Die neuen Träger*innen des wichtigsten Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland stehen fest. Der von der DFG und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berufene Auswahlausschuss wählte jetzt zwei junge Wissenschaftlerinnen und vier junge Wissenschaftler für die „Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2011“ aus. Für die diesjährige Preisrunde gab es 145 Vorschläge – so viele wie noch nie. Vier der sechs Ausgezeichneten sind unter oder gerade 30 Jahre alt.
Verliehen wurden die Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2011 am 9. Mai, 14 Uhr, im Magnus-Haus in Berlin.
Die Dortmunder Juniorprofessorin Swantje Bargmann erhält den Heinz Maier-Leibnitz-Preis als besonders vielseitige Nachwuchswissenschaftlerin in den Ingenieurwissenschaften, die gleich drei anspruchsvolle Forschungsfelder bearbeitet. Vor allem ihre Arbeiten zur Modellierung der Kristallplastizität gelten als hochinnovativ und haben für die Entwicklung neuartiger Materialien hohe Bedeutung. Akzente setzt Bargmann auch mit der von ihr entwickelten Methode zur anisotropen Modellierung von Polareis. Aus ihrer Dissertation führt sie schließlich Forschungen zur Thermoelastizität fort. Kennzeichnend für Bargmanns Forschungen sind die interdisziplinäre Kooperation mit Ingenieuren, Mathematikern, Physikern und Werkstoffwissenschaftlern und ihre internationale Ausrichtung, die sich in zahlreichen Forschungsaufenthalten und gemeinsamen Projekten mit Fachkollegen in Japan, Südkorea, Südafrika, Schweden und den USA niederschlug.
Der Neuzeithistoriker Markus Friedrich zeichnet sich durch ein hohes Maß an interdisziplinärer Offenheit, ein ausgeprägtes methodisches Bewusstsein und ein sicheres Gespür für zukunftsträchtige Themen aus. Der derzeitige wissenschaftliche Assistent an der Universität Frankfurt/Main legte bereits mit seiner Dissertation über den „Helmstedter Hofmannstreit“ eine grundlegende Arbeit zu Luthertum und Späthumanismus sowie zum Verhältnis von Theologie und Philosophie in der frühen Neuzeit vor. Als nicht minder erkenntnisreich erwies sich seine Habilitationsschrift zur Herrschaftsausübung und den administrativen und kommunikativen Praktiken im Jesuitenorden. In diesen und zahlreichen Arbeiten zu weiteren Themen verbindet Friedrich auf souveräne Weise eine moderne Geistes- und Ideengeschichte mit sozialgeschichtlichen Analysen.
Christian Hackenberger gilt als einer der Erfolg versprechendsten deutschen Nachwuchswissenschaftler in der Bioorganischen Chemie. Vor allem mit seinen Arbeiten zur chemischen Methodenentwicklung hat er sich binnen Kurzem international einen Namen gemacht. Die von ihm entwickelte „Staudinger Phosphitligation“ erleichtert die gezielte Verknüpfung von Proteinen mit organischen Substanzen, die eines der größten Probleme der Biologischen Chemie darstellt. Hackenbergers Forschungen haben große Bedeutung bis in weite Bereiche der Lebenswissenschaften hinein und ein hohes Anwendungspotenzial, da auch Proteine für medizinische Anwendungen oft modifiziert werden müssen. Für seine in führenden internationalen Journalen publizierten Arbeiten wurde der Chemiker bereits mehrfach ausgezeichnet. Derzeit leitet Hackenberger an der Freien Universität Berlin eine eigene Arbeitsgruppe im Emmy Noether-Programm der DFG.
Der Informatiker Thorsten Holz hat auf dem Gebiet von IT-Sicherheit und Datenschutz vor allem durch seine Arbeiten über Sicherheitsbedrohungen im Netz und die Entwicklung von Verteidigungsmechanismen international hohes Renommee erlangt. Seine originellen Forschungsansätze sind gepaart mit einer hohen Versiertheit hinsichtlich der technischen Details von Schadsoftware. Auf dieser Grundlage konnte der als hoch engagiert geltende Juniorprofessor an der Bochumer Ruhr-Universität Verfahren entwickeln, die bereits ihren Weg in die breite Anwendung gefunden haben. Aktuell befasst sich Holz mit der Deanonymisierung von Netzbenutzern aufgrund ihrer Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken – und findet auch mit diesem Thema außerhalb der Wissenschaft Beachtung.
Auf dem Gebiet der Algebraischen Zahlentheorie und der Algebraischen Geometrie konnte Moritz Kerz schon früh herausragende Ergebnisse erzielen und wichtige Vermutungen beweisen. Der Mathematiker brachte in seiner Promotion Entwicklungslinien zum Abschluss, die auf Mathematiker-Größen des 20. Jahrhunderts zurückgehen – darunter Alexander Grothendieck und dessen Vision von „motivischer Kohomologie” und John Milnor mit seinen Arbeiten zur „K-Theorie”. Nur ein Jahr nach seiner Promotion etablierte Moritz Kerz eine eigene Emmy Noether-Nachwuchsgruppe an der Universität Duisburg-Essen. Bereits jetzt gilt der Nachwuchswissenschaftler als „Mathematiker von höchstem Rang”, der auf internationalem Niveau die Forschung auf einem zentralen Gebiet der theoretischen Mathematik prägt.
Mit gerade 30 Jahren gilt Henrike Manuwald bereits als eine international anerkannte und führende Vermittlerin zwischen Kunst- und Literaturgeschichte in der Mediävistik. Mit ihrem umfassenden Ansatz und präzisen Analysen gelingt es der Juniorprofessorin an der Universität Freiburg, ein neues Bild der mittelalterlichen Literatur des 13. Jahrhunderts und der sie tragenden Gesellschaft zu entwerfen. Manuwald zeichnet dabei die besondere Fähigkeit aus, in mittelalterlichen Konstellationen aktuelle Fragestellungen wahrzunehmen, etwa zur Medialität oder zu Visualisierungsmechanismen. Neben Fragen zum Verhältnis von Text- und Bildmedien in mittelalterlichen Handschriften widmet sie sich jüngst auch dem Themenfeld von Literatur und Rechtsgeschichte.