Der Albert Maucher-Preis wird in der Regel alle drei Jahre an Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen vergeben, die hervorragende Forschungsergebnisse erzielen konnten. Hierbei war es dem Stifter, dem 1981 verstorbenen Geologen Albert Maucher, ein besonderes Anliegen, dass gerade unkonventionell vorgehende Forscher*innen berücksichtigt werden – auch wenn sich ihre Ideen später nicht voll bestätigen sollten. Er betrachtete die Auszeichnung von Wissenschaftler*innen in frühen Karrierephasen mit Preisen „sowohl als Stimulans wie als Quelle für Freiheit". Herr Maucher bat außerdem darum, bei der Auswahl der Preisträger*innen zu berücksichtigen, dass mit der Verleihung keine Auflage verbunden und ihm gegenüber kein Dank ausgesprochen werde.
Als Kriterien für die Preisvergabe gelten exzellente wissenschaftliche Leistungen, demonstrierte Flexibilität und Originalität, sowie Postdoc- oder Juniorprofessor-Status (keine Berufung, kein Heisenbergstipendium). Zu beachten ist außerdem, dass die Preismittel in Höhe von 10.000 € pro Preisträger*in zweckgebunden für wissenschaftliche Zwecke ausgegeben werden müssen.
Fitzsimmons betrachtet in ihrer Forschung, wie sich Trocken-und Löβgebiete in den vergangenen 2,6 Millionen Jahren – im sogenannten Quartär – verändert haben. Anhand von Feldprojekten versucht sie, die Geschichte der Umweltveränderungen und deren Einfluss auf den Menschen besser zu beschreiben. Dazu nutzt sie insbesondere die Lumineszenz-Datierung. Ihre Studien führen Fitzsimmons unter anderem in die Dünenfelder der australischen Sandwüsten, in die Willandra-Seenregion, einer Unesco Welterbestätte in Australien, oder in die Eurasische Lößsteppe in Rumänien und Kasachstan. Die Vielseitigkeit der gebürtigen Australierin zeigt sich schon in den zwei Vordiplomen in den Geowissenschaften und Germanistik, die sie parallel in Melbourne, Australien, ablegte. Nach dem Diplom in den Geowissenschaften promovierte sie in Canberra und arbeitet dort auch als Post-Doc. Seit 2010 ist sie am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig, tätig.
Professorin Ulrike Herzschuh untersucht als Juniorprofessorin für Paläoökologie und Paläoklimatologie im Institut für Geowissenschaften der Universität Potsdam das Klima der Vorzeit. Dazu forscht sie in Asien (Tibetisches Hochplateau, China, Mongolei und Sibirien) und leitet aus fossilen Funden wie Pollen oder Zuckmücken (Chironomidae) in Seesedimenten die vergangenen klimatischen Verhältnisse ab. Hinzu kommen Daten aus Isotopenuntersuchungen und der Analyse von Biomarkern in organischen Bestandteilen der Sedimente. In einem weiteren Schritt erforscht Herzschuh, was diese Ergebnisse über das globale Paläoklima aussagen. Dabei fokussiert sie auf die Rolle des Permafrosts und das Klima der Polargebiete.
Für den Preis empfahl sich die junge Wissenschaftlerin und zweifache Mutter auch aufgrund ihrer vielfältigen internationalen Kooperationen und ihrer herausragenden Publikationsleistung. Hinzu kommt das erfolgreiche Einwerben und Durchführen eigener Projekte und ihr Engagement in der akademischen Lehre und der universitären Selbstverwaltung.
Martin Blumenberg hat auf dem Gebiet der organischen Geochemie/Isotopengeochemie die anaerobe Methanoxidation erforscht, die in Sedimenten des Meeres auftritt und für etwa 90 Prozent des natürlichen Abbaus des wichtigen Treibhausgases Methan verantwortlich gemacht wird.
Die von ihm untersuchten geobiologischen und biogeochemischen Aspekte sind nicht nur für die heutige, sondern auch für die frühere Klimaentwicklung der Erde von zentraler Bedeutung. Mit seinen Arbeiten hat Blumenberg die Bedeutung methanotropher Bakterien sichtbar gemacht.
David Dolejs hat auf dem Gebiet der Hochdruckmineralogie wertvolle Beiträge zur experimentellen Simulation von geochemischen Zyklen im Inneren unseres Planeten geleistet. Er erforscht unter anderem die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Schmelzen und Fluidphasen in Multiphasensystemen und entwickelte ein thermodynamisches Modell für silikathaltige Schmelzen, das die komplexe Phasenmischung und Schmelzstruktur besser verstehen lässt. Seine Arbeiten im Grenzgebiet von Materialwissenschaften, Chemie, Ingenieurwesen und Mineralphysik tragen nicht zuletzt zur Erforschung von Erzlagerstätten bei.
