach PISA, für die Erkenntnisse der Neurobiologie eine entscheidende Rolle spielen. Singer verfolgt in seiner Öffentlichkeitsarbeit unter anderem das Ziel, das Erziehungs- und Bildungssystem zu verbessern. Dabei sollen Erkenntnisse über die kindliche Hirnentwicklung und den prägenden Einfluss von Umweltfaktoren die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der Kinderbetreuung und -erziehung wissenschaftlich untermauern. Neben der Vermittlung von Forschungsergebnissen setzt sich Wolf Singer auch für die verbesserte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Schule ein. Mit dem Projekt "Brückenschlagen - Wissenschaft in die Schulen" hat Singer ein Programm initiiert, das bei Schüler*innen schon früh Interesse an wissenschaftlichen Themen wecken soll.
Der "Communicator-Preis - Wissenschaftspreis des Stifterverbandes" ging 2002 an Wolfgang M. Heckl. Der Münchener Physiker und Nanowissenschaftler erhielt 50.000 Euro für herausragende Leistungen in der Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit in die Öffentlichkeit. Die Verleihung des Preises auf Vorschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch den Stifterverband erfolgte im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Wissenschaftssommer in Bremen.
Wolfgang Heckl ist seit 1993 Professor für Experimentalphysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und leitet dort am Department für Geo- und Umweltwissenschaften eine Arbeitsgruppe im Bereich Nanowissenschaften.
Wolfgang Heckl engagiert sich seit über zehn Jahren für die Vermittlung seiner Forschungsergebnisse in die breite Öffentlichkeit. Bereits Anfang der 90er Jahre wurde er durch verschiedene Fernsehbeiträge mit seinen rastertunnelmikroskopischen Untersuchungen am menschlichen Erbgut bekannt, die erstmals eine Darstellung der DNA-Basen als Bausteine des genetischen Codes ermöglichten.
Neben zahlreichen Beiträgen und Interviews in Rundfunk und Fernsehen hat Heckl den Nanokosmos einer breiten Öffentlichkeit auch in Zeitungsartikeln, Vorträgen und in Buchform näher gebracht. Heckl sucht aber besonders den direkten Kontakt und engagiert sich daher verstärkt in Ausstellungsprojekten und Messen zu naturwissenschaftlichen Themen. So präsentierte er als wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung "Physik und Leben", die 2001 im Deutschen Museum München gezeigt wurde, deutsche Spitzenforschung für über 6000 Besucher.
Mit pädagogisch und wissenschaftlich anspruchsvollen Konzepten will er vor allem eines erreichen: Kinder sollen Spaß an der Wissenschaft haben und einen spielerischen, vorurteilsfreien Zugang zu wissenschaftlichen Themen finden. Sein Einsatz für Public Understanding of Science schließt auch die Politik mit ein; hier, wie bei der Arbeit mit Jugendlichen, sieht Heckl seine Bemühung um Verständnis und Begeisterung für die Wissenschaft als Investition in die Zukunft.
Der Bremer Geowissenschaftler und Meeresforscher erhielt 2001 den mit 100.000 Mark dotierten Preis für seine herausragenden Leistungen in der verständlichen Darstellung seiner wissenschaftlichen Arbeit in der Öffentlichkeit. Gerade die Vielfalt der Projekte, die Gerold Wefer angestoßen und realisiert hat, war es, die der Communicator-Jury positiv auffiel.
Gerold Wefer ist seit 1985 Professor für Allgemeine Geologie mit dem Schwerpunkt Meeresgeologie an der Universität Bremen. Er bemüht sich seit vielen Jahren um die verständliche Darstellung seiner Forschungsarbeit für alle Bevölkerungsgruppen. Sein Engagement für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zeigt sich nicht nur in der Zahl, sondern auch in der Vielfalt seiner Projekte. Er begann seine Öffentlichkeitsarbeit Anfang der 80er Jahre mit wissenschaftlichen Filmen zum Thema Meeresforschung, die in verschiedenen Dritten Programmen der ARD ausgestrahlt wurden. Gerold Wefer möchte mit seinen Projekten die breite Öffentlichkeit für die meereswissenschaftliche Forschung begeistern.
Der direkte Kontakt mit Menschen aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen steht im Zentrum von Wefers Bemühungen, Naturwissenschaft verständlich zu machen. "Wissenschaft zum Anfassen" ist auch das Motto des größten von Gerold Wefer initiierten Projektes: des Universum Science Center Bremen. Gerold Wefers Bemühungen, eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen, schließt auch die Ansprache von Lehrern und Schulklassen ein.
Gerold Wefer war von 2006 bis 2014 Vorsitzender des Lenkungsausschusses von Wissenschaft im Dialog.
Der erste Preisträger des neu geschaffenen Communicator-Preises heißt Albrecht Beutelspacher. Der Gießener Mathematiker erhielt den mit 100.000 Mark dotierten Preis für seine herausragenden Leistungen in der Vermittlung seiner Wissenschaft in die Öffentlichkeit. Die Verleihung erfolgte im Rahmen einer Wissenschaftsshow von WDR/ARD. Überreicht wurde der Preis von Dr. Arend Oetker, dem Vorstandsvorsitzenden des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
Albrecht Beutelspacher ist Professor für Geometrie und Diskrete Mathematik am Mathematischen Institut der Universität Gießen. Mit einer Reihe außergewöhnlicher Projekte versucht Albrecht Beutelspacher seit Jahren, ein breites Publikum für die abstrakte Wissenschaft der Mathematik zu begeistern. Dabei setzt er auf Modelle und Denksport. Im Mittelpunkt steht immer der Alltagsbezug der Mathematik, über den Beutelspacher der Öffentlichkeit einen neuen Zugang zur Welt der Zahlen, Formeln und Formen eröffnet. Seine Ausstellung "Mathematik zum Anfassen" zog bereits zehntausende Besucher an und wird derzeit zum ersten mathematischen Mitmach-Museum der Welt ausgebaut. Mehrere seiner Mathematik-Bücher sind zu heimlichen Bestsellern geworden, das jüngste und bisher erfolgreichste Buch: Pasta all'infinito - Meine italienische Reise in die Mathematik, spiegelt seine Liebe zu Italien und zu seinem Fach gleichermaßen wider.