Themen von Netzwerken über das Pankreaskarzinom bis zum Katholischsein in der Bundesrepublik Deutschland / Insgesamt rund 17 Millionen Euro für erste Förderperiode
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet drei neue Forschungsgruppen und eine neue Klinische Forschungsgruppe ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats im schriftlichen Verfahren. Die ursprünglich für Ende März angesetzten Gremiensitzungen konnten wegen der Coronavirus-Pandemie nicht wie gewohnt stattfinden, weshalb Entscheidungen gestaffelt und im schriftlichen Umlaufverfahren getroffen wurden.
Die neuen Verbünde erhalten insgesamt rund 17 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Die maximale Förderdauer der Forschungsgruppen, deren Antragsskizzen seit 1. Oktober 2018 eingereicht wurden, beträgt zweimal vier Jahre. Dies gilt für zwei der jetzt neu eingerichteten Forschungsgruppen. Anträge, die auf Skizzen basieren, die vor dem 1. Oktober 2018 eingegangen sind, werden mit einer Laufzeit von zweimal drei Jahren gefördert.
Zusätzlich zu den vier Einrichtungen wurde die Verlängerung von acht Forschungsgruppen für eine zweite Förderperiode beschlossen. Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert. Im Ganzen fördert die DFG zurzeit 159 Forschungsgruppen und 18 Klinische Forschungsgruppen.
Die vier neuen Verbünde im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher)
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Informatik und Mathematik untersuchen in der Forschungsgruppe „Algorithms, Dynamics, and Information Flow in Networks“ die Grundlagen von Netzwerken. Sie analysieren realweltliche und virtuelle Netzwerke, darunter Infektionsprozesse, Computernetzwerke und soziale Netzwerke im Internet. Im Vordergrund stehen dabei die mathematische Analyse und Modellierung von Netzwerken mit dem Ziel, offene Fragen der Dynamik und algorithmischen Beherrschbarkeit von Netzwerken besser zu verstehen und so den Übergang von den mathematischen Grundlagen zur Anwendung effizienter Algorithmen und Modelle zu schaffen. (Sprecher: Prof. Dr. Martin Hoefer, Universität Frankfurt/Main)
Bei einer Erkrankung an Bauchspeicheldrüsenkrebs sind die Überlebenschancen sehr gering, da der Tumor aggressiv im umgebenden Gewebe wächst, schnell Metastasen bildet und weitgehend resistent gegenüber bestehenden Therapieansätzen ist. Dazu ist der Tumor in molekularer wie phänotypischer Hinsicht sehr vielfältig, sodass das Pankreaskarzinom in Subtypen unterteilt wird, die aber noch nicht alle bekannt und auch nur wenig erforscht sind. Ziel der Klinischen Forschungsgruppe „Charakterisierung und Targeting der Genomdynamik für eine Subtyp-spezifische Therapie des Pankreaskarzinoms“ ist es, durch die Untersuchung der Genomdynamik des Karzinoms weitere Subtypen zu analysieren und so zur Entwicklung individualisierter Therapien beizutragen. (Sprecher: Prof. Dr. Volker Ellenrieder, Universität Göttingen; Leiterin: PD Dr. Elisabeth Heßmann, Universität Göttingen)
Sogenannte SLC26-Anionentransporter sind für den Transport von Anionen durch Zellmembranen zuständig und üben damit lebenswichtige Funktionen für den Elektrolyt- und Wasserhaushalt des Organismus aus. Fehlfunktionen einzelner Vertreter dieser Transporter können beim Menschen schwere Erkrankungen wie Skelettfehlbildung, Gehirnödem oder Taubheit verursachen. Die Forschungsgruppe „Integrative Analyse epithelialer SLC26-Anionentransporter – von der molekularen Struktur zur Pathophysiologie“ untersucht die noch weitgehend unverstandenen Funktionsprinzipien der Transporter, ihre Regulation und ihre Rolle in der Zell- und Organphysiologie. Bislang war das nicht möglich, da den Forscherinnen und Forschern die technischen Methoden fehlten, insbesondere zur Bestimmung der atomaren Molekülstruktur der SLC-Proteine. (Sprecher: Prof. Dr. Dominik Oliver, Universität Marburg)
Die Forschungsgruppe „Katholischsein in der Bundesrepublik Deutschland. Semantiken, Praktiken und Emotionen in der westdeutschen Gesellschaft 1965–1989/90“ nimmt sich eines Zeitraums an, der von der Zeitgeschichte schon länger erforscht wird, von der Kirchengeschichte jedoch abgesehen von einzelnen Studien wenig beachtet wurde. Welchen Beitrag leistete das „Katholischsein“ zur Gestaltung der Nachmoderne seit dem II. Vatikanischen Konzil und bis zur deutschen Wiedervereinigung? Bei der Beantwortung dieser Frage geht es den Forscherinnen und Forschern nicht um die Binnengeschichte eines sozialen Milieus; sie untersuchen vielmehr die religionskulturellen Dynamiken in der Breite der Gesellschaft. Wie dieser Prozess erfolgte, soll anhand von Semantiken, Praktiken und Emotionen untersucht werden, um die Wechselwirkungen zwischen Religions- und Gesellschaftsgeschichte herauszuarbeiten. (Sprecher: Prof. Dr. Andreas Holzem, Universität Tübingen)
Die acht für eine zweite Förderperiode verlängerten Verbünde
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):
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Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Verbünde.
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