“Spirit of Excellence” in Bad Honnef

Am Ende stand eine Erkenntnis, die vielleicht von dem einen oder anderen derer, die sie nun deutlich vor Augen hatten, so nicht von vornherein vermutet worden wäre: „Diese Tagung hat gezeigt: Es gibt einen regelrechten ‚Spirit of excellence', den die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die einzelnen geförderten Einrichtungen und Universitäten hinweg teilen“, sagte DFG-Präsident Professor Dr. Peter Strohschneider nach zwei Tagen intensiven Austauschs in Bad Honnef.

Auf Einladung der DFG und des Wissenschaftsrates diskutieren zum Abschluss der Tagung…

Auf Einladung der DFG und des Wissenschaftsrates diskutieren zum Abschluss der Tagung…

© DFG / Oliver Güth

Wie können die Erfolge der Exzellenzinitiative in nachhaltige Strukturen überführt werden? – vor allem diese Frage war Gegenstand vieler Diskussionen. Dazu richteten die 300 versammelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst einen Blick zurück: In verschiedenen Workshops tauschten sie sich in Bad Honnef über Organisation und Management von Exzellenzclustern und Graduiertenschulen aus. Dabei ging es um Themen wie Interdisziplinarität, die Positionierung im internationalen Wettbewerb, die Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Karriere und Familie und die Zusammenarbeit mit den Universitäten und externen Partnern. So berichteten beispielsweise im Workshop „Organisation interdisziplinärer Forschung“ die Vertreterinnen und Vertreter der Cluster, die ja von vornherein als disziplinübergreifende Forschungs-Verbünde angelegt sind, von dem Spannungsfeld, in dem sie mit ihren Clustern operieren: Bereits die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache für verschiedene Disziplinen sei da eine Herausforderung, ebenso der Methodentransfer von einer Disziplin in die andere. Hervorgehoben wurden auch Schwierigkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs, denn dieser profitiere zwar sehr von einem interdisziplinären Umfeld, aber die wissenschaftliche Welt sei eine disziplinär geordnete. Auch wenn Interdisziplinarität also kein Wert sei, der für sich selbst stehe – die großen Zukunftsfragen seien nicht allein disziplinär erforschbar.

…und Wissenschaft (im Bild DFG-Präsident Peter Strohschneider) gibt es darüber, dass der unbedingte wissenschaftliche Qualitätsanspruch ebenso beibehalten werden muss wie das strikt wissenschaftsgeleitete Auswahlverfahren

…und Wissenschaft (im Bild DFG-Präsident Peter Strohschneider) gibt es darüber, dass der unbedingte wissenschaftliche Qualitätsanspruch ebenso beibehalten werden muss wie das strikt wissenschaftsgeleitete Auswahlverfahren

© DFG / Oliver Güth

Nach dem Blick auf die Erfahrungen in Organisation und Management ging es in einem zweiten Workshop-Block darum, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Wie können die bisherigen Errungenschaften der Exzellenzinitiative dauerhaft gesichert werden? Die Sprecherinnen und Sprecher der Exzellenzeinrichtungen diskutierten hierbei die Effekte auf Lehre und Nachwuchs oder die Rekrutierung und Bindung von wissenschaftlichem Spitzenpersonal. Fazit der zahlreichen Plenardiskussionen: Die Exzellenzinitiative hat vielfältige Impulse in das deutsche Wissenschaftssystem gegeben und die deutschen Universitäten als Orte der Spitzenforschung und Ausgangspunkte für Innovationen hervorgehoben. DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek sprach deshalb auch von einem „Fördermodell von unglaublicher internationaler Strahlkraft, das von vielen Ländern kopiert wird“. Es sei ein „produktives Unruhemoment – fachlich wie organisatorisch, national wie international.“ Sie betonte zudem die positiven Auswirkungen der Exzellenzinitiative auch auf gute Lehre; die Gesamtsystemwirkung der Exzellenzinitiative auf alle universitären Felder Lehre, Forschung, Weiterbildung und Transfer sei erheblich. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Dr. Manfred Prenzel, hob hervor: „Unsere Zwischenbilanz hat einmal mehr deutlich gemacht, welchen Schub die Exzellenzinitiative für die Strategiebildung an den Universitäten bewirkt hat. Die Möglichkeit zur wissenschaftsadäquaten Gestaltung der eigenen Organisationsstrukturen muss unbedingt erhalten bleiben."

Schließlich richtete ein dritter Workshop-Block den Blick in die Zukunft und versuchte Herausforderungen und Perspektiven gleichermaßen zu bestimmen. Dazu diskutierten die Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmer Veränderungen der Hochschullandschaft oder Anforderungen an künftige Förderformate. Die DFG-Generalsekretärin wies in ihrer Zusammenfassung der Workshop-Ergebnisse besonders auf die „regionale Konzentration von Forschung“ hin, die eine Steigerung von wissenschaftlicher Leistung und Produktivität mit sich gebracht habe. Für die Zukunft brauche es nun eine „bedarfsorientierte Ausgestaltung der Förderformate, die gleichzeitig die Dynamik im Wissenschaftssystem erhält.“ Verlangt wurden zudem längere Laufzeiten für zukünftige Förderformate, um nicht von einem Wettbewerb zum nächsten zu hasten, sondern den Universitäten Raum zur Entfaltung zu geben.

Die Landeswissenschaftsministerinnen Sabine von Schorlemer, Theresia Bauer und Sabine Kunst (v. l.) lassen nach der Diskussion die Argumente auf sich wirken

Die Landeswissenschaftsministerinnen Sabine von Schorlemer, Theresia Bauer und Sabine Kunst (v. l.) lassen nach der Diskussion die Argumente auf sich wirken

© DFG / Oliver Güth

Den Abschluss der Honnefer Tagung bildete eine Diskussionsrunde mit den Landeswissenschaftsministerinnen Theresia Bauer (Baden-Württemberg), Professor Dr. Sabine Kunst (Brandenburg) und Professor Dr. Sabine von Schorlemer (Sachsen), der CDU-Bundestagsabgeordneten Alexandra Dinges-Dierig und Ulrich Schüller, im Bundesministerium für Bildung und Forschung zuständig für das Wissenschaftssystem, sowie dem WR-Vorsitzenden Manfred Prenzel und DFG-Präsident Peter Strohschneider. Dabei nutzten die versammelten Sprecherinnen und Sprecher der Exzellenzeinrichtungen die Gelegenheit, das in den Workshops Herausgearbeitete in einen eindringlichen Appell zu kleiden. Sie warben für eine zukunftsgerichtete Weiterentwicklung des Programms und forderten eine schnelle Grundsatzentscheidung des Bundes und der Länder, dass universitäre Spitzenforschung auch nach dem Ende der bisherigen Förderung im Oktober 2017 in entsprechender Weise finanziert werde. Dabei müsse der unbedingte wissenschaftliche Qualitätsanspruch ebenso beibehalten werden wie das strikt wissenschaftsgeleitete Auswahlverfahren.

„Im Kern wird sich an der Frage der Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative auch die Frage beantworten, welche wissenschaftspolitische Durchsetzungsmacht auf der Ebene des Bundes und der Länder die Wissenschaftspolitik in der Konkurrenz mit anderen Politikfeldern hat“, sagte DFG-Präsident Strohschneider in seinem Schlussplädoyer. „Diese Veranstaltung in Bad Honnef war sehr produktiv darin, Argumente zu entwickeln und zu sammeln, mit denen die Wissenschaftspolitik bestehen kann. Die Wissenschaft hofft daher sehr und mit guten Gründen auf eine weitere Entwicklung der Exzellenzinitiative.“

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