© DFG / Gesine Born
Die Beteiligung von Bürger*innen eröffnet ein großes Potenzial. Sie bereichert Forschungsprojekte, bettet die Wissenschaft stärker in die Gesellschaft ein und stärkt das Vertrauen in öffentlich finanzierte Forschung. Daher binden Forscher*innen Bürger*innen bei geeigneten Projekten gern in ihre Forschung ein. Die DFG setzt sich dafür ein, dass Wissenschaftler*innen das Potenzial der verschiedenen Formen von Partizipation in den unterschiedlichen Förderangeboten nutzen können, indem sie Fördergelder bereitstellt. Maßnahmen oder Überlegungen zur Partizipation können beispielsweise Teil des wissenschaftlichen Arbeitsprogramms oder Teil der Kommunikationsmaßnahmen eines Forschungsprojekts oder eines sogenannten Transferprojekts sein. In der Begutachtung der Anträge gelten die gleichen wissenschaftlichen Qualitätsstandards wie für alle DFG-geförderten Vorhaben.
Eine Form der Partizipation ist die Beteiligung von Bürger*innen an Forschungsprojekten, auch Citizen Science genannt. Die DFG fördert vielfältige wissenschaftliche Projekte, die Bürgerinnen und Bürger aktiv beteiligen. Diese können beispielsweise in archäologischen Vorhaben die Grabungen unterstützen, Tiere und Pflanzen sammeln und zählen, Wettermessungen oder geologische Daten übermitteln und verarbeiten. Auch in der Psychologie, den Computerwissenschaften oder der Medizin gibt es Beispiele für Citizen Science. Partizipation erschließt der Wissenschaft aber auch spezielle Expertisen wie beispielsweise Fährtenlesen oder Sprachkompetenzen für Dialekte.
Citizen Science trägt dazu bei, die für die Wissenschaft verfügbare Datenbasis erheblich zu verbreitern und so die wissenschaftlichen Ergebnisse zu verbessern. Dabei definieren Wissenschaftler*innen die Fragen der Forschung; Partizipation kann die Perspektivenvielfalt erhöhen - mit spezifischen Wissensbeständen, Interessen und Wertvorstellungen.
Auch überall dort, wo Forschung "Sounding Boards" aus der Gesellschaft benötigt, sind die Meinungen von Bürger*innen wertvoll. Das betrifft einerseits die Wirkung und den zu erwartenden Nutzen von Innovationen, andererseits auch die Auseinandersetzung mit Wirkungen von Forschung und ihrer Ergebnisse auf die Gesellschaft. Die DFG fördert beispielsweise Projekte aus den Sozialwissenschaften, etwa der Akzeptanzforschung, oder den Geschichtswissenschaften. Aber auch bei Themen wie Climate Engineering oder zu ethischen Fragestellungen gibt es erfolgreiche Beispiele für die Beteiligung von Bürger*innen.
In zahlreichen DFG-geförderten Projekten stehen die Gesellschaft und die Menschen als Forschungsgegenstand im Mittelpunkt. Um neue Ergebnisse zu erzielen, ist der Kontakt zu Beteiligten und Betroffenen unabdingbar: Oftmals durch Befragungen und Interviews wie in der Soziologie, der Ethnologie, der Medizin oder der Psychologie. Auch historische Betrachtungen zur Entwicklung der Teilhabe in Gesellschaften sind ein Feld, auf dem die DFG Vorhaben fördert. Und gerade in der Medizin können nur Patient*innen selbst ihre Erfahrungen teilen, die wiederum für die wissenschaftliche Bewertung wichtig sind. Die Betroffenen, ob Patient*innen oder Angehörige, verfügen häufig über einen großen Erfahrungsschatz und nehmen aktiv auf den gesamten Forschungsprozess Einfluss - von der Fragestellung über das Forschungsdesign und die Methodenauswahl bis zur Interpretation und Verbreitung der Ergebnisse. Ein Beispiel hierfür ist das DFG-Programm "Klinische Studien", ein weiteres das Nationale Aktionsbündnis für Menschen mit Seltenen Erkrankungen (NAMSE), das die DFG als eine von mehreren Förderorganisationen unterstützt.
Nicht zuletzt fördert die DFG auch eine Reihe von Projekten, die die Forschungspartizipation selbst untersuchen. Denn um einschätzen zu können, wie Wissenschaft von Partizipation und Bürger*innen von ihrem Engagement profitieren, ist wiederum Forschung vonnöten.
Eine Auswahl DFG-geförderter Projekte, die sowohl Bürger*innen einbeziehen, sich aber auch mit Partizipation als Forschungsthema beschäftigen, liefert die Projektdatenbank Gepri.
Die Kommunikation und Interaktion zwischen Gesellschaft und Wissenschaft nimmt auch bei DFG-geförderten Projekten eine immer größere Rolle ein. Forschungsprojekte widmen sich zunehmend der gezielten Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation. Für die direkten Kommunikationswege und neue Diskussionsformen, die hier entstehen und die ihrerseits Einfluss auf Forschungsprozesse nehmen, stellt die DFG im Rahmen der geförderten Projekte Mittel bereit. Nicht selten sind Beteiligte auch Protagonist*innen von Filmen, Podcasts, Blogs oder Veranstaltungen. Ein Beispiel für aktive Partizipation ist das Interdisziplinäre Forschungsnetzwerk Einsamkeit (InLoNe), das unter anderem eine Plattform entwickelt, die Betroffene in den Forschungsprozess einbindet als auch die Wissenschaftskommunikation zum Thema Einsamkeit stärkt.
Ein Beispiel dafür, wie die DFG Wissenschaftskommunikation unterstützt, sind die Sonderforschungsbereich.
Anlässlich des Jubiläums der Sonderforschungsbereiche 201 wurden einige Beispiele zusammengestellt.