Oliver Rauhut beschäftigt sich mit Dinosauriern, genauer gesagt mit Wirbeltiergruppen, die sich während des Erdmittelalters, dem so genannten Mesozoikum, entwickelten. Die Gruppe der Saurier ist für ihn deshalb interessant, weil diese in Form von Fossilien sehr gut erhalten sind und sich daher als Modelle eignen, um die Entwicklung von Wirbeltieren während des Mesozoikums zu untersuchen. Rauhut hat vor allem die Artenvielfalt, die Verwandtschaftsverhältnisse, die Evolution und die geographische Verteilung der Fleisch fressenden Saurier auf der südlichen Halbkugel untersucht. Da die bisherigen Vorstellungen über die Evolution der Dinosaurier vor allem auf Untersuchungen der nördlichen Halbkugel beruhten, ergaben sich durch Rauhuts Untersuchungen neue Vergleichsmöglichkeiten. So hat seine Analyse der Saurierfunde in Südamerika gezeigt, dass es ursprünglich nur wenige Unterschiede zu den nördlichen Verwandten dieser Saurier gab, aber sich diese Unterschiede im Laufe der Zeit verstärkt und zur Entwicklung unterschiedlicher Sauriergruppen geführt haben. In einem neuen Projekt wird Rauhut sich unter anderem mit der Frage befassen, unter welchen Bedingungen die Saurier ihre gigantische Körpergröße entwickeln konnten.
Oliver Rauhut studierte Geologie und Paläontologie an der FU Berlin und promovierte 2000 an der University of Bristol in England. Ein Postdoktoranden-Stipendium des DAAD führte ihn zunächst für zwei Jahre nach Argentinien, wo er umfangreiche Forschungsarbeiten in Patagonien durchführte. Nach einer kurzen Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Paläontologischen Museum in Trelew kehrte er nach Deutschland zurück und führte seine Arbeiten an der Humboldt-Universität in Berlin fort. Dort wird er in Kürze die Leitung einer Nachwuchsgruppe in einer DFG-Forschergruppe am Institut für Paläontologie übernehmen.
Das Arbeitsgebiet von Hildegard Westphal ist die Paläoklimaforschung. Diese nimmt in den Geowissenschaften einen wichtigen Platz ein, weil die Untersuchung der Klimaschwankungen in der Erdgeschichte ein besseres Verständnis der Klimaveränderungen in der Neuzeit ermöglicht. Zu diesem Zweck befasst sich Hildegard Westphal mit der Untersuchung von Karbonatsedimenten, die als eine Art Klimaarchiv bestimmte Umweltfaktoren wie Meersspiegelschwankungen, Temperaturen oder Luftfeuchte überliefern und so die Entstehungsbedingungen der Sedimente rekonstruierbar machen. Um eine möglichst fehlerfreie Interpretation der Karbonate zu ermöglichen, ist Hildegard Westphal damit befasst, Parameter zu erarbeiten, mit deren Hilfe auch atypische Karbonate eindeutig kategorisiert werden können. In diesem Zusammenhang bearbeitet sie Karbonatabfolgen aus weiten Bereichen der Erdgeschichte, vom Erdaltertum bis in die Erdneuzeit. Darüber hinaus beschäftigt sich Hildegard Westphal auch mit Karbonaten als Erdgas- und Erdölspeichergesteine.
Hildegard Westphal studierte Geologie und Geophysik an der Universität Tübingen und der University of Queensland in Brisbane, Australien. Ihre Promotion schloss sie 1997 am GEOMAR Forschungszentrum für Marine Geowissenschaften der Universität Kiel ab. Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt an der University of Miami in der Arbeitsgruppe von Professor Gregor P. Eberli ging Westphal zunächst als Hochschulassistentin an die Universität Hannover. Seit 2003 arbeitet sie am Paläontologischen Institut der Universität Erlangen-Nürnberg. Ihre Habilitation schloss sie Anfang dieses Jahres mit Erlangung der venia legendi für Geologie ab.
Der diesjährige Preisträger des Albert Maucher-Preises für Geowissenschaften heißt Gerald Haug. Der 33-jährige Meeresgeologe, Department Erdwissenschaften der ETH Zürich, erhielt den mit 20.000 Mark dotierten Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
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