(27.03.17) Mitte März fand das bereits 5. Symposium des deutsch-russischen IGK 1956 an der Russischen Staatlichen Geisteswissenschaftlichen Universität (RGGU) statt. Das Graduiertenkolleg, was im Jahr 2015 in Moskau feierlich durch eine hochrangige Delegation eröffnet wurde, besteht zwischen der RGGU und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Unter dem Titel „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ – Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“ beforschen bereits drei Generationen von Kollegiatinnen und Kollegiaten die lange Tradition nationaler, bilateraler und internationaler Forschung zu deutsch-russischen Kulturkontakten sowie die europäische Dimension dieser Kontakte. Auf dieser Basis soll ein innovatives Konzept interdisziplinärer und internationaler Kulturtransferforschung entwickelt werden. Zudem widmet sich der Forschungsverbund der Frage, inwiefern sich Prozesse des Kulturtransfers auf Konstruktionen kultureller oder nationaler Identitäten auswirken. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Neben einleitenden Worten durch die deutsche Sprecherin des Nachwuchskollegs, Prof. Elisabeth Cheauré, sowie dem Kosprecher auf russischer Seite und Inhaber des Thomas-Mann-Lehrstuhls Prof. Dirk Kemper, richtete die Leiterin des DFG Büros Moskaus, Dr. Wilma Rethage, zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung ein Grußwort an die Kollegiatinnen und Kollegiaten. Sie betonte, „wie wichtig in Zeiten „alternativer Fakten“ und eines wieder aufkeimendem Populismus kluge Köpfe sind, die die Mechanismen verstehen, wie wir als Individuen und Gesellschaften handeln, uns über Kultur, Sprache und Identität konstruieren, aber vielleicht auch einander befruchten, beeinflussen oder gar manipulieren“.
Momentan fördert die DFG rund 209 Graduiertenkollegs; davon sind 40 internationale Kollegs. Mit dem IGK 1956 zwischen Freiburg und Moskau wurde zum ersten Mal ein deutsch-russisches Graduiertenkolleg im Bereich der Geisteswissenschaften eingerichtet. Bilaterale Kollegs mit Russland werden von der DFG aber bereits seit 2006 gefördert, so z. B. zwischen der Moskauer Lomonossow-Universität und den Universitäten Gießen / Marburg im Bereich der Lebenswissenschaften (IGK 1384). Die Kofinanzierung der russischen Seite des Nachwuchsprogramms wurde dabei i.d.R. durch die Russische Stiftung für die Grundlagenforschung (RFFI) und die ehemalige Stiftung für Geistes- und Sozialwissenschaften (RFH) sichergestellt.
Graduiertenkollegs wie das IGK 1956 sind Einrichtungen an Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die von der DFG bis zu neun Jahre gefördert werden können. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts. Ziel ist es, die Promovierenden auf den komplexen Arbeitsmarkt „Wissenschaft“ intensiv vorzubereiten und gleichzeitig ihre frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen.
Zusätzlich ermöglichen internationale Graduiertenkollegs einen intensiven Austausch zwischen den Ländern: Die Forschungs- und Studienprogramme werden gemeinsam entwickelt und in Doppelbetreuung durchgeführt. Für die Doktoranden in den beteiligten Gruppen ist dann ein sechsmonatiger Auslandsaufenthalt im jeweiligen Partnerland vorgesehen.
Weitere Information:
Internationales Graduiertenkolleg 1956:
DFG-Moskau: Eröffnung des ersten deutsch-russischen IGK in den Geisteswissenschaften: