Pressemitteilung Nr. 61 | 6. Dezember 2019

DFG fördert sieben neue Forschungsgruppen und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe

Themen von pflanzlicher Chemodiversität über Pluralität vormoderner Christentümer bis zur Aerodynamik von Flugzeugen / Insgesamt rund 27 Millionen Euro für erste Förderperiode

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sieben neue Forschungsgruppen und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats in Bonn. Die neuen Verbünde erhalten insgesamt rund 27 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten.

Die maximale Förderdauer der Forschungsgruppen, deren Antragsskizzen seit 1. Oktober 2018 eingereicht wurden, beträgt zweimal vier Jahre. Dies gilt für zwei der jetzt neu eingerichteten Forschungsgruppen. Anträge, die auf Skizzen basieren, die vor dem 1. Oktober 2018 eingegangen sind, werden mit einer Laufzeit von zweimal drei Jahren gefördert. Kolleg-Forschungsgruppen können wie bisher zweimal vier Jahre gefördert werden.

Zusätzlich zu den acht Einrichtungen wurde die Verlängerung von acht Forschungsgruppen, einer Klinischen Forschungsgruppe und zwei Kolleg-Forschungsgruppen für eine zweite Förderperiode beschlossen. Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert. Kolleg-Forschungsgruppen sind wiederum speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten. Im Ganzen fördert die DFG zurzeit 158 Forschungsgruppen, elf Klinische Forschungsgruppen und 16 Kolleg-Forschungsgruppen.

Die acht neuen Verbünde im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)

Virulenz bezeichnet das Ausmaß, wie stark schädigend ein Erreger auf seinen Wirt einwirkt. Die Forschungsgruppe „Insektenimmunität, Mikrobiota und Pathogene in einem integrierten Ansatz“ will untersuchen, wie sich das Immunsystem des Wirtes und seine Mikrobiota auf ebenjene Virulenz von Erregern auswirkt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führen dazu die bislang unabhängig bearbeiteten Forschungsgebiete Wirt-Mikroben-Interaktionen, angeborene Immunität und bakterielle Resistenzevolution zusammen. Dies wird an verschiedenen Insekten untersucht, die wichtig für das Ökosystem sind, aber auch als Modell in der Evolutionsbiologie und für die menschliche Gesundheit dienen können. (Sprecher: Prof. Dr. Jens Rolff, FU Berlin)

In vielen Pflanzenarten findet man eine erstaunlich hohe chemische Diversität – sowohl bei unterschiedlichen Pflanzen derselben Art als auch innerhalb eines Pflanzenindividuums. Diese Chemodiversität kann Auswirkungen auf die Nahrungsnetze einer Pflanze und letztlich auf die gesamte Biodiversität haben. Die Forschungsgruppe „Ökologie und Evolution intraspezifischer Chemodiversität von Pflanzen“ will die Chemodiversität besser verstehen, etwa inwieweit sie innerhalb von Pflanzenindividuen, zwischen Individuen einer Population und zwischen Populationen variiert. (Sprecherin: Prof. Dr. Caroline Müller, Universität Bielefeld)

Die Forschungsgruppe „Ultraschallüberwachung von Faser-Metall-Laminaten mit integrierten Sensoren“ will mithilfe geführter Ultraschallwellen die Wellenausbreitung in Laminaten erforschen. Dabei sollen nicht nur die physikalischen Phänomene der Wellenausbreitung unter komplexen Umgebungsbedingungen betrachtet werden, sondern auch deren Interaktion mit versteckten Schäden, die Erfassung dieser Wechselwirkungen mit mikrotechnischen Sensoren am Ort des Geschehens und eine Signalverarbeitung zur vollständigen Schadensdiagnose. (Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Michael Sinapius, TU Braunschweig)

Die bisherige Forschung hat die Zustände des 19. Jahrhunderts mit zentralisierten Großkirchen und einer Dominanz des europäischen Christentums oftmals auch in die Vergangenheit rückprojiziert: Christentum wurde demnach meist als etwas Einheitliches und Europäisches verstanden. Die Kolleg-Forschungsgruppe will nun ihren Blick stärker auf die titelgebende „Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer“ richten. So sollen neue Einsichten zu den Christentümern gewonnen und eine grundlegende Veränderung unserer Vorstellung der Vormoderne erreicht werden. (Sprecherin: Prof. Dr. Birgit Emich, Universität Frankfurt/Main)

Materialien mit hoher thermischer und mechanischer Beständigkeit stehen im Fokus der Forschungsgruppe „Multifunktionale, grobkörnige, refraktäre Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde für großvolumige Schlüssel-Bauteile in Hochtemperaturprozessen“. Auf der Basis von grobkörnigen feuerfesten Keramiken und grobkörnigen refraktären Metallen wollen die Forscherinnen und Forscher eine neue Generation von Verbundwerkstoffen kreieren, die neue Hochtemperaturanwendungen ermöglichen soll. (Sprecher: Prof. Dr.-Ing. Christos G. Aneziris, TU Bergakademie Freiberg)

Die Entdeckung von Autoantikörpern, die Antigene im zentralen Nervensystem binden und verschiedene neuropsychiatrische Erkrankungen verursachen, hat zur Etablierung eines neuen Forschungsfelds geführt. Hier setzt die Forschungsgruppe „Pathophysiologie autoimmuner Enzephalitiden – SYNABS“ an, indem sie klinische Forscherinnen und Forscher mit Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Neurophysiologie, -biologie und -immunologie zusammenbringt, um gemeinsam antikörpervermittelte Erkrankungen des Zentralnervensystems zu erforschen. Die Forschungsgrupppe wird gemeinsam mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert. (Sprecher: Prof. Dr. Christian Geis, Universität Jena)

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind schubförmig auftretende Beschwerden, die mit Entzündungen und Geschwüren des gesamten Magen-Darm-Trakts einhergehen. Die medizinische Forschung geht davon aus, dass die Darmentzündung weitgehend durch eine übermäßige Immunantwort auf Umweltreize ausgelöst wird. Die genauen molekularen Ursachen sind jedoch unerforscht. Die Forschungsgruppe „Das Mikrobiom als therapeutisches Target bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“ will dies ändern und insbesondere mikrobielle Veränderungen in der Darmmikrobiota der Patientinnen und Patienten untersuchen. (Sprecher: Prof. Dr. Andre Franke, Universität zu Kiel)

Die Forschungsgruppe „Erforschung instationärer Phänomene und Wechselwirkungen beim High-Speed Stall“ will offene strömungsphysikalische Fragen rund um die Aerodynamik von Transportflugzeugen beantworten. Im Mittelpunkt steht vor allem der sogenannte High-Speed Stall: Dabei kommt es durch die für den schallnahen Geschwindigkeitsbereich typische Ausbildung einer Stoßwelle zum Strömungsabriss hinter der Stoßwelle. Die Forschungsgruppe will hierzu Strömungsfeldmessungen sowie numerische und experimentelle Studien der physikalischen Mechanismen durchführen. Einige Versuche sollen am Europäischen Transsonischen Windkanal durchgeführt werden, finanziert durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Helmholtz-Gemeinschaft. (Sprecher: Dr.-Ing. Thorsten Lutz, Universität Stuttgart)

Die elf für eine zweite Förderperiode verlängerten Verbünde
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):

Weiterführende Informationen

Medienkontakt:

  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG,
    Tel. +49 228 885-2109,

Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Verbünde.

Ansprechpartnerin in der DFG-Geschäftsstelle:

Zu den Forschungsgruppen der DFG: