Eine Nachwuchswissenschaftlerin und fünf Nachwuchswissenschaftler haben am 28. Juni den Heinz Maier-Leibnitz-Preis 1999 erhalten, eine mit je 30.000 DM dotierte Auszeichnung, die nach dem früheren Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Dr. Heinz Maier-Leibnitz, benannt ist. Der Preis ist Anerkennung für herausragende wissenschaftliche Leistungen und Anreiz für weitere wissenschaftliche Arbeit zugleich. Die jungen Wissenschaftler erhielten den Preis beim Festakt im Bonner Universitätsclub aus der Hand der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, und des Präsidenten der DFG, Professor Dr. Ernst-Ludwig Winnacker.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt die Mittel für den Preis bereit, ein von der DFG berufener Auswahlausschuß wählt die sechs Preisträger*innen aus. Die Preisträger*innen dürfen im Jahr der Ausschreibung nicht älter als 33 Jahre sein. Eine Festlegung auf bestimmte Fachgebiete gibt es nicht.
Die Preisträger*innen 1999:
Bernhard Breit studierte Chemie in Kaiserslautern, wo er 1993 auch promovierte. Nach einem Aufenthalt an der Stanford University begann er 1994, an der Universität Marburg zu forschen, wo er 1996 Projektleiter im Sonderforschungsbereich "Metallorganische Verbindungen als selektive Reagenzien in der Organischen Chemie" wurde. Nach seiner Habilitation 1998 folgte er einer Einladung als Gastprofessor an die Harvard University. Sein Forschungsgebiet ist die räumliche Kontrolle der sogenannten Hydroformylierung - einer technisch bedeutenden chemischen Katalysereaktion. Bernhard Breit bemüht sich, durch geschickte Variationen am Katalysator eine bessere Kontrolle über die bei der Reaktion entstehenden Produkte zu erlangen.
Martin Grohe studierte Mathematik in Freiburg, promovierte dort 1994 und kehrte nach Forschungsaufenthalten an der University of California at Santa Cruz und an der Stanford University nach Freiburg zurück, wo er sich im Jahr 1998 habilitierte. Martin Grohe hat bereits sein Forschungsgebiet, die endliche Modelltheorie, geprägt so löste er im Rahmen seiner Dissertation vollständig das sogenannte Hierarchieproblem für Fixpunktlogiken, bei dem über ein Jahrzehnt hinweg nur bruchstückartige Erkenntnisse erzielt worden waren.
Gerd Kempermann studierte Medizin in Köln und Freiburg. Der Stipendiat des Cusanus-Werkes promovierte 1993 in Freiburg. Von 1995 bis 1998 war er als Postdoktorand am Salk-Institut in La Jolla, Kalifornien, tätig und hatte von 1995 bis 1997 ein Ausbildungsstipendium der DFG inne. Seit 1998 ist er Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neurologischen Universitätsklinik Regensburg. Im Tierversuch gelang es Gerd Kempermann zu zeigen, daß auch das erwachsene Gehirn noch in der Lage ist, neue Nervenzellen hervorzubringen und zu integrieren. Seine Arbeiten eröffnen neue Perspektiven für die Therapie neurodegenerativer Erkrankungen.
Rainer Michalzik studierte Elektrotechnik an der TU Braunschweig und wechselte im Jahr 1990 an die Universität Ulm, wo er 1996 promovierte. Michalzik ist an der Weiterentwicklung sogenannter Vertikallaser, eines neuen Typs von Halbleiterlasern, beteiligt und leitet unter anderem ein auf diesem Gebiet angesiedeltes, DFG-gefördertes Projekt. Vertikallaser sind Halbleiterbauelemente mit einzigartigen Leistungsdaten; sie stoßen daher bei der Industrie auf ein erhebliches Interesse.
Die gebürtige Hamburgerin Anne Ulrich studierte Chemie an der University of Oxford, wo sie 1993 im Fach Biochemie die Promotionsprüfung ablegte. Als Postdoktorandin war sie von 1993 bis 1995 am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg tätig. Seit 1996 leitet sie in Jena eine von der DFG geförderte biowissenschaftliche Nachwuchsgruppe und kooperiert mit dem Sonderforschungsbereich "Bio- und Modellmembranen". Die Wissenschaftlerin versucht zu ergründen, wie biologische Membranen aneinander haften und miteinander verschmelzen. Diese Vorgänge sind beispielsweise bei der Befruchtung von Eizellen durch Samenzellen von entscheidender Bedeutung.
Karsten Weihe studierte in Berlin Mathematik und Informatik, wo er 1994 im Fach Mathematik promovierte. Er wechselte danach an die Universität Konstanz und begann seine Habilitationsarbeit im Fach Informatik, die er 1998 abschloß. Karsten Weihe beschäftigt sich mit der theoretischen Beschreibung von sehr komplizierten Abläufen. Dabei nutzt er sogenannte "Anwendungsalgorithmen", Abfolgen mathematische Vorschriften. Seine Erkenntnisse wendet Weihe auf vielfältige praktische Probleme an, darunter die Planung des Verlaufs von Leiterbahnen auf Mikrochips, die Organisation von Arbeitsprozessen oder die Analyse von Eisenbahn-Daten.