Sechs herausragende junge Wissenschaftler erhalten 2003 den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Dies beschloss das Präsidium der DFG in seiner Sitzung am 20. März. Die mit je 16 000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 15. Mai gemeinsam von dem DFG-Präsidenten Professor Ernst-Ludwig Winnacker und Staatssekretär Dr. Uwe Thomas vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Bonn verliehen. Der Preis, benannt nach dem früheren DFG-Präsidenten und Atomphysiker Heinz Maier-Leibnitz, wird aus Mitteln des BMBF finanziert und soll die exzellenten Forschungsleistungen von Wissenschaftler*innen würdigen, die nicht älter als 33 Jahre sind. Die Preisträger wurden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren aus 35 vorgeschlagenen Kandidaten ausgewählt.
Die Verleihung der Heinz Maier-Leibnitz Preise durch den DFG-Präsidenten Professor Ernst-Ludwig Winnacker und Staatssekretär Dr. Uwe Thomas vom Bundesministerium für Bildung und Forschung fand am 15. Mai um 15.00 Uhr im Deutschen Museum in Bonn statt. Journalist*innen waren herzlich zur Teilnahme an der Veranstaltung eingeladen.
Der wissenschaftliche Schwerpunkt des Informatikers Marc Alexa liegt in der graphischen Datenverarbeitung, genauer gesagt in der geometrischen Modellierung und Animation. Schon während seiner Dissertation beschäftigte er sich eingehend mit dem Morphing-Verfahren. Als Morphing bezeichnet man die schrittweise, nahezu unmerkliche Verwandlung eines Objekts, Körpers oder Gesichts in ein anderes, die der Computer errechnet. Dabei muss das Zielobjekt nicht unbedingt die gleiche Topologie haben wie das Ausgangsobjekt. Um solche Veränderungen zu berücksichtigen, bedarf es der Entwicklung spezieller Modellierungsverfahren, welche die Objekte mit Hilfe von Dreiecksnetzen oder Punktwolken geometrisch abtasten und so über die Form des Zielobjektes Aufschluss geben können. Damit gehört Morphing zu einem der wichtigsten Forschungsgebiete innerhalb der Computeranimation und birgt ein hohes Anwendungspotenzial.
Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit bilden die Erforschung punktbasierter Repräsentationen graphischer Objekte und die Geometrieverarbeitung auf Netzen.
Marc Alexa studierte Informatik und Physik an der Technischen Universität Darmstadt, wo er auch anschließend promovierte. Während seiner Promotion war er zu Gast an der Universität in Tel Aviv, wurde zum Gastdozenten an der Rhode Island School of Design berufen und im Januar 2001 zum Leiter der Arbeitsgruppe "3D Graphics Computing" an der Technischen Universität Darmstadt befördert.
(www.informatik.tu-darmstadt.de/fb20/index.de.js)
Der Physikochemiker Martin Beyer beschäftigt sich mit der Chemie gelöster Ionen in Wasserclustern, das heißt in Tröpfchen, die aus weniger als 50 Wassermolekülen bestehen. Seine wissenschaftliche Arbeit hat gezeigt, dass wässrige Chemie, wie wir sie aus dem Reagenzglas kennen, auch in diesen Nanotröpfchen abläuft. Die von ihm entwickelten Methoden erlauben nicht nur die Untersuchung chemischer Reaktionen auf molekularem Niveau, sondern auch ein besseres Verständnis von der Natur chemischer Bindungen. Methodisch hat sich Martin Beyer bereits einen Ruf als Experte im Bereich Massenspektrometrie erworben.
Martin Beyer schloss sein Physikstudium and der Technischen Universität München ab. Dort promovierte er auch anschließend am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie zum Thema "Structure and Reactivity of Solvated Ions". Der Promotion schloss sich ein einjähriger Aufenthalt als Postdoktorand an der University of California in Berkeley an, wo er an der Entwicklung neuer massenspektrometischer Methoden für die biochemische Forschung mitarbeitete.
Im Jahr 2000 kehrte Martin Beyer an die Technische Universität München zurück, um seine Forschungen über die Stabilität, Reaktivität und Struktur von Clustern im Subnanometerbereich im Rahmen einer Habilitation fortzusetzen.
Der Biochemiker Tim Clausen absolvierte sein Biologiestudium an der Universität Konstanz. Anschließend promovierte er an der Technischen Universität München und kehrte für seine Habilitation wieder nach Konstanz zurück. Der thematische Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Erforschung der Struktur-Funktionsbeziehungen im aktiven Zentrum von Pyridoxal-Phosphat (PLP)-abhängigen Enzymen und Flavoproteinen. Diese vielseitige Gruppe von Proteinen erregt aufgrund ihrer großen Bedeutung im Stoffwechsel und ihrer variantenreichen Reaktionsmechanismen bereits seit vielen Jahren die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern. Tim Clausen hat sich daher auf eine weniger gut untersuchte Subklasse dieser Enzyme konzentriert, deren Vertreter unter anderem am Metabolismus schwefelhaltiger Aminosäuren oder an der Regulation der Genexpression in Prokaryonten beteiligt sind. Dabei versteht er es außerordentlich geschickt, molekularbiologische und biochemische Expertise mit fundierten Kenntnissen in der hochauflösenden Röntgenstrukturanalyse zu vereinen.
Seit 1994 war er tätig als Leiter einer Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Angesichts seiner herausragenden Forschungsleistungen wurde Tim Clausen im November 2002 als Gruppenleiter für Strukturbiologie an das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien berufen.
Der Forschungsschwerpunkt von Dirk Kerzel liegt in der experimentellen psychologischen Grundlagenforschung. Seine Untersuchungen konzentrieren sich auf die menschliche Wahrnehmung, speziell auf die Strukturen und Prozesse des visuellen Systems, berühren jedoch auch zentrale Fragen der mentalen Verarbeitung von Ereignissen und Sachverhalten. Mit Hilfe einer Reihe von eigens dafür konzipierten Experimenten konnte er gängige Annahmen widerlegen, wie dynamische Vorgänge in unserer Umwelt kognitionspsychologisch repräsentiert werden. Er stellte fest, dass unsere mentale Welt nicht wie unsere Umwelt festen physikalischen Prinzipien unterworfen ist. So sei der Inhalt des visuellen Gedächtnisses viel mehr von den motorischen Eigenschaften des visuellen Systems bestimmt. Die traditionelle Trennung von Gedächtnis und Motorik wird dadurch in Frage gestellt.
Dirk Kerzel studierte Psychologie und Linguistik an der Universität Bielefeld und wurde an der Universität München promoviert, wo er sich auch habilitierte. Nach einer Tätigkeit am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung in München trat er 2002 eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung Allgemeine Psychologie der Universität Gießen an und wurde im selben Jahr in das Heisenberg-Programm der DFG aufgenommen.
Der Altorientalist Daniel Schwemer befasste sich im Rahmen seiner Dissertation mit der Erforschung der altorientalischen Götterwelt. Spezialisiert hat er sich dabei auf die Gewitter- und Wettergottheiten Mesopotamiens und Nordsyriens. Um sich der komplexen Welt aus Mythos, Theologie und Kult anzunähern, bedurfte es der eigenständigen literarischen und ikonographischen Erschließung unterschiedlichster Quellen aus einer mehr als drei Jahrtausende währenden Kulturgeschichte. So übersetzte Daniel Schwemer nicht nur keilschriftliche Überlieferungen aus dem Assyrischen und Babylonischen, sondern arbeitete auch mit sumerischen, hethitischen, aramäischen und hebräischen Quellen. Im Gegensatz zu den bisherigen Götterdarstellungen in der Altorientalistik gab Daniel Schwemer seiner Arbeit eine religionshistorische Ausrichtung. So gelang es ihm, kultische Vorstellungen im Zusammenhang mit den Wettergottheiten umfassend zu rekonstruieren, ohne dabei die religionshistorischen Entwicklungen und Beeinflussungen bei der Übernahme von einem geographischen Raum in den anderen aus dem Auge zu verlieren.
Daniel Schwemer studierte Katholische Theologie, Assyriologie und Altkleinasiatische Philologie in Würzburg und Tübingen. Für seine Promotion kehrte er erneut nach Würzburg zurück. Nach deren Abschluss übernahm er kurzzeitig die Vertretung des Lehrstuhls für Babylonian Literature an der renommierten School of Oriental and African Studies (SOAS) in London. Seit November 2000 arbeitet Daniel Schwemer als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Orientalische Philologie der Universität Würzburg.
Der Physiker Ralf Wehrspohn absolvierte sein Studium im Rahmen eines binationalen Studiengangs an den Universitäten Oldenburg und der École Polytechnique in Palaiseau, Frankreich. Schon während der Diplomarbeit begann er, sich mit porösem, amorphem Silizium zu befassen. Diesen Themenschwerpunkt behielt er auch in seiner europäischen Dissertation bei, die er an den beiden Hochschulen abschloss. Besonders interessierte er sich dabei für die elektrochemischen Eigenschaften von amorphem und kristallinem Silizium, die er sowohl mit spektroskopischen Methoden als auch elektrischen Transportmessungen untersuchte.
An die Promotion schloss sich eine kurze Postdoktorandentätigkeit an der École Polytechnique an, bevor Ralf Wehrspohn für zwei Jahre eine Stelle bei den Philips Research Laboratories in Redhill, England, annahm. Seit 1999 ist er Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik, wo er sich auf Erforschung von porösen Materialien und photonischen Kristallen spezialisiert hat. Unter anderem ist es ihm und seinen Mitarbeitern gelungen, poröses Aluminiumoxid mit ferromagnetischen Materialien zu füllen. Nanostrukturen dieser Art bergen ein hohes Anwendungspotential, da sie als potentielle magnetische Datenspeicher weiterentwickelt werden können.