Themen von besseren Krankheitstherapien über effizientere Energieversorgung bis hin zur präziseren Vermessung der Welt / Insgesamt rund 46,6 Millionen Euro für erste Förderperiode
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sieben neue Forschungsgruppen, eine neue Klinische Forschungsgruppe und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe ein. Dies beschloss der Hauptausschuss der DFG auf Empfehlung des Senats. Die neuen Forschungsgruppen erhalten insgesamt rund 46,6 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Die neuen Verbünde werden maximal zweimal vier Jahre gefördert. Zusätzlich zu den neun Neueinrichtungen wurde die Verlängerung von sieben Forschungsgruppen sowie einer Kolleg-Forschungsgruppe für eine zweite Förderperiode beschlossen. Eine der neu eingerichteten und zwei um eine weitere Förderperiode verlängerte Forschungsgruppen werden im Rahmen der D-A-CH-Zusammenarbeit mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) beziehungsweise dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert.
Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Im Ganzen fördert die DFG damit zurzeit 183 Forschungsgruppen, 12 Klinische Forschungsgruppen und 18 Kolleg-Forschungsgruppen. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert, während Kolleg-Forschungsgruppen speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten sind.
Die neuen Verbünde im Einzelnen
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher):
Wenn es um Lösungen zur Energiekrise geht, sind effiziente und möglichst nachhaltig herzustellende Solarzellen ein möglicher Ausweg. Die Forschungsgruppe „Gedruckte & stabile organische Photovoltaik mit Nicht-Fullerenakzeptoren“ fokussiert sich deshalb auf Solarzellen aus neuartigen organischen Materialien, die sich durch etablierte Druckverfahren herstellen lassen. Um diese Klasse von Solarzellen von Grund auf zu verstehen und weiterzuentwickeln, verfolgt die Forschungsgruppe einen stark interdisziplinären Ansatz und bringt Forschende aus Chemie und Materialwissenschaften sowie Physik und Mathematik bis hin zur Drucktechnik zusammen. (Sprecher: Professor Dr. Carsten Deibel, TU Chemnitz)
Profitorientierte Unternehmen nutzen eine Vielzahl von Strategien wie Kündigungshürden, missverständliche Produktinformationen oder versteckte Vertragsklauseln mit Zusatzkosten, um Konsumentinnen und Konsumenten überteuerte und für sie unnütze Produkte zu verkaufen. Betroffen sind laut Studien vor allem ärmere, alte oder weniger gebildete Menschen. Die Forschungsgruppe „Konsument:innenpräferenzen, Konsument:innenfehler und Unternehmensantwort“ will hier mit selbst entwickelten dynamischen Methoden gültige Muster analysieren und in formale Modelle der digitalen Ökonomie einbauen. (Sprecher: Professor Dr. Paul Heidhues, Universität Düsseldorf)
Zelluläre und molekulare Faktoren aus dem Darm können die Funktion des Gehirns modulieren und, so neuere Erkenntnisse, eine zentrale Rolle bei der Pathogenese von gastrointestinalen und neurologischen Erkrankungen spielen. Die Klinische Forschungsgruppe „Immun-Checkpoints der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn bei entzündlichen und neurodegenerativen Erkrankungen (GB.com)“ möchte die Interaktion zwischen Darm und Nervensystem bei immunvermittelten entzündlichen und degenerativen Erkrankungen untersuchen und durch die Verknüpfung der Fächer Immunologie und Neurowissenschaften die Grundlage zur Entwicklung neuer diagnostischer und therapeutischer Ansatzpunkte schaffen. (Sprecherin: Professorin Dr. Beate Winner, Universitätsklinikum Erlangen, Leiterin: Professorin Dr. Claudia Günther, Universitätsklinikum Erlangen)
Die Harnwege sind häufig von bakteriellen Infektionen betroffen, die nicht selten auf die Nieren übergreifen. Wegen einer Vielzahl von Faktoren, die Therapieerfolge mindern, kann dies unter Umständen lebensbedrohlich sein. Ein besseres Verständnis dieser Infektionen auf molekularer Ebene ist deshalb dringend nötig. Die Forschungsgruppe „Bakterielle renale Infektionen und deren Abwehr (BARICADE)“ will auf diesem Feld die Ursachen und molekularen Mechanismen bei bakteriellen Infektionen der Niere untersuchen und Wege zu neuen Behandlungsstrategien ebnen. (Sprecher: Professor Dr. Florian Wagenlehner, Universitätsklinikum Gießen und Marburg)
Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Deutschland – mit steigender Tendenz. Insbesondere bei Erkrankungen mit schlechter Prognose besteht ein hoher Bedarf an neuen Behandlungsmethoden. Hier setzt die Forschungsgruppe „RNA im Fokus (RIF): Von Mechanismen zu neuen therapeutischen Strategien in der Krebsbehandlung“ an. Ihr Ziel ist es, die Rolle und die Möglichkeiten von nicht kodierten Ribonukleinsäuren (ncRNAs) und Retinol-bindenden Transportproteinen bei Tumoren zu untersuchen, die dabei zugrunde liegende Biologie zu entschlüsseln und Behandlungskonzepte auf präklinischer Ebene zu entwickeln (Sprecher: Professor Dr. Stefan Hüttelmaier, Universität Halle-Wittenberg)
Nicht erst die Coronavirus-Pandemie hat es aufgezeigt: Um gesellschaftlich wirken zu können, braucht wissenschaftliche Erkenntnis ein hohes Maß an Vertrauen im öffentlichen Diskurs. Bei kontroversen Themen aber sinkt dieses Vertrauen oft – Wissen wird durch Unwissen bedroht. Die Kolleg-Forschungsgruppe „Soziale Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit von Expertenwissen und wissenschaftsbasierten Informationen“ will die philosophischen Voraussetzungen untersuchen, die für Vertrauen in Erkenntnis und wissenschaftliche Glaubwürdigkeit generell relevant sind. Im Fokus stehen auch Prozesse, durch die wissenschaftliche Expertise untergraben werden kann. (Sprecher: Professor Dr. Mathias Frisch, Universität Hannover)
Die Stabilität des menschlichen Erbguts ist fortwährend durch innere und äußere genotoxische Angriffe gefährdet. Während die Reaktionen der Zelle – Reparaturmechanismen und DNA-Schadensantworten – inzwischen intensiv erforscht wurden, sind die Auswirkungen der Genominstabilität auf Erkrankungen und Alterungsprozesse bislang noch sehr unzureichend verstanden. Diese Lücke will die Forschungsgruppe „Physiologische Ursachen und Konsequenzen der Genominstabilität“ füllen und in die Bereiche der physiologischen Ursachen und Auswirkungen in diesem Feld vordringen. (Sprecher: Professor Dr. Björn Schumacher, Universitätsklinikum Köln)
Die genaue Vermessung der Erde ist noch nicht abgeschlossen. Diese ist gerade im Hinblick auf Klimawandel und Naturkatastrophen von zentraler Bedeutung: Die genaue Beschreibung der Erdoberfläche ist zum Beispiel entscheidend, wenn es um den Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen der Polkappen geht – eine der derzeit am ungenausten bestimmten Größen. Das Hauptziel der Forschungsgruppe „Uhrenmetrologie: Die ZEIT als neue Variable in der Geodäsie“ ist die Einführung der „Zeitkohärenz” als neue zusätzliche Verbindungsgröße für geodätische Messtechniken unter anderem durch die Einbindung optischer Uhren, um die Erde im Millimeterbereich noch präziser vermessen zu können. (Sprecher: Professor Dr.-Ing. Ulrich Schreiber, TU München)
Im wachen Zustand nimmt das Gehirn weitaus mehr Informationen auf als langfristig gespeichert werden können. Die Forschungsgruppe „Abstraktion von Information im Schlaf“ geht davon aus, dass der „Offline“-Modus des Schlafes dazu dient, diese Informationslast durch Abstraktion auf bestimmte Kerninhalte zu reduzieren. Das vertiefte Verständnis für die Gedächtnisfunktion des Schlafes soll letztendlich den Weg für translationale Ansätze bahnen, um durch entsprechende, auf den Schlaf bezogene Eingriffe Gedächtnisprozesse im Rahmen von Erkrankungen wie Alzheimer oder bei der Aufnahme von Wissen zu verbessern. (Sprecher: Professor Dr. Jan Born, Universität Tübingen)
Die für eine zweite Förderperiode verlängerten Verbünde
(in alphabetischer Reihenfolge der Hochschulen der Sprecherinnen und Sprecher und mit Verweisen auf die Projektbeschreibungen in der DFG-Internetdatenbank GEPRIS zur laufenden Förderung):
Medienkontakt:
Ausführliche Informationen erteilen auch die Sprecherinnen und Sprecher der Verbünde.
Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle:
Zu den Forschungsgruppen der DFG: